Bald-FCB-Boss Bernhard Burgener im grossen Interview
«Ich wuchs im Sozial-Bau auf»

Bernhard Burgener (59) wird der starke Mann beim FC Basel. Der Medien-Manager spricht im BLICK über seine Jugend in armen Verhältnissen und die Freundschaft zu Karli Odermatt und Gigi Oeri.
Publiziert: 20.02.2017 um 23:29 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:07 Uhr
Greift nach dem FCB: Bernhard Burgener soll im März der neue Besitzer des FC Basel werden.
Foto: Sebastian Magnani
Andreas Böni

BLICK: Herr Burgener, die Fussball-Schweiz las am Sonntag erstaunt Ihren Namen als neuer Boss des FC Basel ... 
Bernhard Burgener:
Als Leser des SonntagsBlicks war ich auch ein wenig überrascht, dass die Verhandlungen an die Öffentlichkeit kamen. Es ist so, dass Bernhard Heusler vor etwas mehr als einem Monat auf mich zukam. Er sagte, die ­jetzige Führung wolle kürzertreten und fragte mich, ob ich den FCB übernehmen möchte.

Und ist schon alles unter Dach und Fach? 
Nein, wir haben erst ein Gespräch geführt, und es ist noch nichts unterschrieben. Ich werde meinen Vorschlag im März dem Gremium präsentieren. Dann wird entschieden. Darum bitte ich Sie zu respektieren, dass ich nicht viel über Personalien sagen kann. Was aber klar ist: Ich würde die Aktien als Privatperson erwerben.

Sie planen mit Marco Streller als Sportchef, Alex Frei und Massimo Ceccaroni in der Sportkommission – so viel ist schon durchgesickert. 
Nur so viel: Klar ist, dass nur eine Basler Lösung in Frage kommt, wenn ich übernehmen würde.

Sie selbst sind direkt beim Joggeli aufgewachsen. 
Ja, in der Lehenmattstrasse 236, rund zwei Kilometer vom Stadion entfernt. Das ist eines dieser Hochhäuser, ein Sozialbau, also eine Sozial-Wohnung. Um dort wohnen zu dürfen, durftest du nicht viel ­verdienen und musstest mindestens zwei Kinder haben. Wir waren zu dritt.

Sie wuchsen also arm auf. Was machten Ihre Eltern? 
Sie kamen 1957 aus dem Wallis nach Basel. Meine Mutter war tagsüber für uns da und arbeitete von 16 bis 19 Uhr in einer Cafeteria. Mein Vater hat in einem Architektur-Büro mitgeholfen, ein einfacher Arbeiter. Übrigens: Ein Junge, der als Sechsjähriger in der Lehenmattstrasse mit mir aufwuchs, meldete sich dieses Wochenende nach Jahrzehnten wieder. Wie auch ein alter Freund aus Australien. Der FC Basel bringt also Schlagzeilen bis auf die andere Seite der Welt.

Sie verkauften erst Videokassetten – und wurden mit dem Verkauf des Ladens schon mit 28 Millionär. 
Ja, da war übrigens auch Ihr Arbeitgeber mit im Spiel. Ich verkaufte an die Ringier AG in den 80er-Jahren für einige Millionen.

Sie sind mit Karli Odermatt befreundet. Wie kam das? 
Ich war Fan von ihm und lernte ihn persönlich kennen, als ich in den 90er-Jahren im FCB-Vorstand war. Ich merkte als Marketing-Verantwortlicher bald, was für ein begnadeter Verkäufer er ist. Geht er irgendwo hin, kommt er immer mit einer Unterschrift zurück. Einmal gab es die Aktion «FCB in aller Munde». Wir schickten Karli los, er kam innerhalb von drei Monaten mit 40 Restaurants zurück, die alle 5000 Franken pro Jahr zahlten. Ein anderes Mal brachte er in fünf Monaten 100 Firmen für 5000 Franken Sponsoring. Er brachte dem Klub eine halbe Million. Er ist unglaublich populär – wenn ich alleine durch Steinenvorstadt laufe, habe ich fünf Minuten. Mit ihm dauert es eine halbe Stunde. Er kennt jeden, und jeder kennt ihn.

Gigi Oeri kennen Sie auch länger, oder? 
Ja, auch weil wir mit unserer Firma «Team» die Champions League vermarkten. Ich war mit ihr zum Beispiel beim Final in Istanbul von Milan gegen Liverpool. Als es 3:0 für die Italiener stand, sagte sie: «Die Partie wird noch drehen.» Unglaublich, Liverpool siegte dann im Penaltyschiessen. Und wir produzierten auch einen Film zusammen.

Welchen? 
Sie beteiligte sich bei «Das Parfüm», den Constantin-Film produzierte. Sie war Co-Produzentin, ohne sie wäre er gar nicht herausgekommen. Ich bin zudem fasziniert, wie sie und Bernhard Heusler diesen FCB gebaut haben. Das ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen.

Als Basel-Präsident könnten Sie die Champions League nicht mehr vermarkten, oder? 
Gehen Sie davon aus, dass ich weiss, wie ich mich rechtlich verhalten müsste. Natürlich würde ich mein Amt im Verwaltungsrat von «Team» niederlegen.

Sie begeistern sich für Entertainment: Filme, Musik und Fussball. 
Alles hat mit Unterhaltung zu tun. Darum hoffe ich übrigens auch, dass der FCZ aufsteigt und GC oben bleibt. Für die Unterhaltung sind diese Duelle doch toll.

Man sagt Ihnen einen engen Draht zu Urs Siegenthaler nach. Stimmt es, dass er jenes legendäre Interview als YB-Verwaltungsrat in Ihrer Loge im Joggeli gab? 
Ja. Ich halte viel von ihm, er hat eine unglaubliche Fachkompetenz. Es ist brillant, ihm zuzuhören.

Kommt er in einer operativen Funktion? 
Er ist bei Jogi Löw, das macht er hervorragend. Wir hatten mit Constantin-Film ja auch den WM-Film von 2014 im Vertrieb. Ich werde das 7:1 über Brasilien nie vergessen.

Ihr erstes FCB-Spiel? 
Ich sah 1966 mein erstes Spiel, und zwar auf dem Landhof. Ein 10:0 gegen Moutier.

Ihr liebstes FCB-Spiel? 
Das 3:3 gegen Liverpool.

Ihr verrücktestes FCB-Spiel? 
Als wir gegen den FCZ die Meisterschaft in den letzten zwei Minuten verloren.

Waren Sie am Sonntag gegen Lausanne im Stadion? 
Nein. Nach dem Lesen des SonntagsBlicks dachte ich, dass es besser ist, das Spiel gemütlich zu Hause zu schauen.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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