«40 Millionen Verlust in nur vier Jahren»
YB attackiert GC-Geschäftsführer Bickel

So frontal wurde in der Schweiz noch nie ein Sportchef durch seinen ehemaligen Arbeitgeber angegriffen. YB schiesst scharf gegen Fredy Bickel, den neuen Geschäftsführer von GC.
Publiziert: 16.09.2019 um 18:50 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2019 um 20:25 Uhr
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YB schiesst scharf gegen Fredy Bickel, den neuen Geschäftsführer von GC.
Foto: Keystone
Max Kern

Es ist ein beispielloser Vorgang. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung von Schweizer Meister schiessen auf der offiziellen Homepage scharf – gegen ihren früheren Sportchef Fredy Bickel (54). Auslöser sind verschiedene Interviews, die Bickel nach seiner Ernennung zum GC-Geschäftsführer letzte Woche gegeben hat.

Angesprochen auf die finanziellen Verluste in seiner Amtszeit, sagte Bickel in der «Berner Zeitung»: «Vielleicht war ich zu nett und hoffte zu lange, es würde schon gut kommen. Wir hätten Zakaria 2016 für sieben Millionen Franken an Liverpool verkaufen können. Ich sagte, das machen wir nicht, wir brauchen ihn, in einem Jahr ist er viel mehr wert. So war es dann auch. Vielleicht hätte ich auf einen Verkauf drängen sollen, dann hätte die Rechnung schöner ausgesehen. Das ist nur ein Beispiel. Aber ich war eh chancenlos.»

Zum Vorwurf, er sei nicht der perfekte Sportchef, wenn es darum gehe, einen Sparkurs umzusetzen, sagte Bickel: «Das ist vielleicht korrekt, aber falsch interpretiert, weil es bei YB so viele Richtungsänderungen gab. Ich möchte daran erinnern, dass wir noch 2015 sechs Millionen Franken erhielten, um mit dem «Projekt Avanti» den FCB anzugreifen. Wir holten Miralem Sulejmani, Loris Benito und Denis Zakaria. Ein paar Monate später war alles wieder anders. Natürlich hätte man auch mit weniger Geld Zweiter werden können. Aber wir wollten Meister werden, bauten etwas auf, kamen von Platz 7 auf 3 und dann 2. Wie man später sah, war das alles nicht so schlecht vorbereitet.»

Bickel über seinen Abgang: «Ich wurde die ganze Zeit angelogen. Im Geheimen wurde alles vorbereitet, mit Paul Meier war bereits im Juni ein Sportchef verpflichtet worden. Auch andere wie Chefscout Stéphane Chapuisat wären entlassen worden. Der Sohn der Lebensgefährtin von Urs Siegenthaler (VR-Mitglied 2016, die Red.) war bereits unterwegs für YB, einmal sass er zur Beobachtung eines Gegners im Ausland neben Chapuisat auf der Tribüne. Das war absurd. Und dann erzählen diese Leute, die das alles geplant hatten, es sei immer die Idee gewesen, Christoph Spycher zum Sportchef zu machen. Das ist lachhaft. Zum grossen Glück für YB gab Siegenthaler dann diese merkwürdigen Interviews, die ihn untragbar machten und alles veränderten.»

Schliesslich erhebt Bickel  den Vorwurf, dass ihn der heutige YB-CEO Wanja Greuel beim Fussballverband in Misskredit gebracht habe. Greuel, so Bickel, habe kein gutes Haar an ihm gelassen. Bickel erhielt den Job als Nati-Manager nicht, ihm wurde Pierluigi Tami vorgezogen. 

«Behalten wir uns vor, Rechtsmittel einzuleiten»

Nun, am Montagnachmitag, der Konter von YB. Auf der Homepage des Meisters heisst es: «Wir wehren uns, wenn YB-Mitarbeitende verunglimpft werden.» Und weiter: «Selbstverständlich liegt das finanzielle Ergebnis der Young Boys nie in der Verantwortung eines einzelnen Mitarbeiters. Aber es trifft zu, dass von 2013 bis 2016 und somit in der Amtszeit des ehemaligen Mitarbeiters im Sportbereich operative Verluste von über 40 Millionen Franken resultierten, die uns immer noch belasten.» Über 40 Millionen, welch happiger Vorwurf!

Weiter schreibt YB: «Wir haben kein Verständnis dafür, dass drei Jahre nach einem Austritt aus der Firma Betriebsgeheimnisse und Internas, teilweise falsch dargestellt, preisgegeben werden. Gegen schwere Verletzungen der arbeitsvertraglichen Treuepflicht behalten wir uns vor, Rechtsmittel einzuleiten.»

Geht diese Auseinandersetzung noch in die Verlängerung? Auf Anfrage von BLICK wollte sich Bickel nicht äussern.

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