Bernhard Burgener (62) ist gut vorbereitet. Vor ihm liegen unzählige Blätter mit unendlich vielen Ziffern. Es sind die Bilanzen des FC Basel. Erfolgsrechnungen, Kennzahlen der vergangenen Jahre. Der millionenschwere Unternehmer ist in seinem Element, umdribbelt die buchhalterischen Fragen, scheint auf alles eine Antwort zu haben.
Minus 19 Millionen. Rekordverlust! Und das noch vor der Corona-Krise! «Wäre die Krise nicht gewesen, wäre ich glücklich als Präsident», antwortet Burgener. 19 Millionen minus? Wäre ohne Corona zu verkraften gewesen. Weil man damit gerechnet und im Geschäftsjahr 2019 bewusst auf Spielerverkäufe verzichtet habe, um die sportlichen Ziele nicht zu gefährden, wie er sagt.
Doch Corona macht diese Rechnung zunichte. Der Spielermarkt bricht zusammen. Und dem FCB fehlt plötzlich jeder Rappen. Es geht ums Überleben. Sollten die Bebbi im Herbst noch immer vor leeren Rängen spielen müssen, wird es eng für den Verein.
Burgener ist sich dieser Gefahr bewusst, Geisterspiele seien längerfristig deshalb keine Option, man sei auf die Zuschauereinnahmen angewiesen. Ausser man besorge sich Fremdfinanzierungen in Form von Krediten, der FCB hat bisher keine Bankdarlehen in seiner Bilanz, und die Transferrechte der Spieler sind in der Bilanz bereits auf 1 Franken abgeschrieben. Eine weitere Variante wäre, dass man von der Regierung. Unterstützungskredite oder A-fonds- perdu-Beiträge bekommt.
Hat der aktuelle Präsident die Lage unterschätzt, als er von Bernhard Heusler und Georg Heitz übernommen hat? «Nein, ich habe persönlich alle Unterlagen geprüft, und die Herausforderungen waren absehbar», sagt der Unternehmer. Deshalb habe er damals im Frühling 2017 auch gewusst, was er kauft.
Burgener erklärt die Zahlen aus seiner Amtszeit:
● 2017 erzielte die FC Basel 1893 AG bei einem Umsatz von 88,4 Mio. Franken einen Jahresgewinn von 578 371.
● 2018 betrug der Umsatz 97,7 Mio. Franken bei einem Jahresgewinn von 239 259 Franken.
● 2019 folgt dann eine Ausgleichszahlung in der Höhe von 18,7 Mio., sodass die FC Basel 1893 AG einen Verlust von 761 052 Franken ausweist. Den nun ausgewiesenen Verlust in der konsolidierten Rechnung in der Höhe von rund 19,5 Mio. Franken muss der aktuelle Präsident als Hauptaktionär der FCB Holding im Wesentlichen selbst tragen.
Burgener hat im letzten Jahr bewusst auf die Einnahmen in der Höhe von rund 17,5 Mio. aus den Verkäufen von Omlin, Alderete und Riveros verzichtet, sagt er. In der Annahme, jetzt im Sommer seien die Spieler mindestens 30 Mio. wert. Aber Corona hat diese Pläne zunichte gemacht, zumindest vorläufig.
Auch mit den Investitionen in neue Spieler hat man sich nicht gerade zurückgehalten. Im Gegenteil: Die sportliche Leitung um Ex-Sportchef Marco Streller hat mit Ricky van Wolfswinkel (für 3,5 Mio. von Vitesse), Dimitri Oberlin (für 4,6 Mio. von Salzburg), Silvan Widmer (4,5 Mio. von Udinese), Aldo Kalulu (2,5 Mio. von Sochaux) riesige Summen für Spielerkäufe ausgegeben. Und man hat mit Valentin Stocker, Silvan Widmer und Fabian Frei zudem drei absolute Topverdiener ins Kader geholt.
Über 50 Millionen Franken betrugen die gesamten Personalkosten der 216 Mitarbeiter im vergangenen Jahr. Gemäss Burgener wird sich der Personalaufwand erstmals in diesem Jahr deutlich reduzieren.
Damit das Eigenkapital der FC Basel 1893 AG intakt bleibt, hat die FCB Holding AG den Verlust mit einer Ausgleichszahlung in der Höhe von 18,7 Mio. Franken ausgeglichen.
Burgener bliebt positiv
Ohne Einnahmen sollen diese Mittel bis Oktober reichen. Was dann? Wies weitergeht, weiss niemand. Wann wieder Spiele vor vollen Stadien stattfinden können, ist ungewiss.
All das stimmt Burgener aber nicht pessimistisch. Er wolle die Gesamtaufwände des Klubs deshalb auf 60 bis 65 Mio. Franken runterbringen. Auf die Hälfte jener Zahl, die ihm von der alten Führung hinterlassen worden sei. Heisst: In Zukunft wird der FCB zwar immer noch gute, aber vor allem erfolgsabhängige Gehälter bezahlen.
Burgener legt die Zahlen auf den Tisch. Laut ihm hat der FCB unter Bernhard Heusler zwischen 2012 und 2016 in der FC Basel 1893 AG 15,7 Mio. Franken Eigenkapital und 22 Mio. Franken Reserven Rückstellungen für zukünftige Transfers angehäuft. Davon sind Ende 2019 in der FC Basel 1893 AG noch 15,8 Mio. Franken Eigenkapital übrig. Die stillen Reserven aus Transferrechten betrugen 2016 52,4 Mio. und 2019 61,8 Mio. Franken.
Seine Aufstellung ist so, dass die Reserven von 90,1 auf 77,6 Millionen Franken geschrumpft sind. «Tatsache ist, dass das Eigenkapital Ende 2019 wieder hergestellt wurde», sagt er. «Ich werde alles dafür tun, dass der FC Basel langfristig überlebt.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |