Gut drei Wochen – und der Ball rollt bei uns bereits wieder. Am 22. Juli erfolgt der Startschuss in die neue Saison der Raiffeisen Super League mit dem ultimativen Knüller: YB gegen Basel. Herausforderer gegen Serienmeister. Neu sind die Anspielzeiten: 19 Uhr am Samstag, 16 Uhr am Sonntag. Doch auch in den zehn Klubs ist vieles neu. Am extremsten beim Titelverteidiger: Präsident neu. Sportchef neu. Trainer neu! Ausser bei Lausanne ist in allen Klubs mindestens eine Schlüsselposition in der Führung neu besetzt. Auf die Rookies warten viele Baustellen. Die BLICK-Fussballredaktion hat den Roundup in allen Teams gemacht. Das Fazit: Es wartet vielerorts ein Berg an Arbeit!
FC Basel: Kein Stein mehr auf dem anderen
Beim FCB bleibt kein Stein auf dem anderen. Jean-Paul Brigger ersetzt Heusler in der operativen Führung, Marco Streller tritt in die Fussstapfen von Sportdirektor Georg Heitz, Raphael Wicky übernimmt für Urs Fischer an der Seitenlinie. Und über allem thront der neue Präsident Bernhard Burgener, dem der ganze Laden gehört. Die einzige Konstante: die Mannschaft. Das Grundgerüst bleibt zusammen, zwar verliert der FCB mit Janko und Doumbia ein Top-Duo, doch mit Ricky van Wolfswinkel hat Streller eine Tor-Granate als Ersatz geholt. Und deshalb gilt auch in der kommenden Saison: Der FCB kann sich nur selber schlagen.
Lausanne-Sport: Celestinis Wiedergeburt
Fabio Celestini ist in Lausanne ein Manager nach englischem Vorbild: Coach und Sportchef in Personalunion. Kein anderer Trainer hat in der Schweiz eine solche Machtfülle. Kein anderer geniesst beim Präsidenten ein derart hohes Standing. Spätestens seit Celestini bei Alain Joseph nach 14 sieglosen Spielen in Serie um seine Demission bat. Der Boss ging nicht den Weg des geringsten Widerstands. Den ging auch Celestini nicht, als er sich gegen die Offerte von Saint-Etienne entschied. Womit sein verflixtes zweites Super-League-Jahr irgendwie auch ein Neustart ist. Für diesen verspricht Joseph seinem Coach vier, fünf Verstärkungen. Die ersten sind Alain Rochat von YB und Supertalent und Juve-Rückkehrer Andi Zekiri (17).
FC St. Gallen: Der unerfahrene Präsi Hernandez
Ein Sprung ins eiskalte Wasser: Der neue St.-Gallen-Boss Stefan Hernandez (50) ist neu im Fussball-Geschäft. Und er ist schon ein erstes Mal auf die Welt gekommen. Sportchef Christian Stübi kündigte, weil er intern wegen des neuen Organigramms immer isolierter war. Hernandez versprach bei Amtsantritt zwar, bei Reibereien sofort einzugreifen, aber Stübis Kündigung hat er nicht sehen kommen. In den Tagen nach dem Knall wirkt Hernandez ratlos. Ein Stübi-Nachfolger ist nicht in Sicht. Schon nach wenigen Wochen im Amt braucht Hernandez dringend ein Erfolgserlebnis: Das kann ihm auch die Mannschaft mit einem guten Saisonstart bescheren.
FC Zürich: Der «nette Herr Bickel»
Nach dem Abstieg hat FCZ-Boss Ancillo Canepa personelle und strategische Anpassungen vorgenommen. Er vergleicht die Challenge-League-Saison mit einem «Fitness-Aufenthalt». Nur, kommt der FCZ wirklich fitter zurück? Stürmer Michi Frey und Verteidiger Pa Modou sind die einzigen Neuen. Der Abgang von Buff etwa ist noch nicht kompensiert. Im Fokus steht der neue sportliche Leiter Thomas Bickel. Der «nette Herr Bickel», wie er schon genannt wurde, muss beweisen, dass er für die Super League genug abgezockt ist. Canepa: «Es stimmt, er ist nett, aber nur, was die Umgangsformen betrifft. Inhaltlich ist er ausgesprochen zielgerichtet und sehr direkt in der Kommunikation.»
BSC Young Boys: Nicht schon wieder ein Waterloo
Die Transfers von Zakaria, Mvogo, Kubo und Frey spülen YB rund 23 Millionen Franken in die Kasse! Nur: Sportchef Christoph Spycher wird nicht einfach 23 Millionen zur Verfügung haben. Denn der Grossteil geht als Schadensbegrenzung an die Investoren, die Rihs-Brüder. Allerdings kann man auch mit fünf, sechs Millionen bei uns gross anrichten. Djibril Sow als Zakaria-Nachfolger war nicht billig. Einen neuen Abwehrchef will Wuschu indes nicht holen. Allenfalls einen Hoarau-Backup. Ob das reicht? YB will schliesslich Meister werden. Und Spycher nicht in seinem ersten grossen Spiel gleich ein Waterloo erleben wie Anfang Jahr mit dem Out im Cup-Viertelfinal gegen Winterthur.
GC: Kann Walther zaubern?
GC-Boss Stephan Anliker über seinen neuen Sportchef: «Ich hoffe, Mathias Walther kann ein paar Sachen aus der Tasche zaubern. Aber richtig zaubern kann auch er nicht.» Das strukturelle Defizit beträgt auch diese Saison acht Millionen Franken. Das neue Stadion steht frühestens 2022. Bedeutet: Zauberer Walther kann wohl nur ablösefreie Spieler wie Frankfurt-Goalie Heinz Lindner verpflichten. Tami-Nachfolger Carlos Bernegger, der den Abstieg verhinderte, steigt bei GC in seine erste Saison als Cheftrainer. Ein Assistenztrainer – Kadar wechselte über die Geleise – wird noch gesucht. Dafür steht neu ein italienischer Schleifer auf dem Rasen.
FC Luzern: Neue Bescheidenheit und Meyer
In Luzern hat die Bescheidenheit Einzug gehalten. Hauptinvestor Bernhard Alpstaeg, der jedes Jahr mehr als zwei Millionen Franken aufwirft, um das Defizit zu decken, will in dieser Saison eine ausgeglichene Rechnung. Das heisst für den neuen Sportchef Remo Meyer: sparen! Neumayr, Costa, Marco Schneuwly und Haas sind bereits weg. Sportchef Meyer wird an seiner Budgetdisziplin und nicht an Resultaten gemessen. Doch das dürfte bei den Fans und im aufgeregten FCL-Umfeld schnell in Vergessenheit geraten.
FC Thun: Kann Schneider Cheftrainer?
Der Kader des FC Thun ist auf den ersten Blick schwächer als letzte Saison: Fassnacht, Bürki, Schindelholz, Reinmann und Schirinzi haben den Klub verlassen. Die Zugänge Alessandrini (YB), Kablan (Kriens) und Nuno da Silva (Breitenrain) müssen erst noch beweisen, dass sie höheren Aufgaben gewachsen sind. Gleiches gilt für Trainer Marc Schneider. Der Ex-Assistent von Urs Fischer, Jeff Saibene und Ciriaco Sforza muss zeigen, dass er auch ein guter Chef sein kann.
FC Sion: Tramezzanis Herkules-Aufgabe
Alles neu bei Sion. Der Trainer, Paolo Tramezzani. Aber auch die Assistenten Conte und Recenti sowie Video-Analyst Gornati. Alle hat sie der neue Coach mitgebracht. Tramezzani hat eine Carte Blanche. Er soll in alle Transfers einbezogen werden, hat CC versprochen. Bislang steht auf der Habenseite Marco Schneuwly! Und auf der Weggang-Seite: Leo, Bia, Pa Modou, Taravel. Da gibts also noch massiv viel zu tun. Und auch die Frage zu klären, ob Captain Reto Ziegler bleibt. Ob dieser und Vero Salatic wirklich kompatibel sind. Ob Sion nicht zu afrikanisch und damit schwierig zu führen geworden ist. Und Tramezzani soll Sion auch in die Europa League führen. Puh!
FC Lugano: Tami und der Spagat
Unter Paolo Tramezzani startete Lugano in der Rückrunde durch, vom Tabellenkeller auf Rang 3 und in die Europa League. Dass der Erfolgstrainer nach nur einem halben Jahr zu Sion wechselte, ist ein Schock für die Tessiner. Nun sind der Einheimische Pierluigi Tami und Ex-Inter- und -FCB-Star Walter Samuel am Ruder. Das Duo hat die schwierige Aufgabe, den Spagat zwischen Europa und Super League zu meistern. Und das ohne den Wundersturm der letzten Rückrunde Sadiku/Alioski. Die beiden werden gehen. Nicht aber Mariani. Immerhin: Präsi Renzetti erhöht das Budget wegen der sicheren Europa-League-Millionen auf neun Mio. Franken.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |