Studie aus England zeigt
Das ist alles anders bei Geisterspielen

Weniger Gelbe Karten! Weniger verschossene Elfmeter! Eine Studie belegt: Geisterspiele helfen der Gastmannschaft.
Publiziert: 01.06.2020 um 00:48 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2020 um 07:51 Uhr
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James Reade, Wirtschaftsprofessor der «University of Reading», zeigt mit seinem Team spannende Aspekte über Geisterspiele auf.
Foto: Zvg
Daniel Leu

Wer die letzten beiden Wochen die Bundesliga verfolgt hat, der musste sich wohl das eine oder andere Mal erstaunt die Augen reiben. Auswärtssieg an Auswärtssieg reihten die Mannschaften seit dem Restart aneinander.

Nur gerade 18,5 Prozent der Heimspiele wurden in den ersten drei Spieltagen nach dem Corona-Unterbruch gewonnen, in gleich 44,5 Prozent der Fälle aber siegte der Gast. Alles bloss Zufall? Nein, sagt James Reade. Der 39-Jährige ist Wirtschaftsprofessor an der englischen «University of Reading». Zusammen mit Forscherkollegen hat er den Einfluss von Zuschauern auf den Ausgang von Fussballspielen untersucht.

Reade und Co. haben dabei insgesamt 192 Geisterspiele seit 2002 in Europa analysiert. Die Ergebnisse sind eindeutig und spannend. Vier Fakten:

1. Heimteam gewinnt weniger oft

Mit Fans sind die Heimteams zu 45,8 Prozent siegreich, in Geisterspielen aber sind es nur noch 36,0 Prozent. Ohne Fans gewinnt der Gast zu 33,5 Prozent, beinahe genauso oft. Mit anderen Worten: Den Heimvorteil gibt es so nicht mehr.

2. Gäste milder bestraft

Sind keine Fans im Stadion, verteilt der Schiedsrichter weniger Gelbe Karten. Davon profitieren vor allem die Gäste. Sie erhalten in Geisterspielen 16,7 Prozent weniger Verwarnungen als in Spielen mit Fans.

3. Penaltys sitzen eher

Jeder kennt diesen Moment. Penalty für die Gäste. Während der Schütze zum Elfmeterpunkt läuft, pfeift das ganze Stadion. Dieser Spiessrutenlauf fällt bei Geisterspielen weg. Entsprechend weniger häufig werden bei Spielen ohne Fans Gäste-Elfmeter verschossen. Genau genommen versemmeln Spieler in leeren Stadien nur noch halb so oft.

4. Weniger Drama bei den Spielern

Auch die Minuten, in denen ein Spieler verletzt am Boden liegt und behandelt werden muss, nimmt ab. In normalen Spielen sind es gut sechs Minuten, in Geisterspielen aber nur noch fünfeinhalb.

Der Fall ist klar: Auswärtsmannschaften sind in Geisterspielen erfolgreicher als in vollen Stadien. Auch weil sie weniger Gelbe Karten kriegen und weniger häufig einen Penalty versemmeln. Doch Professor James Reade weist darauf hin, dass die Quellenlage mit 192 Spielen noch sehr gering ist.

Das Gute für ihn und sein Team: Er wird in den nächsten Wochen und Monaten noch viele Geisterspiele analysieren können. «Das freut uns natürlich», sagt Reade zu BLICK, der Fan von Oldham Athletic ist, «uns wird die Arbeit in naher Zukunft wohl nicht ausgehen ...»

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