Stephan Lehmann wurde bejubelt und gefeiert, jahrelang. Er war in den Achtziger- und Neunzigerjahren Nati-Goalie und eine Legende des FC Sion. Mit dem Karriereende erlischt das grosse Rampenlicht. Das normale Leben beginnt. Für Lehmann das Leben eines Goalietrainers.
Aber was heisst denn bitte «normal»? Lehmann war nie das, was man gemeinhin als «normal» bezeichnet. Er war wohltuend verrückt, ein wilder Hund. Er habe auch einige falsche Entscheidungen getroffen in seinem Leben, erzählt er. Darum habe er jetzt kein Geld mehr. «Typisch Fussballer!» ist der eingeübte Reflex von Herrn und Frau Bünzli.
Ach was. «Typisch Mensch!» Sollten wir sagen und Stephan Lehmann einmal kräftig auf die breiten Schultern klopfen. Mindestens. Seien wir ehrlich: Er hätte uns doch nie so gut unterhalten, damals, wäre er nicht ein Freak gewesen. Würden wir uns noch an Lehmann erinnern, wenn er ein angepasster Mitläufer gewesen wäre, der neben dem Fussball Teilzeit als Buchhalter gearbeitet hätte? Eben.
Es wäre wohltuend, wenn man offener darüber sprechen würde, wie schwierig es ist, «normal» zu sein. Stephan Lehmann hat sich für das volle Leben und für seine Leidenschaft Fussball entschieden. Das hat Respekt verdient.