Es braucht viele Zufälle, dass der gebürtige Berner Oberländer Kurt Grünig – 1964 in seinem ersten Länderspiel Doppeltorschütze beim 2:3 gegen Norwegen – 1968 in der zweithöchsten Spielklasse beim Nationalliga-B-Klub St. Gallen landet. «Ich wusste nicht einmal, wo St. Gallen liegt», sagt Grünig diese Woche, «eine Autobahn gabs damals auch nicht.»
Mittelstürmer Grünig spielt für YB. Bei den Vertragsverhandlungen sitzt er allein sechs Klubvertretern gegenüber: «Die sagten, ich könne wieder kommen, wenn ich 25 Spiele hätte. Die machten mich einen Kopf kleiner.»
Nati-Spieler Grünig ist begehrt. Er macht einen Test mit Servette (gegen Chelsea) und einen mit Lugano (gegen Tottenham). Beide NLA-Vereine wollen ihn. Doch YB verlangt 360'000 Franken, damals eine astronomische Summe.
Kurz vor Transferschluss ziehts Grünig 1967 zu NLB-Klub St. Gallen. Bereits in der ersten Saison mit Grünig folgt der Aufstieg. Und ein Jahr danach steigt der Cupfinal. Am Pfingstmontag vor 24000 Fans im Wankdorf. Gegner: AC Bellinzona. Grünig: «Auf dem Weg in den Final warfen wir YB, Lugano und Servette raus. Niemand hat gedacht, dass wir je in einen Final kommen würden. Das war für die Region eine Riesen-Sache, der ganze Kanton war auf den Beinen.»
Mit dem Geist von Spiez
St. Gallens Trainer Albert Sing, 1954 beim Wunder von Bern Assistenztrainer der deutschen Weltmeister-Truppe, wählt für die Vorbereitung wie 15 Jahre zuvor mit Deutschland das Hotel Belvédère in Spiez BE. Mit dem berühmten «Geist von Spiez» fahren die St. Galler zum Final.
Grünig legt zweimal für Rudi Nafziger (zwei Jahre zuvor mit Bayern Europapokalsieger) pfannenfertig auf. Der FCSG holt sich seinen ersten Cup-Pokal.
Grünig: «Den Kübel habe ich kaum rauf gebracht, der war so schwer.» Den ersten Schluck aus dem Pott offeriert er Bellinzonas Captain Renzo Bionda, den zweiten St. Gallens Präsident Elio Cellere.
Extra-Prämie: Eine Woche Maserati fahren
Und wie wars damals mit den Prämien? Grünig: «Ich hatte eine, die meisten anderen Spieler aber nicht. Deshalb sprach ich beim Präsidenten vor. Er sagte: Ich könne, falls wir gewinnen, 20'000 abholen. So verteilte ich dann die 20'000 aus einem kleinen Couvert unter den Spielern.» Grünig bekommt von einem Sponsor noch eine Extra-Prämie: Er darf eine Woche ein Luxus-Auto der Marke Maserati fahren.