Sportarzt Berbig entwarnt
So gefährlich ist die Belastung in den Englischen Wochen

7 (!) Englische Wochen in Serie. Fast keine Sommerpause. Die Verletzungs-Hexe reibt sich schon die Hände. Die soll sich nicht zu früh freuen, findet Ex-Nati-Goalie und Sportchirurg Dr. Roger Berbig (65).
Publiziert: 31.05.2020 um 10:58 Uhr
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Sportarzt Dr. Roger Berbig sieht den englischen Wochen gelassen entgegen.
Foto: Valeriano Di Domenico
Max Kern

Englische Wochen bedeuten drei Punktspiele in einer Woche. Auf der Insel seit Jahrzehnten gang und gäbe. Interessant: Die Engländer und Schotten sprechen nicht von englischen Wochen, sondern nennen es schlicht «Three-Game-Week» (Drei-Spiele-Woche).

Nachdem die Schweizer Super League am Freitag beschlossen hat, nach dem Corona-Lockdown den Spielbetrieb am 19. Juni wieder aufzunehmen, ist klar: Gespielt wird bis zum Meisterschaftsende am 2. August mit englischen Wochen. Und danach gibts vom 5. bis 12. August noch drei Cuprunden. Ein Mammutprogramm. Die Verletzungshexe schnalzt schon mit der Zunge!

Dr. Roger Berbig, Ex-Nati-Goalie und vierfacher Meister mit GC, relativiert: «Wenn die Erholung stimmt, sollte das gehen. Die Spieler sind ja alle gut trainiert. In England wird das Jahr für Jahr so gespielt – und es sind nicht immer alle Spieler verletzt. Was aber klar ist: In dieser Phase kann nicht auch noch gleichzeitig Kondition gebüffelt werden.» Wie sieht aus Sicht des Sportarztes die optimale Erholung aus? Dr. Berbig: «Genug schlafen, seriös leben.»

«Sommerpause hatten sie schon während Corona»

Die neue Saison soll bereits am 11. September wieder gestartet werden, die Ligen sind wegen der auf 2021 verschobenen EM bereits wieder unter Zeitdruck. Heisst: Die Schweizer Profis können den Sommerurlaub schon mal streichen. Kein Problem, findet Dr. Berbig auch in diesem Fall. «Die Sommerpause hatten die Spieler ja jetzt während Corona.»

Ist es aus medizinischer Sicht sinnvoll, dass ab sofort pro Spiel fünf Spieler (statt drei) ausgewechselt werden können? Dr. Berbig: «Das ist sicher eine Prävention von Verletzungen. Für Spieler, die wegen den Englischen Wochen kaputt sind, ist das sicher ein Vorteil.»

Während der Corona-Pandemie musste Dr. Berbig sein Operationsbesteck abgeben. Es hätten in seiner Klinik höchstens Notfälle behandelt werden dürfen. Erst seit dem 27. April ist die SportClinic wieder geöffnet.

Und obwohl der 15-fache Internationale, der zwischen 1982 und 1984 als Fussball spielender Assistenzarzt mit GC den Titel-Hattrick holte, seit letztem Herbst AHV-Gelder bezieht, steht Dr. Berbig weiterhin im OP. «Ich fühle mich noch fit, bis 70 will ich weitermachen. Allerdings nicht mehr mit 120 Prozent, sondern nur noch mit 100.»

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