Spielerberater S. fälschte Köln-Vertrag
Jetzt droht ihm die Entlassung

Berater S. lässt alle schäumen: Familie M., den 1. FC Köln und den Nordwestschweizer Schiri-Verband. Für den arbeitet er.
Publiziert: 13.01.2016 um 22:15 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:35 Uhr
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Schiri S.: Er führte Familie M. hinters Licht.
Foto: zVg
Von Michael Schifferle und Stefan Kreis

Er ist erst 17 Jahre alt, und doch glaubt sich der Luzerner Nachwuchs-­Kicker M. am Ziel: Sein Berater legt ihm einen Vertrag des 1. FC Köln vor, bereits unterschrieben und 13'200 Euro pro Monat wert. Die Karriere in der Bundesliga – sie ist unvermittelt ganz nah! Leider hat die Sache einen Haken: Der Vertrag ist gefälscht. In Köln hat man noch nicht mal von M. gehört. Dass er die Schule schmiss, die den Vater 12'000 Franken im Jahr kostete  – ein tragischer Fehler!

Familie M. fühlt sich veräppelt. Von wem, ist klar: von S., dem Berater, der die Familie hofierte – und letztlich narrte.

In der Nordwestschweiz kennt man ihn. S. ist als Schieds- und Linien­richter aktiv und sitzt sogar im Vorstand des Nordwestschweizer Schiedsrichter­verbands. 

Was sagt man bei den Nordwestschweizer Schiris zum Fall? Präsident Roger Koweindl sagt zu BLICK: «Als Schiedsrichter und Verbandsfunktionär ist man eine Vertrauensperson und das Bindeglied zwischen dem Fussballverband und den Vereinen. Dass dies nach einem krimi­nellen Akt gestört ist, steht hier ausser Frage.»

Welche Konsequenzen S. erwarten? Koweindl weiss es nicht. Seine Aussagen lassen ­jedoch nur einen Schluss zu: S. ist seine Ämter im Schiedsrichterverband allesamt los.

Versteht sich, dass nicht nur Familie M. und die Nordwestschweizer Schiedsrichter grollen – sondern auch der 1. FC Köln. Sein Klublogo wurde missbraucht, Unterschriften seiner Verantwort­lichen wurden gefälscht. Geschäftsführer Jörg Schmadtke, lange selber Profi: «So  etwas ist mir in meiner Laufbahn noch nie untergekommen. Eine echte Räuberpistole!» Und: «Die Dokumente sind auch noch schlecht gefälscht. Wahnsinn!» Ein Beispiel? Als Vertragspartei nannte S. salopp den «1. FC Köln». Formal korrekt wäre es jedoch gewesen, die Kapitalgesellschaft zu nennen, deren Organe Verträge abschliessen dürfen: die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA.

Für M. empfindet Schmadtke Mitleid. «Der Junge ist der grosse Leidtragende. Wir haben schon mit der Familie gesprochen. Wir wollen helfen, dass er zumindest die Schule wieder aufnehmen kann!»

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Vereinigung Schweizer Berater begrüsst BLICK-Enthüllung

«Die SFAA, die Vereinigung der Schweizer Fussballagenten, hat die BLICK-Recherche über den gefälschten Köln-Vertrag eines sogenannten «Spielervermittlers» mit Interesse zur Kenntnis genommen. Die besagte Person hat auch schon andere Fussballer mittels Vorspiegelung falscher Tatsachen kontaktiert.

Der ungeheuerliche und bedauerliche Vorfall zeigt einmal mehr, wie wichtig die Rolle der SFAA als Berufsverband und als Garant professioneller und fairer Vermittlungsarbeit im Fussball-Business ist. Die SFAA wählt ihre Mitglieder – zurzeit sind es 15 – mit Bedacht aus. Fachwissen, die Einhaltung ethischer Regeln und genügend Berufserfahrung sind Bedingungen für eine Aufnahme in die SFAA. Spieler und Klubs, die auf die Dienste eines SFAA-Mitglieds zurückgreifen, schützen sich so vor unliebsamen Überraschungen. Der vom BLICK geschilderte Fall bestärkt uns einmal mehr in unserer Ansicht, dass unser Berufsverband und unser Festhalten an hohen Standards für den professionellen Fussball in der Schweiz von Bedeutung sind.»

«Die SFAA, die Vereinigung der Schweizer Fussballagenten, hat die BLICK-Recherche über den gefälschten Köln-Vertrag eines sogenannten «Spielervermittlers» mit Interesse zur Kenntnis genommen. Die besagte Person hat auch schon andere Fussballer mittels Vorspiegelung falscher Tatsachen kontaktiert.

Der ungeheuerliche und bedauerliche Vorfall zeigt einmal mehr, wie wichtig die Rolle der SFAA als Berufsverband und als Garant professioneller und fairer Vermittlungsarbeit im Fussball-Business ist. Die SFAA wählt ihre Mitglieder – zurzeit sind es 15 – mit Bedacht aus. Fachwissen, die Einhaltung ethischer Regeln und genügend Berufserfahrung sind Bedingungen für eine Aufnahme in die SFAA. Spieler und Klubs, die auf die Dienste eines SFAA-Mitglieds zurückgreifen, schützen sich so vor unliebsamen Überraschungen. Der vom BLICK geschilderte Fall bestärkt uns einmal mehr in unserer Ansicht, dass unser Berufsverband und unser Festhalten an hohen Standards für den professionellen Fussball in der Schweiz von Bedeutung sind.»

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