Sommermärchen-Prozess steht vor dem Platzen
Niersbach in selbstverordneter Quarantäne

Keine zwei Minuten dauert der zweite Verhandlungstag im Sommermärchen-Prozess. Dieser wird immer mehr zur Farce. Und einer der Beschuldigten ist in Quarantäne.
Publiziert: 12.03.2020 um 17:47 Uhr
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Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach begibt sich in selbstverordnete Quarantäne.
Foto: Michela Locatelli/freshfocus
Alain Kunz

Erst mal kann am Morgen des zweiten Prozesstages und auch am frühen Nachmittag nicht verhandelt werden. Weil wegen des Tessiner Notstand-Dekrets maximal 50 Personen in einem öffentlichen Gebäude sein dürfen. «So mussten wir warten, bis die vorangehende Verhandlung beendet war», erläuterte Bundesrichterin Sylvia Frei. Deshalb ist es 15.30 Uhr, bis die Verhandlung losgeht. Und alsbald wieder beendet ist. Frei begründet dies mit den zahlreichen Anträgen der Beschuldigten, die zuerst geprüft werden müssten.

Niersbach in selbstverordneter Quarantäne

Da ist einer der vier Beschuldigten längst nicht mehr im Tessin. Am Mittag reist Wolfgang Niersbach (69), ehemaliger Präsident des Deutschen Fussballbundes, wieder zurück in seine Heimat. Und begibt sich dort in selbstverordnete Quarantäne. Am Jüdischen Gymnasium in München, in welche sein 14-jähriger Stiefsohn geht, mit dem er im gleichen Haus lebt, hat es einen Corona-Verdachtsfall gegeben. Die Schule ist deshalb mal bis 16. März geschlossen.

Blatter und Netzer per Videokonferenz

Auch nicht in Bellinzona sind die für diesen Tag ursprünglich vorgesehenen Auskunftspersonen respektive Zeugen Sepp Blatter und Günter Netzer. Sie werden ohnehin nicht anzureisen brauchen, da sie ihre Aussagen per Videokonferenz machen können. Wann, das wissen die Götter.

«Bin hier, um mich zu verteidigen»

Ebenso, ob dieser Prozess irgendwann doch noch wird regulär starten können. Zumal es immer noch Fragen zur Gesundheit der Beklagten, insbesondere von Theo Zwanziger, zu klären gilt. Deshalb war der einzige am Donnerstag anwesende Beklagte Ex-Fifa-Generalsekretär Urs Linsi. Der war zwar guter Laune und für Smalltalk absolut empfänglich, nicht aber für offizielle Statements zu haben: «Ich bin hier, um mich zu verteidigen und nicht um Kommentare abzugeben.»

Mit jeder weiteren Aussetzung oder Verschiebung rückt eines näher. Die Verjährung der ganzen grotesk anmutenden Geschichte im Corona-Hotspot Tessin. Wenn bis 27. April kein erstinstanzliches Urteil vorliegt, tritt dieses Szenario ein.

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