«So eine Chance kommt nur einmal im Leben»
Patrick Müllers schräges Juve-Abenteuer

Schon vor 20 Jahren ist Juventus gespickt mit Superstars und mit dem damals 21-jährigen Genfer Patrick Müller. Doch trotz 5-Jahresvertrag trainiert er nicht ein einziges Mal mit.
Publiziert: 10.12.2018 um 10:21 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2018 um 09:27 Uhr
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Patrick Müller hatte bei Juventus einen 5-Jahresvertrag.
Foto: TOTO MARTI
Michael Wegmann

Juventus heute, das ist Cristiano Ronaldo und Paulo Dybala. Juve vor 20 Jahren, das war Zinédine Zidane, Alessandro Del Piero, Thierry Henry und der junge Patrick Müller. Der erste Schweizer beim italienischen Topklub hat trotz Fünfjahresvertrag keine Spuren hinterlassen.

Und so kommt es zum Engagement: Im Juni 1998 kommt Patrick Müller, 21-jährig, zu 
seinem zweiten Nati-Einsatz. Trainer Gilbert Gress bringt den Servette-Spieler in der 78. Minute auf dem Flügel. «Eigentlich war ich zu langsam für die Seite, dennoch muss ich Herrn Gress dankbar sein», sagt Müller heute und lacht. Denn er trifft gleich beim Debüt gegen Jugo­slawien herrlich zum 1:1. Auf der Tribüne sitzt Vinicio Fioranelli, der Spielervermittler und Vertrauensmann von Juventus ist begeistert.

«Mit unserem Training wird er robuster»

Ein paar Tage später meldet sich der italienische Rekordmeister. «Ich dachte, jemand erlaube sich einen Scherz», sagt Müller, «nie hätte ich gedacht, dass dieser Weltklub sich für mich interessiert.» Kein Scherz. Seriös. Acht Tage später unterschreibt Müller. Juve sei für ihn eine Nummer zu gross, kritisieren Experten. Doch er lernt Italienisch. «So eine Chance kommt nur einmal im Leben.»

Sein Vertrag läuft ab Januar 1999, doch Müller will erst im Sommer wechseln. Juves Sportdirektor Luciano Moggi damals: «Das zeigt mir, dass Müller ein vernünftiger junger Mann ist. Wenn er die ganze Vorbereitung bei uns bestreitet, wird ihm 
das vieles erleichtern.» Er nennt ihn einen weissen Desailly. Der schmächtige Müller ein Desailly? Moggi: «Mit unserem Training wird er robuster.»

«Habe nie für Juve gespielt»

So weit kommts nicht! Müller: «Ich habe nie für Juve gespielt, nicht mal mittrainiert. Ich wurde gleich ausgeliehen.» Erst zwei Jahre zu GC, dann kauft ihn Olympique Lyon.

Deshalb gibts nur ein Juve-Dress mit Müllers Namen. «Ich habe es bei der Vertragsunterschrift bekommen», so der heutige Uefa-Mitarbeiter. Er glaubt, das Unikat würde in seinem Keller lagern. Doch als BLICK ihn um ein Foto im Juve-Shirt bittet, ist es unauffindbar.

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