Skandalöse Verbandelungen
Sohn von Petkovic-Assistent baggert an U19-Natispieler

Im Namen des Vaters und mehr als heikel: Der Sohn von Petkovic-Assistent Antonio Manicone will einen Nachwuchs-Star per SMS in seine Agentur lotsen!
Publiziert: 21.11.2019 um 09:06 Uhr
|
Aktualisiert: 21.11.2019 um 22:31 Uhr
1/10
Antonio Mancione (Mitte) ist der Assistent von Nati-Coach Vladimir Petkovic.
Foto: keystone-sda.ch
Marco Mäder und Alain Kunz

Spielerberater – ein florierendes Business. Im Fussball ist immer mehr Geld drin. Es gibt Agenten, die vom grossen Geschäft träumen und sich deshalb mit teils zweifelhaften Methoden die besten und talentiertesten Youngsters sichern wollen.

So auch Tommaso Manicone, der Sohn von Antonio Manicone, dem Ex-Inter-Profi und heutigen Assistenten von Nati-Coach Vladimir Petkovic. Zusammen mit dem ehemaligen Super-League-Profi Alberto Regazzoni berät Manicone junior bereits Challenge-League-Spieler wie Chiassos Ivan Lurati. Aber er will sein Portfolio erweitern und schreibt dafür junge Talente direkt an.

BLICK liegt die Textnachricht vor, die Manicone diese Woche an einen Schweizer U19-Internationalen geschickt hat. Weil Manicone Italiener ist, ist sie auf Englisch verfasst: «Guten Abend, ich bin Tommaso Manicone, der Sohn des Assistenten von Petkovic. Ich bin ein Spielerberater, und ich schreibe dir, um zu wissen, ob du bereits einen Berater hast oder nicht. Falls du bereits einen hast, kannst du mir bitte seine Nummer geben? Danke vielmals. Tommaso.»

Vorgehen wirft Fragen auf

BLICK kennt den Namen des Empfängers der Nachricht. Er ist eines der grössten Nachwuchstalente der Schweiz. Sein Berater Gezim Ibrahimi will ihn schützen, möchte nicht, dass der Name seines Schützlings ­genannt wird. Ibrahimi ist besorgt. «Damit verunsichert man junge Spieler», sagt er. Vor allem weil Manicone offensichtlich versucht, mit dem Namen des Nati-Trainers Eindruck zu schinden. Ibrahimi ärgert sich ausserdem darüber, dass sein Spieler Manicone zwar seine Nummer gegeben hat, er bisher aber keinen Anruf des Spielerberaters erhalten hat.

Das Vorgehen von Manicone wirft Fragen auf. Ein Spielerberater darf sich bei Spielern melden und fragen, wie der Stand der Dinge ist. Dass der Agent bei dieser Gelegenheit aber gleich den Namen des Nati-Trainers als Überzeugungsargument nennt, ist heikel. Die Botschaft zwischen den Zeilen ist klar. Sie lautet: Mit mir erhöhen sich die Chancen, eines Tages in den Fokus der Nationalmannschaft zu kommen.

Manicone selber sieht keinen Erklärungsbedarf. Er ruft BLICK zurück, immerhin, und sagt dann: «Darüber will ich nicht sprechen. War nett, Sie kennengelernt zu haben. Haben Sie noch einen schönen Tag.»

Naiv? Skandalös!

Das meint BLICK: Felix Bingesser, Chefredaktor Sport

Der Sohn des Assistenten der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft versucht sich als Spielerberater. Und schickt dem vielleicht hoffnungsvollsten und talentiertesten Nachwuchsinternationalen ein SMS, das dem BLICK vorliegt.

Der Hinweis, dass er der Sohn von Antonio Manicone ist und der Querverweis auf Naticoach Vladimir Petkovic, ist zentraler Teil seiner Botschaft. Gefolgt von der flapsigen Frage: Hast du schon einen Agenten?

Ist das nun eine anbiedernde Flapsigkeit eines Jungunternehmers? Ist er sich einfach seiner exponierten und delikaten Stellung nicht bewusst? Kann man das als Bagatelle eines Mannes abtun, der im Fussball das schnelle Geld machen will?

Nein. Denn die Botschaft dahinter ist klar: Bin ich dein Agent, dann ist die Nähe zum Nationalteam gegeben. Allein darum ist diese Vetternwirtschaft im Umfeld des Trainerstabs der A-Nationalmannschaft skandalös. Ein für den Verband nicht tolerierbares Vorgehen und zugleich eine Wettbewerbsverfälschung in der Branche der Spielerberater, in der es durchaus auch kompetente und seriöse Vermittler gibt.

Dass Assistenztrainer Manicone, der vom Verband mit einigen Hunderttausend Franken im Jahr entschädigt wird, so etwas duldet, zeigt auch exemplarisch, wie weit entfernt und wie sicher sich das Trainerteam der Nati im Tessin fühlt. Es ist zu einem Satelliten im Verband geworden. Unantastbar, weit weg von der Zentrale in Bern. Die Resultate stimmen ja einigermassen.

Der junge Spieler, der in der Super League bereits Fuss gefasst hat und vor einer grossen Karriere steht, ist dem plumpen Abwerbungsversuch nicht erlegen. Er bleibt bei seinem bisherigen Berater. Und ist auf einem möglichen Weg in die A-Nationalmannschaft nicht auf Vitamin B angewiesen.

Das meint BLICK: Felix Bingesser, Chefredaktor Sport

Der Sohn des Assistenten der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft versucht sich als Spielerberater. Und schickt dem vielleicht hoffnungsvollsten und talentiertesten Nachwuchsinternationalen ein SMS, das dem BLICK vorliegt.

Der Hinweis, dass er der Sohn von Antonio Manicone ist und der Querverweis auf Naticoach Vladimir Petkovic, ist zentraler Teil seiner Botschaft. Gefolgt von der flapsigen Frage: Hast du schon einen Agenten?

Ist das nun eine anbiedernde Flapsigkeit eines Jungunternehmers? Ist er sich einfach seiner exponierten und delikaten Stellung nicht bewusst? Kann man das als Bagatelle eines Mannes abtun, der im Fussball das schnelle Geld machen will?

Nein. Denn die Botschaft dahinter ist klar: Bin ich dein Agent, dann ist die Nähe zum Nationalteam gegeben. Allein darum ist diese Vetternwirtschaft im Umfeld des Trainerstabs der A-Nationalmannschaft skandalös. Ein für den Verband nicht tolerierbares Vorgehen und zugleich eine Wettbewerbsverfälschung in der Branche der Spielerberater, in der es durchaus auch kompetente und seriöse Vermittler gibt.

Dass Assistenztrainer Manicone, der vom Verband mit einigen Hunderttausend Franken im Jahr entschädigt wird, so etwas duldet, zeigt auch exemplarisch, wie weit entfernt und wie sicher sich das Trainerteam der Nati im Tessin fühlt. Es ist zu einem Satelliten im Verband geworden. Unantastbar, weit weg von der Zentrale in Bern. Die Resultate stimmen ja einigermassen.

Der junge Spieler, der in der Super League bereits Fuss gefasst hat und vor einer grossen Karriere steht, ist dem plumpen Abwerbungsversuch nicht erlegen. Er bleibt bei seinem bisherigen Berater. Und ist auf einem möglichen Weg in die A-Nationalmannschaft nicht auf Vitamin B angewiesen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?