Shaqiri und Co. filmen sich im fahrenden Auto
Fussballer als Gefahr im Verkehr

Videos aus dem Auto werden bei Fussballern immer beliebter. Verkehrssicherheit-Organisationen schlagen Alarm. Die Klubs reagieren.
Publiziert: 16.02.2017 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:41 Uhr
Sandro Inguscio

Serey Die lacht in die Kamera. Grüsst seine Familie. Im Hintergrund dröhnt Musik aus den Boxen. Verleitet ihn sogar zu einer kleinen Tanzeinlage. Und das alles, während der FCB-Spieler im Auto sitzt und fährt! Das fast sechsminütige Schauspiel sendet er live via Facebook in die Welt hinaus. 12 400 Mal wurde das Video bereits angeschaut.

Fussballer als Gefahr im Verkehr! Denn Serey Die ist bei weitem nicht der Einzige. Der gefährliche Trend mit den Auto-Videos wurde bei den Profis in den letzten Monaten immer beliebter. 

GC-Caio singt bei seiner Fahrt in die Kamera, stellt es danach ins Internet. Sions Stürmer Moussa Konaté filmt sich, wie er zu einem Lied in die Kamera rappt. Während im Hintergrund die Landschaft vorbei rauscht. YB-Verteidiger Gregory Wüthrich und Ex-Teamkollege Florent Hadergjonaj albern gleich im Doppelpack im Auto rum.

Auch Xherdan Shaqiri sorgte in der Vergangenheit für Schlagzeilen, als er sich mit einer Hand im Auto filmte mit der anderen Hand das Peace-Zeichen formte, in die Kamera blickte und dazu Grimassen schnitt. Shaqiri löschte das Video danach.

Zeit, vor dem gefährlichen Trend zu warnen! Daniel Graf, Sprecher des Touring Clubs Schweiz, sagt zu BLICK: «Extrem gefährlich wird es, wenn der Fahrer für die Aufnahmen nicht eine festinstallierte Kamera verwendet, sondern sein Mobiltelefon während der Fahrt in der Hand hält. Wer so unterwegs ist handelt im höchsten Masse verantwortungslos und gefährdet nicht nur sich, sondern auch die anderen Verkehrsteilnehmer in fahrlässiger Weise.»

Valesca Zaugg, Geschäftsführerin der Stiftung für Verkehrssicherheit Roadcross, sagt: «Wir appellieren an die Spieler, dass sie ihre Vorbildsfunktion wahrnehmen sollen. Sie erreichen eine junge Fangemeinde, in der Ablenkung am Steuer ein grosses Thema ist. Jeder, der sich nicht komplett aufs Fahren konzentriert, riskiert, andere Menschen zu gefährden.»

Die Fussball-Stars nehmen sogar Tote in Kauf! Graf: «Ablenkung ist eine der wichtigsten Unfallursachen im Strassenverkehr. Rund ein Viertel aller Verkehrsunfälle jährlich passieren wegen Ablenkung am Steuer. Das sind rund 13 000. 2015 gab es in der Schweiz wegen Ablenkung am Steuer 19 Todesopfer und 450 Schwerverletzte.»

Die Auto-Videos sind nicht nur gefährlich, sondern auch strafrechtlich relevant. Unabhängig davon, ob die Unaufmerksamkeit zu einem Unfall führt oder nicht, wird sie laut Verkehrsregelnverordnung ausdrücklich sanktioniert. Bereits das Schreiben eines SMS am Steuer ist seit 2009 als grobe Verkehrsregelverletzung eingestuft, die mit bis zu drei Jahren Gefängnis oder einer Busse bestraft werden kann.

Jetzt stoppen auch die Klubs ihre Profis. FCB-Sprecherin Andrea Roth: ««Es ist auch uns aufgefallen, dass dieser Trend, nicht nur bei Fussballern, Einzug hält. Wir haben entsprechend reagiert, das Thema in einer Social-Media-Schulung bewusst angesprochen und den Spielern klar gemacht, dass wir dies aufgrund der Gefahr und ihrer Vorbildfunktion nicht dulden.»

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