Peter Gilliéron erscheint im dunklen Uefa-Blazer. Er kommt direkt von der Krisensitzung des europäischen Verbandes in Nyon, wo das Uefa-Exekutivkomitee getagt hat. Das Gremium, bestehend aus 54 europäischen Landesverbänden, hat entschieden, sich «geschlossen hinter Präsident Michel Platini zu stellen». Platini, der seit 2007 der Uefa vorsteht, ist in die Kritik geraten, weil er von Fifa-Boss Sepp Blatter zwei Millionen Franken erhalten hat. Die Zahlung erfolgte 2011 und war angeblich für Platinis Beraterdienste zwischen 1999 und 2002.
Platini und Fifa-Präsident Sepp Blatter wurden vergangene Woche wegen dieser umstrittenen Zahlung von der Fifa für 90 Tage gesperrt.
BLICK fragt SFV-Boss und Uefa-Exekutivmitglied Peter Gilliéron: Warum stellt sich die Uefa hinter ihren umstrittenen Präsidenten? Gilliéron: «Wir wollen ihn nicht vorverurteilen. Platini hat sich an unserer Sitzung über seinen Anwalt erklärt.» Was Platinis Anwalt gesagt hat, darf Gilliéron freilich nicht verraten: «Das unterliegt der Schweigepflicht. Das Fehlverhalten, das Platini vorgeworfen wird, muss nun von einem Gericht beurteilt werden.»
Die Zeit drängt. Bis am 26. Oktober müssen die Anwärter aufs Fifa-Präsidium ihre Kandidatur einreichen. Platini will Blatters Posten unbedingt haben. Jeder Kandidat wird einer Integritätsprüfung unterzogen. Es ist kaum anzunehmen, dass die Fifa einen suspendierten Kandidaten überhaupt zur Wahl zulässt.
Mehrere Uefa-Exekutivmitglieder hatten vor der Krisensitzung gefordert, Platini müsse die Zwei-Millionen-Zahlung plausibel erklären können. DFB-Chef Wolfgang Niersbach hatte erklärt, Platini müsse nun «Dinge ins Feld führen, die ihn entlasten», sonst sei er nicht mehr tragbar. BLICK fragt Gilliéron, ob Platini für ihn persönlich denn noch tragbar ist: «Ja», sagt Gilliéron: «Es gilt die Unschuldsvermutung. Das ist ein sehr hohes Gut. Er verdient ein faires Verfahren.»
Würden er Platini zum Fifa-Präsidenten wählen? Gilliéron: «Stand jetzt: Ja.»