Serie: BLICK erklärt die Fankultur
Deshalb lieben die Ultras ihre Pyros so heiss

Immer wieder sorgen Fankurven in der Schweiz für Schlagzeilen. BLICK erklärt die Kultur der eingefleischten Anhänger. Teil 1: Die Faszination des bengalischen Feuers.
Publiziert: 27.03.2019 um 18:19 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2019 um 18:12 Uhr
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Die Pyros der Fankurven ziehen immer wieder die Blicke auf sich.
Foto: Keystone
Fussball-Redaktion
Serie: BLICK erklärt die Fan-Kultur

Es ist ein schwarzes Kapitel der Schweizer Fussballgeschichte. GC-Chaoten erzwingen mit Pyro-Würfen den Matchabbruch im Tourbillon. Nach der Schande von Sion darf nicht zur Tagesordnung übergegangen werden. Das sieht auch die Politik so. Bundesrätin Viola Amherd sagte: «Die Randalierer müssen verurteilt und aus dem Stadion verbannt werden. Nur durch konsequentes Handeln wird es solche Ereignisse in Zukunft nicht mehr geben.» Amherd will dazu einen runden Tisch mit allen Beteiligten einberufen. BLICK bleibt am heissen Thema dran und erklärt in einer dreiteiligen Serie die vielschichtige Fan-Kultur. Damit keine Fragen offen bleiben.

Es ist ein schwarzes Kapitel der Schweizer Fussballgeschichte. GC-Chaoten erzwingen mit Pyro-Würfen den Matchabbruch im Tourbillon. Nach der Schande von Sion darf nicht zur Tagesordnung übergegangen werden. Das sieht auch die Politik so. Bundesrätin Viola Amherd sagte: «Die Randalierer müssen verurteilt und aus dem Stadion verbannt werden. Nur durch konsequentes Handeln wird es solche Ereignisse in Zukunft nicht mehr geben.» Amherd will dazu einen runden Tisch mit allen Beteiligten einberufen. BLICK bleibt am heissen Thema dran und erklärt in einer dreiteiligen Serie die vielschichtige Fan-Kultur. Damit keine Fragen offen bleiben.

Man liebt sie, man hasst sie. Einige denken, es braucht sie nicht. Andere finden, sie ist unverzichtbar: die Fankurve. In ihr lebt eine Kultur, die es sonst so nirgendwo gibt. Egal, ob Ausländer oder Schweizer, ob Bänker oder Maurer, ob Mann oder Frau: Die Mission aller Kurvengänger ist dieselbe: die favorisierten Farben unterstützen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Unterscheiden muss man aber zwischen Ultras und Hooligans. Für die Ultras stehen der Sport und die bedingungslose Unterstützung ihres Vereins im Vordergrund. Die Hooligans dagegen suchen die Auseinandersetzung mit gegnerischen Gruppen ausserhalb des Stadions – das Fussballspiel ist dabei zweitrangig. Da aber auch Ultra-Gruppierungen immer mehr Krawalle und Scharmützel in Kauf nehmen, wird es in der Schweiz immer schwieriger, Hooligans von Ultras zu unterscheiden.

«Haben auch ihren Reiz, weil sie verboten sind»

«Wirklich klassische Hooligans wie früher gibt es bei uns weniger», erklärt Ueli Mäder, Szenekenner und Soziologieprofessor an der Uni Basel. «Es gibt aber schon noch eine kleinere Szene. Bei denen haben Kämpfe auf dem Feld gegen gegnerische Hooligans grössere Bedeutung als das Spiel.»

Zu den Ultras zählen auch die Pyro zündenden Fans in den Stadien, wie die GC-Chaoten, die vor elf Tagen in Sion einen Spielabbruch provozierten. Nicht nur in der Schweiz, auf der ganzen Welt werden jedes Wochenende in den Kurven Fackeln gezündet.

Woher kommt diese Faszination für Feuerwerkskörper während Fussballspielen? Ueli Mäder: «Sie leuchten, sie sind heiss. Das ist ein Spektakel. Die Fans setzen sich damit in Szene, demonstrieren damit Mut und Kreativität. Ausserdem bringt es grosse Aufmerksamkeit, man wird wahrgenommen. Es ist ein Stilmittel, das auch seinen Reiz hat, weil es verboten ist.» Es ist eine Machtdemonstration. Die Fans zeigen: Wir zünden trotz Verbot.

Kalte Pyros als Lösung?

Pyros finden bei uns in der Schweiz seit den 90er-Jahren den Weg in die Stadien. Das Feiern mit Fackeln wurde aus dem Ausland übernommen. Für viele Kurvengänger gehören sie dazu. Für neutrale Zuschauer sind sie oftmals zu gefährlich.

Als Alternative werden weltweit sogenannte kalte Pyros diskutiert. Die sind kälter und somit ungefährlicher. «Solche könnten durchaus hilfreich sein. Man muss eine Form finden, die ungefährlich ist. Allenfalls auch auf extra dafür ausgespartem Raum», sagt Mäder.

Für eingefleischte Ultras sind die kalten Pyros aber zu wenig spektakulär. Sie leuchten weniger, sie rauchen weniger. Sie sind langweiliger. Und damit wohl auch nicht die perfekte Lösung. Sicher ist: Für die meisten Ultras gehören Pyros dazu.

BLICK erklärt die Fankultur. Teil 2 der Serie: «So funktioniert die Fankurve» lesen Sie hier.

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