Nun also doch nicht: Investor Salem Baobaid aus Abu Dhabi, der bei Promotions-League-Klub Etoile Carouge einsteigen wollte, hat das Rennen um den Präsidenten-Stuhl verloren.
Baobaid (als Vizepräsident) kandidierte gemeinsam mit Interims-Präsident Michel Palma. Das Duo unterlag an einer ausserordentlichen, per Online-Abstimmung abgehaltenen Mitgliederversammlung dem Bündnis rund um den neu gewählten Präsidenten und Ex-Carouge-Spieler Olivier Doglia.
Das gefällt Team-Leader Matias Vitkieviez, der Doglia als «leidenschaftlichen Fussball-Kenner» einschätzt. Vitkieviez weiss, wovon er spricht, spielte er doch vor seiner Super-League-Karriere mit Doglia bei Carouge zusammen.
Auch Ex-Präsident Pierre-Alain Brodard ist erleichtert: «Ich bin sehr sehr glücklich, dass der Klub wieder in guten Händen ist. Mit einem Präsidenten, der der Etoile Carouge liebt», so Brodard, der das Doglia-Lager aktiv unterstützte. Dieses steht für regionale Vernetzung und nachhaltige Jugend-Förderung mit relativ bescheidenen Mittel ein.
Scheich-Investor versprach 1 Million Franken
Bescheidenheit wäre unter Baobaid und Palma definitiv nicht oberstes Gebot gewesen. Palma, bis vor kurzem Geschäftsführer der Bank «Mirabaud» und der Investor Baobaid aus Abu Dhabi kennen sich seit Jahren aus dem Privatbanken-Umfeld. Als Vertreter der Scheichs wollte Baobaid den Klub massiv umstrukturieren.
Mit einer Million Franken allein im ersten Jahr versprach sein Sportbusiness-Unternehmen «Game Plan Sports Group» den früheren NLA-Klub möglichst rasch in die Challenge League zu führen.
Machtkampf trotz Bestechungs-Versuchen verloren
Im Vorfeld der Abstimmung kam es deshalb zu einem regelrechten Machtkampf (BLICK berichtete). Baobaid und Palma unternahmen alles, um bei Carouge das Ruder zu übernehmen. Sie warben zum Beispiel mit einer Saison Gratis-Mitgliedschaft für sämtliche Junioren (im Schnitt 600 Franken). Kostenpunkt: Rund 180'000 Franken. Was laut Baobaid den durch die Corona-Krise betroffenen Eltern helfen sollte, war in den Augen des Gegenlagers vielmehr ein Versuch, die Eltern zu bestechen – welche jedoch gar nicht stimmberechtigt waren.
Das Lager rund um Doglia bezweifelte die angeblich in erster Linie sportlichen Absichten von Palma und Baobaid. Palma sei als Interims-Präsident ein Phantom gewesen, kaum je auf der Anlage anwesend. «Bei Leuten mit so viel Geld steckt immer ein finanzielles Interesse dahinter», sagte Brodard im Vorfeld der Abstimmung.
Auch auf die Spieler wurde Druck ausgeübt: Palma hatte laut BLICK-Informationen mehrere Spieler kontaktiert und ihnen Versprechungen für ihre Stimme angeboten. Gebracht hats nicht – praktisch alle Spieler haben laut Vitkieviez für Doglia gestimmt.