BLICK: Herr Moldovan, Sie wissen, dass Sie in der Schweiz einen zweifelhaften Ruhm geniessen?
Viorel Moldovan: Wie meinen Sie das? Ich verstehe die Frage nicht.
Ein Student hatte 1999 für einen TV-Skandal gesorgt. Er hatte in der Quizshow «Risiko» die Antworten vorab erhalten, aber trotzdem eine falsche Antwort gegeben: «Das isch de Fuessballer Moldovan gsii», hatte der Student gesagt. Moldovan wäre aber die Antwort auf die nächste Frage gewesen ...
(Lacht). Ja, klar, das haben mir Freunde schon damals erzählt. Heute werde ich immer noch darauf angesprochen. Für mich ist es lustig. Für den Studenten von damals wohl nicht so.
Sie waren Mitte der 90er-Jahre Torschützenkönig bei Xamax und GC. Wie kamen Sie damals überhaupt in die Schweiz?
Das Ausland war damals für jeden rumänischen Profi das Ziel. Es gab in Rumänien sehr viele talentierte Spieler. Ich hatte auch ein Angebot eines holländischen Vereins. Aber Xamax hat mich überzeugt. Der Trainer, Gilbert Gress. Von ihm habe ich sehr viel gelernt.
Sie und Gress sind nicht im Streit auseinandergegangen?
Nein, das war kein Streit! Als in der Winterpause mein Wechsel zu GC feststand, hat mir Gress einmal vorgeworfen, ich hätte mich zu wenig eingesetzt für Xamax, weil mein Kopf schon in Zürich wäre. Er wusste selber, dass das nicht stimmte. Gress hat mich gefördert. Genauso wie Christian Gross danach bei GC. Beide sind grosse Trainer. Ich habe nur die besten Erinnerungen an sie und an die Schweiz. Es war meine beste Zeit.
Als Co-Trainer der Rumänen spielen Sie nun bei der EM gegen die Schweiz.
Darauf freuen wir uns riesig! Wir waren seit acht Jahren bei keinem grossen Turnier dabei. Spiele gegen die Schweiz sind etwas Spezielles, obwohl sie nicht immer gut ausgingen für mich ...
... 1994 verlor Rumänien bei der Weltmeisterschaft in den USA mit 1:4 ...
... Ja, das ist kein besonders schönes Erlebnis. Aber am Schluss kamen wir bis in die Viertelfinals! Es wäre noch mehr drin gewesen. Wir hatten eine ausserordentliche Mannschaft.
Was trauen Sie Rumänien bei der EM zu?
Frankreich ist Gruppenfavorit, das ist klar. Ich habe grossen Respekt vor den Franzosen. Ich habe dort gespielt. Als Gastgeber sind die Franzosen sogar mein grosser Titel-Favorit. Die Schweiz und Rumänien müssten um Platz zwei spielen. Aber Albanien ist auch sehr stark!
Alle vier werden nicht weiterkommen ...
Was soll ich denn sagen? Dass wir Erster werden wollen? Klar wollen wir das.
Welches sind die Stärken der Rumänen?
Wir spielen sehr diszipliniert. Es herrscht Ordnung. Jeder erfüllt seine Aufgabe. Wir haben kein einziges Spiel verloren in der EM-Qualifikation.
Sie haben in der ganzen Quali nur zwei Gegentore kassiert!
Das meinte ich: Wir sind sehr gut organisiert. Wir haben ein klares taktisches Konzept, einen Game-Plan. Daran hält sich jeder.
Was trauen Sie der Schweiz zu?
Ah, die Schweiz ist stark. Sie haben ein herausragendes Nachwuchskonzept, viele talentierte Spieler. Alle spielen in grossen Ligen: Bundesliga, Premier League, Italien. Das fehlt bei uns. Unsere Nationalspieler spielen nicht in den grossen Ligen.
Wie stark ist der rumänische Fussball?
Unsere Liga ist nicht besonders stark. Rumänien ist ein armes Land. Die meisten Vereine haben grosse finanzielle Probleme. Aber wir sind auf einem besseren Weg. Die Liga wird reduziert. Doch es ist kein Vergleich zu der Zeit, als ich in Rumänien gespielt hatte.
Als Sie noch in Rumänien spielten, das haben Sie mal selber gesagt, wurden Spiele absichtlich verloren, Schiedsrichter bestochen ...
... Ja, das ist so. Aber darauf wollte ich nicht hinaus. Was ich meinte: Zu meiner Zeit haben die rumänischen Teams europäisch eine Rolle gespielt. Gheorghe Hagi, Lupescu, Raducioiu – das waren internationale Stars. Heute haben es die jungen Spieler schwer. Sie wollen rasch ins Ausland wechseln. Aber als junger rumänischer Spieler bist du da vielleicht überfordert, weil du das alles nicht kennst. Unsere einheimische Liga ist nur bedingt konkurrenzfähig. Wir haben keinen Nachwuchsaufbau, wie bei euch.
Was verbindet Sie heute noch mit der Schweiz?
Vor allem meine Erinnerungen: Ich durfte mit grossen Profis zusammenspielen. Türkyilmaz, Subiat, Gren, Zuberbühler. Ich konnte Erfolge feiern. Das Land hat mich geprägt, weitergebracht. Ich erinnere mich gerne an Leute wie Gress, oder Gross. Oder GC-Präsident Romano Spadaro. Oder an Heinz Spross ...
... Stimmt es, dass Ihnen Spross immer Schokolade geschickt hat, wenn Sie ein Tor erzielt hatten?
... Ja! Schweizer Schokolade. Ich liebe sie!
Einmal waren Sie Skifahren, obwohl das Ihnen vertraglich verboten war.
Was willst du in der Schweiz machen an Weihnachten, wenn alles schön verschneit ist. Meine Frau und ich, wir fahren beide gerne Ski.
Und was hat Ihnen nicht gefallen in der Schweiz?
Als ich vor ein paar Jahren fürs rumänische Fernsehen in Zürich war, fuhr ich am Hardturm vorbei. Da war nichts mehr! Kein Stadion. Nichts! Ich war schockiert. Ich dachte, GC sei aufgelöst worden.
«Das isch de Fuessballer Moldovan gsii!» Der Satz ging in die Schweizer TV-Geschichte ein. Kandidat T. R., der heute nicht mehr über den «Bschiss» sprechen will, hatte sich in den Hauptproben die Fragen für die Quiz-Show «Risiko» besorgt. Dummerweise verwechselte der damalige Student dann in der Sendung vom 5. Januar 1998 die Antworten. Gabriela Amgarten, welche «Risiko» von 1992 bis 2000 moderierte: «Ich werde immer noch darauf angesprochen – nach all den Jahren. Ich muss diese Geschichte immer noch ab und zu erzählen. Und gelacht wird immer noch darüber, dass die richtigen Antworten unter dem WC-Bürsteli versteckt waren...» C. V.
«Das isch de Fuessballer Moldovan gsii!» Der Satz ging in die Schweizer TV-Geschichte ein. Kandidat T. R., der heute nicht mehr über den «Bschiss» sprechen will, hatte sich in den Hauptproben die Fragen für die Quiz-Show «Risiko» besorgt. Dummerweise verwechselte der damalige Student dann in der Sendung vom 5. Januar 1998 die Antworten. Gabriela Amgarten, welche «Risiko» von 1992 bis 2000 moderierte: «Ich werde immer noch darauf angesprochen – nach all den Jahren. Ich muss diese Geschichte immer noch ab und zu erzählen. Und gelacht wird immer noch darüber, dass die richtigen Antworten unter dem WC-Bürsteli versteckt waren...» C. V.