Ruedi Landolt: Der letzte FCZ-Abstiegs-Captain erinnert sich
«Die Fans weinten mit uns»

Ruedi Landolt (59) erinnert sich an den traurigen Abstieg von 1988 und verrät was den FCZ in der Zweitklassigkeit nun erwartet.
Publiziert: 25.05.2016 um 23:12 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:25 Uhr
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28 Jahre später: Abstiegscaptain Ruedi Landolt:«Zürich hat uns damals schnell verzeihen.»
Foto: Valeriano Di Domenico
Michael Wegmann, Michel Wettstein

Ruedi Landolt steigt in den Keller und durchwühlt seine Kisten. Das Abstiegsleibchen aus der Saison 1987/88 findet er nicht. «Von dieser Saison habe ich nichts mehr, ausser einem trostlosen Schwarz-Weiss-­Foto und schlechten Erinnerungen», sagt der 59-jährige ehemalige FCZ-Verteidiger und schmunzelt. Stattdessen nimmt er sein Meistertrikot von 1981 zum BLICK-Termin mit.

Ruedi Landolt ist der letzte Abstiegscaptain des FC Zürich. Wenn man so will, Gilles Yapis Vorgänger. Die Erinnerungen an diese schwierigen Tage vor 28 Jahren habe er eigentlich erfolgreich verdrängt, sagt er. Doch in den letzten Tagen sind sie aufgrund der Aktualität leider wieder zurück. «Es war ein Scheissgefühl damals. Es ist tief gegangen, die eine oder andere Träne konnte ich nicht unterdrücken», erinnert sich Landolt.

Im Gegensatz zu heute ist es 1988 ein Abstieg mit Ansage. Erst verpasst der FCZ die ­Finalrunde, dann bleiben trotz des Trainerwechsels von Hermann Stessl zu Timo Konietzka auch in der Auf-/Abstiegsrunde die Resultate aus. Von einer Finalissima wie gestern sei man damals weit entfernt gewesen, sagt Landolt. «Wir konnten uns schon lange mit dem Abstieg befassen. Irgendwann war der Ligaerhalt rein rechnerisch nicht mehr möglich.»

Klar musste er sich danach in Zürich auch Sprüche an­hören, vor allem von GC-Anhängern. «Viele Leute haben mich aber auch aufgemuntert und zu trösten versucht.»

Angepöbelt oder blöd angemacht wird er nie. «Die FCZ-Fans haben damals mit uns geweint.» Landolt sagt: «Zürich hat uns schnell verziehen.» Er hofft, dass die Stadt und seine Bewohner mit den aktuellen ­Absteigern ähnlich mild umgehen wird. Dennoch rät er: «Ich würde mich in der Stadt nicht gross zeigen.»

Landolt blieb auch in der NLB seinem FCZ treu, im Gegensatz zu vielen seiner damaligen Teamkollegen. «Wegzu­gehen war für mich nie ein Thema. Auch wenn viele andere den Pickel hingeworfen haben und verschwunden sind.» Die Saisonvorbereitung für die NLB unterscheidet sich nicht zu den vorherigen. «Das war kein Problem», sagt Landolt, «schwierig wurde es dann in der zweiten oder dritten Runde. Wenn du plötzlich gegen Brüttisellen oder Chênois spielst, statt gegen GC oder YB.» 

Der Aufstieg gelingt Landolt und Co. dann erst in der zweiten Saison. «Im Nachhinein kann ich sagen: Es war eine geile Zeit in der NLB. Mit Derbys gegen den FC Basel.» Mittlerweile arbeitet er als Informatiker. Im Letzigrund ist er nur noch, wenn sich die Legenden treffen. Der letzte Abstiegs­captain hat mit dem Fussball abgeschlossen. «Es geht mir sehr gut, ich vermisse nichts. Dabei konnte ich mir früher ein Leben ohne FCZ nicht vorstellen ...»

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