Choreo für Erdbeben-Hilfskräfte geht unter die Haut
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Bei Trabzonspor gegen Basel:Choreo für Erdbeben-Hilfskräfte geht unter die Haut

Rot-Blau in der Türkei
Das Protokoll zur absurdesten FCB-Reise

Mit einer 0:1-Niederlage bei Trabzonspor kehrt der FC Basel in die Schweiz zurück. Ebenfalls im Gepäck: Erinnerungen an eine ganz spezielle Dienstreise. Ins Land, wo Fussball nach der Erdbebenkatastrophe nur noch eine Randnotiz ist.
Publiziert: 17.02.2023 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2023 um 16:12 Uhr
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FCB-Interimscoach und Sportdirektor Heiko Vogel am Mittwochmorgen vor dem Abflug in die Türkei im Gespräch mit den Journalisten (rechts Blick-Reporter Sebastian Wendel).
Foto: Daniela Frutiger/Freshfocus
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Sebastian WendelReporter Fussball

Freitag, 12.20 Uhr. Flug XQ6350 aus Trabzon landet in Basel. An Bord: Der FC Basel. Das Protokoll zur skurrilen Reise in die Türkei.

Mittwoch 7 Uhr, Euro-Airport Basel:
Mit verschlafenen Gesichtern trudeln die FCB-Akteure am Gate ein. Interimscoach und Sportdirektor Heiko Vogel atmet tief durch und stellt klar, dass ihm die Reise ins vom verheerenden Erdbeben getroffenen Land Mühe macht: «Ich hätte mir von gewissen Stellen mehr Pietät gewünscht.» Adresse der Kritik: Die Uefa, die das Conference-League-Spiel durchboxt, weil Trabzon im Nordosten der Türkei nicht direkt vom Erdbeben getroffen ist.

Mittwoch 12 Uhr, Flughafen Trabzon:
In der Ankunftshalle des Mini-Flughafens wartet die Basler Reisegruppe aufs Gepäck. Draussen beginnt es zu schneien. FCB-Stürmer Zeki Amdouni, ein halber Türke, verrät Blick, dass sein Vater aus Trabzon stammt – und dass er tieftraurig sei wegen der Tragödie. Am Tag darauf beim Warm-Up trägt Amdouni ein T-Shirt mit der Aufschrift «Alles Gute Türkei». Ein Bild davon erscheint auch auf den Social-Media-Kanälen des FCB, auf denen während der Türkei-Reise aus Respekt nur schwarz-weisse Fotos gepostet werden.

Mittwoch 18 Uhr, Stadion «Senol Günes» in Trabzon:
Einheimische Journalisten begrüssen jene aus der Schweiz ruhig, aber herzlich. Sie bezeichnen die Partie als «Muss-Spiel» und berichten, dass sich Trabzonspor ein Jubelverbot auferlegt habe. Diesen Steilpass nimmt später Heiko Vogel an der FCB-PK auf – auch seine Spieler würden im Fall eines Tores Zurückhaltung zeigen. Zu Beginn verliest FCB-Sprecher Simon Walter ein Statement, in welchem dem Land und den Betroffenen des Erdbebens das Mitgefühl ausgedrückt wird. Die Fragen an Vogel drehen sich bis auf eine ausschliesslich um das Erdbeben. Danach bestreitet der FCB das Abschlusstraining im leeren Stadion – ein Vorgeschmack auf die Atmosphäre am nächsten Abend, wenn es während der ersten 4 Minuten und 17 Sekunden des Spiels mucksmäuschenstill sein soll. Hintergrund: Um 4.17 Uhr am 6. Februar bebt erstmals die Erde im türkisch-syrischen Grenzgebiet.

Donnerstag 12 Uhr, Meydan-Platz in Trabzon:
In den Altstadtgassen herrscht dichtes Gedränge. Wüsste man es nicht besser, würde man meinen: alles wie immer. Ein Mann erzählt, dass man das Erdbeben auch in Trabzon, 800 Kilometer vom Epizentrum entfernt, gespürt habe. Einige Stunden später marschieren die rund 150 mit einem Charterflug angereisten FCB-Fans von hier aus los zum Stadion. Die Szenerie gleicht einem Trauermarsch – auf Gesänge und Trommeln wird verzichtet.

Donnerstag 20.45 Uhr, Stadion Senol Günes in Trabzon:
Anpfiff zum Spiel, Totenstille. Man wähnt sich an einem Geisterspiel – nur halt mit Zuschauern. Nach Ablauf der 4 Minuten und 17 Sekunden beginnen die FCB-Fans zu singen, plötzlich leuchtet eine Pyrofackel im Gästeblock auf, wird nach wenigen Sekunden aber wieder gelöscht. Dafür gibts ohrenbetäubende Pfiffe vom türkischen Publikum. Nach gut einer halben Stunde herrscht punkto Stimmung Normalzustand. Als Jens Stryger Larsen in der 65. Minute zum 1:0 für das Heimteam trifft, wirds emotional: Auf den Rängen liegen sich die Fans in den Armen. Die Trabzon-Spieler versammeln sich am Spielfeldrand und halten eine türkische Flagge in die Höhe.

«Wir spürten, dass wir für etwas Grösseres spielen»
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Kade und Burger zur FCB-Pleite:«Wir spürten, dass wir für etwas Grösseres spielen»

Donnerstag 23 Uhr, Stadion Senol Günes:
FCB-Holländer Wouter Burger nach dem Spiel: «Bei der Choreo vor dem Spiel hatte ich Gänsehaut. Wir spielten hier für etwas Grösseres als Fussball, das hat man gespürt.» Trotzdem, so Burger, habe man nicht nur Spalier stehen wollen. «Das 0:1 gibt uns gute Chancen fürs Rückspiel.»

Freitag 9 Uhr, Flughafen Trabzon:
Beim Boarding scheint die Sonne – erstmals seit der Ankunft in der Türkei. Das fast schon kitschige Ende einer ganz speziellen Dienstreise des FC Basel.

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