Nein, vor Ehrfurcht in Ohnmacht fallen die Balznerinnen und Balzner nicht, weil Influencer Valentin «El Scarso» Scarsini ins Fürstentum gereist ist. «Mein Leben hat sich massiv verändert. Ich muss nicht mehr arbeiten», sagt eine Einwohnerin der 4600-Seelen-Gemeinde sarkastisch. Zwei Meter daneben gibt der liechtensteinische Kult-Gastronom Ugo del Vecchio zu Protokoll, dass er noch nie etwas von einem Herrn Scarsini gehört habe.
Dabei ist der interregionale Zweitligist dank des Influencers seit zwei Wochen weit über die liechtensteinischen Landesgrenzen hinaus bekannt. Oder um es mit Scarsini zu sagen: «Die ganze Welt kennt den FC Balzers.» Weil der in Sachen Follower millionenschwere Argentinier Ende Dezember die Idee hatte, einen kleinen Fussballverein gross zu machen, sind die Zahlen explodiert. Über 420'000 Follower folgen dem FC Balzers.
Der Influencer ist begeistert
Via Brasilien, England und Zürich reist Scarsini Anfang Woche ins Ländle, besucht ein Eishockeyspiel des HC Davos, sieht sich die Region an, ist begeistert. «Fantastico» sei es hier, sagt der 20-Jährige. Und er schmeisst die Werbetrommel für Liechtenstein Tourismus an. «Die Lebensqualität hier ist die höchste der Welt. Jeder, dem ich begegnet bin, hat mich gegrüsst. Die Landschaft ist atemberaubend, ich möchte unbedingt wieder zurückkommen.»
Warum er ausgerechnet den FC Balzers ausgewählt hat, begründet Scarsini unter anderem mit künstlicher Intelligenz. «Ich habe KI gefragt, welcher Verein die wenigsten Fans der Welt hat.» Als er den FCB googelt, ist er beeindruckt von der herzigen Tribüne. Und weil ihn auch der Klang des Namens überzeugt, verliert Scarsini sein Herz an den 1932 gegründeten Verein.
Trainingslager in Argentinien möglich
Dass Balzers die selben Klubfarben wie die Boca Juniors hat, sei aber Zufall, so der Influencer. Er sei ein grosser Fan von «Club Atlético Huracán», einem in Buenos Aires beheimateten Traditionsverein. Kommts nun bald zu einem Freundschaftsspiel in einer der grössten Fussballmetropolen der Welt?
Ausgeschlossen seis nicht, sagt Sandro Wolfinger der Marketingleiter des FC Balzers. Möglich sei auch, dass der FCB ein Trainingslager in Argentinien absolviere. Es gebe Tausende von Anfragen für Trikots, der kleine Dorfklub wird förmlich mit Bestellungen überrannt. Gleichwohl sind sich sowohl Wolfinger als auch Balzers-Präsident Fredy Scherrer bewusst, dass es sich bei der ganzen Influencer-Aktion um einen Hype handle. Und dass dieser schneller wieder vorüber sein kann als er angefangen hat.
Sieht wohl auch die sarkastische Balznerin so.
Fazit
423'000 Follower zählt der FC Balzers auf Instagram. Das ist der Verdienst des argentinischen Influencers Scarsini, der dazu aufgerufen hat, den kleinen Klub bekannt zu machen. So bekannt, dass Balzers Scarsini eingeladen hat, um sich die Infrastruktur anzusehen und im Klub mitzuwirken. «Alle hier sind so freundlich», sagt der Argentinier. Wie es jetzt weitergeht? Er hofft, dass der Amateurklub weiterhin wächst und eines Tages «Champion werden kann».
Die Verantwortlichen sind sich bewusst, dass der aktuelle Hype eine kurzfristige Begeisterung darstellt. Dennoch sei es gewaltig, dass es «tausende Trikotanfragen» aus dem Ausland gäbe. Den Anfragen wolle man nachkommen, was aufgrund verschiedener Auflagen gar nicht so einfach sei. Rein sportlich wird sich vorerst nicht viel ändern. Man baut auf die eigenen Junioren und will ein Dorfklub bleiben. Mit den hiesigen Sponsoren und Donatoren.
Scarsini wird Ehrenmitglied
Dann neigt sich die Pressekonferenz dem Ende zu. Der argentinische Influencer wird noch als Ehrenmitglied geehrt und erhält Balzers-Utensilien, ehe er mit Präsident Scherrer (l.) und Marketingleiter Wolfinger (r.) die Bühne verlässt.
Hauptteil der Follower aus Argentinien
Wolfinger sagt, dass der Grossteil der Follower aus Süd- und Lateinamerika kommt. Ob das für Sponsoren ausgenutzt werden kann? Dazu gibts keine genauen Angaben. Am Ende bleibe «der FC Balzers auch immer ein Dorfklub mit den treuen und langjährigen Sponsoren.»
Tausende Anfragen aus dem Ausland
Fredy Scherrer, Präsident des FC Balzers, sagt: «Es ist gewaltig, was da abging. Ich bin jetzt mittlerweile auch auf allen Social-Media-Kanälen vertreten.» Und Marketingleiter Wolfinger offenbart: «Es gibt tausende Trikotanfragen aus dem Ausland.» Derzeit sei man daran, die nächsten Schritte zu gehen, um den Klub nachhaltig zu verbessern. Marketingtechnisch sowie sportlich.
Balzers ist jetzt auch in Argentinien ein Begriff
«Diese Geschichte war nicht nur in Liechtenstein und in der Schweiz präsent. Auch in Argentinien ist sie aufgefasst worden. Die grössten Zeitungen haben darüber berichtet», sagt Scarsini.
Argentinier begeistert vom FC Balzers
«Auf der Strasse wird man gegrüsst und die Leute sind freundlich. Mir gefällt es hier», sagt Scarsini. «Die Lebensqualität ist sehr hoch und die Entwicklungsmöglichkeiten hier sind fantastisch.» Ob er den FC Balzers noch grösser machen kann? Er wünscht es sich. «Ich hoffe, dass dieser Klub eines Tages in der höchsten Liga spielt und Champion wird. Es scheint, dass dieses Projekt schon monatelang läuft. Doch in Wahrheit sind es wenige Tage. Wir werden sehen.»
Scarsini überraschte sich selbst
«Ich hätte nie gedacht, dass ich die Schweiz mal persönlich besuchen würde. Ich habe gestern ein Eishockey-Spiel besucht – dasjenige des HC Davos. Ich kannte diesen Sport nicht.» Dann sagt Scarsini, dass er selbst überrascht sei, dass der Hype ein solch grosses Ausmass annehmen würde. «Ich hatte keine Ahnung, dass es so ausser Kontrolle geraten würde. Ich dachte mir schon, dass wir Unterstützung kriegen können. Aber ich habe niemals damit gerechnet, dass es so explodiert.»
Wie kam der Influencer auf Balzers?
Scarsini sagt: «Als ich mich der Aufgabe stellte, einen kleinen Klub zum Wachsen zu bringen, wollte ich den Klub mit der kleinsten Fan-Base finden, der grosses Potenzial auf Wachstum aufweist. Ich habe mich dann mit dem FC Balzers, deren Fussballplatz und vielen weiteren Dingen um den Klub befasst. Der Rest ist Geschichte.»
Influencer Scarsini ist vor Ort
Der argentinische Influencer Scarsini ist den weiten Weg von Buenos Aires in die Schweiz gereist, um den Klub kennenzulernen. Er hat den ganzen Internet-Hype initiiert. «Wir vom FC Balzers haben das mit grossem Auge verfolgt und schnell gemerkt, dass das grosses Ausmass annimmt. Zusammen mit dem Liechtensteiner Marketing haben wir organisiert, dass Valentin (Scarsini) hier sein kann», sagt Marketingleiter Sandro Wolfinger. «Er ist noch nie geflogen in seinem Leben und war noch nie ausserhalb von Argentinien, deshalb war es auch für ihn eine spezielle Reise.»
Influencer soll vor Ort sein
Auf Initiative des FC Balzers wurde der für den Internet-Hype verantwortliche argentinische Influencer «El Scarso» nach Liechtenstein eingeladen. Scarsini – wie der Argentinier mit richtigem Namen heisst – reiste am Wochenende aus Buenos Aires in die Schweiz, um den FC Balzers persönlich kennenzulernen. Er war in den Trainings dabei und steht heute auch Red und Antwort.