«In meinem Alter muss man immer noch eine Schippe mehr auflegen. Man spürt teilweise weniger Kredibilität. Aber genau das ist die Herausforderung.» Stephan Lichtsteiner war sich immer bewusst, worauf er sich in London bei Arsenal einlassen würde. Nach zehn Jahren in Italien und sieben Serie-A-Trophäen in Folge mit Juventus wollte der 35-Jährige seinen Horizont um einen weiteren Höhepunkt erweitern.
Die Rolle des Verteidigers veränderte sich, die Spielzeit in der englischen Liga fiel knapper aus als erhofft. Im Finish der Premier League taktierte der Verein aus vertragstechnischen Gründen. Erst als die angestrebte Top-4-Klassierung nahezu verspielt war, setzte Coach Unai Emery wieder auf den langjährigen Captain des Schweizer Nationalteams.
«Damit muss man als Profi leben»
Lichtsteiner beschwert sich deswegen nicht, aber für ihn bleibt klar: «In der Schlussphase hätte ich gerne meine Erfahrung eingebracht. Der Coach hat anders entschieden. Damit muss man als Profi leben.» Dass er nur vereinzelt auf seiner Stammposition und teilweise im linken Couloir zum Zug kam, vereinfachte die Aufgabe nicht.
Wenige Tage vor dem Europa-League-Endspiel gegen Chelsea zieht der
Aussenverteidiger selbstredend keine endgültige Bilanz. Der zweifache Champions-League-Finalist hat im Jahr nach der statistisch schwächsten Kampagne Arsenals seit 1996 nach wie vor Grosses vor. «Meine Challenge und Zielsetzung hier waren von Anfang an: die Qualifikation für die Champions League und einen Titel gewinnen.»
«Europa-League-Sieg? Mission erfüllt!»
Sollten die Gunners im Londoner Europacup-Derby triumphieren, «wäre
meine Mission nach einem anspruchsvollen Jahr erfüllt». Bis anhin stand einzig Ciriaco Sforza mit Bayern und Inter in drei europäischen Finals. Dass er sich nun auch in dieser Kategorie auf Augenhöhe mit dem früheren Bundesliga-Star bewegt, interessiert Lichtsteiner derzeit nur marginal. «Wichtig ist einzig, dass wir am Mittwoch gewinnen.»
Was nach dem Trip nach Baku ansteht, ist momentan nicht im Detail absehbar. Eine Fortsetzung des Wegs mit Arsenal kommt nicht mehr infrage. Ob Lichtsteiner in England bleibt, ist offen. «Der Fussball hier macht mir Spass. Es war nicht einfach, sich zu adaptieren. Ich brauchte Zeit.» Wilder, weniger taktisch, mit extrem hohem Rhythmus werde gespielt.
«Bin offen für alles»
Die Premier League bleibt für ihn eine von mehreren Optionen – auch das Ende seiner aussergewöhnlichen Karriere ist nicht ausgeschlossen. «Ich bin eigentlich offen für alles. Ich würde gerne noch mindestens ein Jahr anhängen, habe aber ganz klare Vorstellungen und Zielsetzungen.» Alles mache er nicht, betont Lichtsteiner. «Meine Familie spielt bei der Entscheidungsfindung eine zentrale Rolle.»
In physischer Hinsicht fühlt sich der 105-fache Nationalspieler bereit für eine weitere Herausforderung. «Meine Werte sind erstklassig. Ich bin topfit», meldet der zähe Innerschweizer Schwerarbeiter. Und Zeit, die Batterien aufzuladen, erhält er im Juni – das Final-Four-Turnier der Nations League findet ohne ihn statt. Ist deswegen auf SFV-Ebene mit seinem Rückzug zu rechnen? «Der Trainer entscheidet, nicht ich.»
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