Peter Knäbel mit ganz viel Humor
«In meinen Rucksack packe ich...»

Peter Knäbel (50) redet über seine Rucksack-Affäre beim HSV, über seinen neuen Job beim FCZ und verrät, weshalb er wie ein Weinhändler denkt.
Publiziert: 05.11.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:57 Uhr
Schmach verwunden: Häme und Spott musste Peter Knäbel nach der «Rucksack-Affäre» ertragen. Heute kann er darüber schmunzeln.
Foto: Imago
Michael Wegmann

BLICK: Peter Knäbel, kennen Sie das Merkspiel «In meinen Rucksack packe ich...»?
Peter Knäbel: Sicher. In Deutschland packt man zwar in seinen Koffer. Aber ich weiss, worauf Sie hinauswollen. Soll ich beginnen?

Gerne.
In meinen Rucksack packe ich Scoutinglisten ...

Sie können mittlerweile über die Rucksack-Affäre schmunzeln. Das war ja nicht immer so. Im August letzten Jahres mussten Sie viel Spott und Hohn über sich ergehen lassen. Als eine Frau der «Bild» vertrauliche HSV-Dokumente zuspielte, die sie angeblich in einem Park fand.
Es ist erwiesen, dass mir die Dokumente entwendet wurden und die Version der Finderin unmöglich stimmen kann. Ich habe den Rucksack nicht verloren, und die Sache ist abgeschlossen.

Nach dieser Affäre sprach Ihnen der HSV das Vertrauen aus. Im Mai wurden Sie freigestellt. Eine Spätfolge?
Eindeutig nein. Das hatte andere Gründe.

Welche?
Wie in der Presse­erklärung dargestellt, hatten Dietmar Beiersdorfer (HSV-Boss, die Red.) und ich unterschiedliche Vorstellungen von der Kader- und Personalplanung.

Als Ihr möglicher Nachfolger beim HSV wurde zuletzt auch FCB-­Sportchef Georg Heitz gehandelt.
Dass sein Name ins Spiel gekommen ist, ist verständlich. Er macht seit Jahren einen tollen Job in Basel und hat es sich verdient.

Was machen Heitz und Präsident Bernhard Heusler beim FCB so viel besser, dass sie Titel um Titel gewinnen? Oder ists nur das Geld?
Geld ist sicher eine Grund­voraussetzung. Aber es ist eindrücklich, wie der FCB sein Geld investiert hat. Er hat ins Scouting investiert, ins Marketing, ins Ticketing. Er hat das beste Personal verpflichtet, die besten Ärzte und Physios. Der Klub hätte auch einfach teure Stars verpflichten können. Aber er hat einen derart hochwertigen Rahmen gesetzt, dass Spieler und Trainer verhältnismässig einfach austauschbar sind.

Vor Ihrem Job beim HSV waren Sie fünf Jahre Technischer Direktor beim Schweizer Verband und davor sechs Jahre Ausbildungschef beim FCB. Arbeiten Sie lieber mit Profis oder mit Nachwuchsspielern?
Schwierig zu sagen. Der rote Faden durch mein Berufsleben sind Talente, Spieler wie Trainer. Bin ich im Nachwuchs, pushe ich sie nach oben. Bin ich bei den Profis, ziehe ich sie nach oben.

Wie viele Nachwuchsspieler sollten den Sprung pro Saison schaffen?
Leute wie ich denken wie Weinhändler: in Jahrgängen. Nehmen wir unsere Nati. Der Jahrgang 1992 ist top. Es ist der Jahrgang der Stammspieler Rodriguez, Xhaka, Seferovic und Drmic. Jahrgang 91 ist mit Mehmedi und Shaqiri gut vertreten. Von den Jahrgängen 93 bis 98 stechen bisher der 97er Breel Embolo und der 96er Nico Elvedi heraus.

Was sind die Ansprüche?
Drei Nati-Spieler pro Jahrgang sind super. Zwei gut. Einer ein Muss. Gleiches gilt für Schweizer Vereine. Beim FCB gabs einen Jahrgang, der alle anderen überragt. Sommer, Derdiyok, Klose und Rakitic sind 1988 geboren, alles Nationalspieler. Rakitic spielt leider aus unserer Sicht für die falsche Auswahl.

Nun durchleuchten Sie den FCZ-Nachwuchs und geben Empfehlungen ab. Wollen Sie wissen, weshalb mit Oberlin, Sow, Muheim, Burkart und Janicic viele Talente den Klub verlassen haben?
Sicher ist es wichtig zu wissen, wieso diese Spieler so früh weg sind. Wurden sie gar nicht so hoch eingestuft? Gab es Unstimmigkeiten über den vorgelegten Karriereplan? Konzept, Perspektiven und Trainer sind wichtig. Talente sind das Salz der Nachwuchsförderung.

Ist St. Gallens Joe Zinnbauer ein guter Trainer? Sie haben ihn beim HSV entlassen.
Joe hat beim HSV in einem extrem schwierigen Umfeld als Bundesliga-Debütant wichtige Punkte für den Klassenerhalt eingefahren. Damit hat er sich die Chance in St. Gallen mehr als verdient. Es steht mir nicht zu, seine jetzige Arbeit zu beurteilen. In jedem Fall hat er mit Dölf Früh einen Präsidenten, der ihn in seiner täglichen Arbeit und Weiterentwicklung unterstützt.

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