Offen, lustig, ehrlich: Zu Besuch bei Legende Karli Odermatt
«Ich werde 100 – der liebe Gott meint es gut mit mir»

Die einzigen Fragen, die nach einem gemütlichen Abend bei Karli Odermatt (77) zu Hause offenbleiben: Kann Karli nun besser Risotto kochen oder Geschichten erzählen? Und weshalb schmeckt sein Risotto so himmlisch?
Publiziert: 22.03.2020 um 18:39 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2020 um 22:17 Uhr
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Das übliche Koch-Outfit von Karli: Ein Shirt, kurze Hosen und barfuss.
Foto: TOTO MARTI
Michael Wegmann (Text) und Toto Marti (Fotos)

Karli Odermatt steht an diesem Dienstagabend im Februar vor seinem Haus in Rickenbach BL. Er trägt T-Shirt, Shorts und ist barfuss. «Herzlich willkommen. Ich hoffe, ihr habt grossen Appetit mitgebracht.» Haben wir. Und eine Flasche Rotwein für den Weinliebhaber und seine Frau Rosmarie.

Sein Tenue légère ist übrigens ein modischer Fauxpas mit System – es ist sein übliches Koch-Outfit. Heute gibts erst Gänseleber auf Toast und zur Hauptspeise Ossobuco und Karlis Spezialität: Risotto.
Wir stossen an der Küchenbar mit einem Glas Weisswein an. Rosmarie ist auch dabei. Sie ist es, die im Alltag der Familie kocht. Aber heute Abend wird sie sich im Hintergrund halten: Teller anrichten, Geschirr spülen und aufräumen. Sie will nicht mal fotografiert werden. Sie überlässt die grosse Bühne gerne ihrem Mann, dem ehemaligen Fussballstar der 60er und 70er. Na ja, irgendwie ist er bis heute – 40 (!) Jahre nach seinem Rücktritt – Superstar geblieben. Odermatt ist mit ganz Basel per Du. Und ganz Basel mit ihm. Sogar Teenager fragen den 77-Jährigen noch nach Selfies und Autogrammen.

Nervt es Sie, dass Sie alle duzen?
Karl Odermatt: Nein. Ich bin nichts anderes gewöhnt. Es gefällt mir gar. Ich bin halt Karli. Es gibt nur wenige, die man anhand des Vornamens in der Schweiz fast überall kennt. So wie Köbi Kuhn für alle einfach Köbi war.

Warum kennt Sie ganz Basel?
Vielleicht erzählen die Väter ihren Kindern und Enkeln, dass ich einmal ein guter Fussballer gewesen sei, dass wir erfolgreich waren. Dass ich immer einer zum Anfassen war. Schon irgendwie verrückt. Vor einigen Tagen bin ich in Dornach aus dem Auto gestiegen, da hörte ich einen Buben rufen: «Dort ist Karli.» Dann ist eine Horde von etwa 13-Jährigen zu mir gerannt und wollte Autogramme. Ich habe immer Autogrammkarten im Auto.

Wird es Ihnen nie zu viel?
Nein. Früher, als ich noch spielte, war es viel extremer. Da hat sich auch schon mal eine Dame in meinem Auto versteckt (lacht). Meine Privatsphäre ist hier zu Hause bei meiner Frau Rosmarie und unseren zwei Jungs. Vor kurzem ist in einem Grotto im Tessin eine Gruppe an unseren Tisch gekommen. Als ich alle Zetteli unterschrieben habe, war mein Essen kalt. Aber ich sage doch keinem: «Geh bitte, wir sind am Essen.» So bin ich nicht, ich bin ein Anständiger. Rosmarie hingegen denkt manchmal: «Die hätten ja wenigstens
warten können, bis wir beim Kaffee sind.»

Alle sagen, Sie seien so populär, weil Sie ein «gmögiger Cheib» sind.
Das höre ich gern. Ich bin auch gesellig. Sie müssten mal hören, wie es an der Fasnacht um vier Uhr in der Nacht noch abgeht, wenn ich in ein Restaurant komme. Dann singen alle: «Karli, no ne Goal!»

Sie sind im Alter von 77 Jahren morgens um vier Uhr noch unterwegs?
Na ja. Sie dürfen gerne auch zwei Uhr schreiben (lacht). Während der Fasnacht wohne ich in einem Hotel in Basel.

Keine Fasnacht ohne Karli. Schon als Spieler haben Sie sich die Fasnacht-Teilnahme vertraglich zusichern lassen, heisst es.
Tatsache. Das war genau so! Und heute gilt: Keine Fasnacht ohne die Odermatts. Meine Ex-Frau und unsere beiden Töchter sind ebenso verrückt nach der Fasnacht wie die beiden Söhne. Einzig Rosmarie ist weniger enthusiastisch, sie ist eben von Basel-Land.

Tage später tritt für die Odermatts und ganz Basel das Unfassbare ein. Die Fasnacht wird wegen des Coronavirus abgesagt. Er wird das Virus eine «verrückte Geschichte» nennen und erklären, dass er sich strikt an alle Hygienevorschriften hält, aber nicht auf Panik macht.

Aber an diesem Dienstagabend ist das Coronavirus in der grossen Wohnküche der Odermatts noch kein Thema. Der Notstand in der Schweiz noch nicht ausgerufen, die Bedrohung noch weit weg. Dafür ist Karli in Hochform. Er erzählt mit derselben Dynamik, wie er einst Gegner ausdribbelte. Karli war schon immer äusserst unterhaltsam – am Ball und neben dem Platz.

Vor kurzem haben Sie im Telebasel Trainer Marcel Koller kritisiert. Daraufhin hat Sportchef Ruedi Zbinden im Teleclub gegen Sie gewettert.
Das haben wir in einem Gespräch geregelt. Und darüber müssen wir nicht mehr reden.

Also reden wir lieber über Wein. Sie sind ein grosser Fan vom Piemont und der Toskana.
Ein riesiger. Bin ich im Piemont, rufen die Leute: «Ciao, Carlo!» Sie haben schon für mich im Barolo eine Degustation organisiert – mitten in der Kirche. Alle trugen eine Schärpe. Auch im Weinkeller von Angelo Gaja war ich schon mehrmals, die lassen da nicht jeden rein.

Wie kamen Sie in diesen erlauchten Kreis?
Eine verrückte Geschichte: Eines Abends assen wir einen Teller Pasta in einer Pinte in Vezza d’Alba. Da hing ein Poster an der Wand. Darauf waren der grosse italienische Fussballer Luigi Riva und ich abgebildet. Als mein Kumpel dem Wirt sagte, dass ich das sei, brach der Tumult aus. Alle umarmten mich. Dieser Wirt wurde ein guter Freund. Er stellte mich dann überall vor. Er sagte: «Das ist Carlo, der Centrocampista della Svizzera. Er spielte gegen Riva! Rivera! Mazzola! Und Rosato!» Dann ging immer ein Theater los. In Italien sind Fussballer wie Heilige. So lernte ich viele tolle Leute kennen. So auch den Bürgermeister Teo Costa, gegen den ich bei einer Wette 100 Flaschen Barolo gewann.

Was haben Sie gewettet?
Als wir 2003 in der Champions League mit Juventus Turin in die Gruppe gelost wurden, habe ich mit Teo gewettet, dass der FCB mindestens einmal gegen Juve gewinnen würde. Er hat gelacht und 100 Flaschen Wein dagegen gesetzt. Auswärts verloren wir 0:4. Ich habe meinen Kumpel dann zum Rückspiel eingeladen. Und da schiesst doch Gimenez in der 92. Minute den 2:1-Siegtreffer. Ich habe nur noch geschrien: «Cento bottiglie di vino!» Mein Freund meinte «va bene». Und als ich das nächste Mal in der Lombardei war, standen 100 Flaschen bereit.

Wie und wann wurden Sie zum grossen Weinliebhaber?
Schon als aktiver Fussballer. Früher gab es nach den Spielen einen Teller Pasta und ein Glas Wein. Bei diesen Essen war am Anfang meiner Karriere immer der Match das grosse Thema, gegen Karriereende wurde mehr und mehr auch über Wein geredet.

Karli führt uns in seinen Weinkeller, da lagern seine Schätze aus dem Piemont, der Toskana und aus anderen Teilen Europas. Ein kleiner Teil davon gar aus eigener Scholle, seit 15 Jahren machen die Odermatts selber Wein. Einen Maispracher Blauburgunder. «Rosmarie macht quasi alles selber», sagt er stolz.

Wer nun denkt, die Bauerntochter und ausgebildete Krankenschwester habe sich dem Fussballstar mit dem Ruf eines Frauenhelden vor 30 Jahren an den Hals geworfen, irrt. Im Gegenteil: «Ich habe wie ein Berserker um sie gekämpft!», sagt er. Bis er sie endlich ausführen durfte, liess er ihr regelmässig Geschenke auf die Arbeit bringen. «Es wurde mir langsam peinlich, da habe ich eingewilligt und mich mit ihm verabredet», sagt sie.

Die Gänseleber war vorzüglich, nun bereitet er den Risotto zu. Karli: «Kosten Sie mal! Und das ist erst die Bouillon, in welchem der Risotto köcheln wird.»

Es scheint, als seien Sie ein Sonntagskind?
Ich bin glücklich, mir geht es super. Ich habe eine tolle Frau, vier tolle Kinder, und auch mit meiner Ex-Frau verstehe ich mich gut. Aber es war bei weitem nicht immer schön in meinem Leben. Ich hatte eine harte Jugend, musste immer arbeiten, da meine Mutter die Familie allein durchbringen musste.

Ihr Vater hat die Familie verlassen, als Sie dreizehn waren.
Ja. Und seither habe ich ihn nicht mehr gesehen. Er war ein Chrampfer, aber ein strenger Vater. Er hat jeden Tag 100-Kilo-Säcke voller Holzkohle am Rheinhafen aus- und eingeladen. Wenn er dann nach der schweren Arbeit nach Hause kam, war er gereizt. Kam ich dann noch mit meinen kleinen Problemen, flippte er oft aus und schlug mich mit seinem Gürtel. Einmal sogar wegen einer Blume.

Prügel wegen einer Blume?
Ich habe eine Blume gepflückt, die über einen Zaun geguckt hat, um sie meiner Mutter zu schenken. Zu Hause musste ich meinem Vater sagen, woher ich sie habe. Dann setzte es eine Tracht Prügel ab. Wäre es nach ihm gegangen, hätte ich auch nie Fussball spielen dürfen. Aber lassen wir das. Vor ein paar Jahren ist er gestorben.

Sie haben den Kontakt mit ihm nie gesucht?
Nein. Im Nachhinein tut es schon weh – er war ja doch mein Vater. Ich hätte vielleicht mal auf ihn zugehen sollen und mit ihm reden. Dafür habe ich eines Tages einen Halbbruder kennengelernt.

Wie das?
Ich sitze da gemütlich in einem Restaurant in Allschwil, da kommt ein Mann zu mir und meint: «Sali Karli. Du bist mein Halbbruder.» Ich war perplex, sagte: «Was, Halbbruder? Spinnst du! Wer bist du eigentlich?» Er meinte nur: «Ja, was bin ich dann, wenn mich dein Vater mit meiner Mutter gezeugt hat?» Na ja, das hat mir dann auch eingeleuchtet (lacht).

Nach dem Tod von Köbi Kuhn und Fritz Künzli sind Sie noch der einzige lebende Superstar dieser Generation.
Viele sind wirklich nicht mehr da! Ich weiss nicht, wie ich das gemacht habe. Ich bin ein fröhlicher Mensch, sicher kein Griesgram. Vielleicht hilft auch ein Glas Rotwein, das ich mir ab und zu gönne. Vielleicht hat auch alles nur mit Glück zu tun. Mein Vater wurde 92. Also werde ich 100 – der liebe Gott meint es gut mit mir.

Rosmarie sagt: «Er muss sich auch noch ein wenig Mühe geben. Unsere beiden Söhne Daniel und Andreas sind noch in der Ausbildung.» Die Odermatts servieren den Hauptgang. «Jeder sagt, es gebe keinen besseren Risotto!», meint er mit dem typischen Selbstvertrauen des ewigen Klassenbesten. Walter Lutz, der legendäre Fussball-Journalist und Herausgeber des «Sports», schrieb einst: «Karli machte das Wetter in der Kabine des FCB. Und auf dem Rasen bestimmte das Alphatier Gangart und Rhythmus des Spiels. Als Leader geboren, als Captain anerkannt, von unkomplizierter Offenheit, gradlinig und kontaktfreudig, stets zu einem Spässchen aufgelegt und von den Zuschauern verehrt.»

Wir prosten uns zu: «Auf die Gesundheit!» Risotto und Kalbshaxen schmecken himmlisch. Rosmarie sagt: «Rolf Blättler lebt übrigens auch noch. Wir sehen uns jedes Jahr im Tessin, er ist super zwäg.»

Blättler, der dritte Mann im legendären Nati-Mittelfeld der 60er und 70er. Neben Kuhn und Odermatt.

Rolf ist noch immer topfit, gertenschlank. Er spielt regelmässig Tennis, hat eine reiche Russin geheiratet. Ihm geht es wunderbar. Er geht übrigens jedes Jahr mit seinem Freund Rolf Knie nach Mallorca in die Tennisferien.

Auch der ehemalige FCZ-Verteidiger Fischbach ist mit Knie befreundet, er verkauft seine Bilder.
Ooh, Pius! Ein netter Typ. Da kommt mir eine tolle Szene in den Sinn: Pius, damals Verteidiger bei Grenchen, hatte den Auftrag, mich aus dem Spiel zu nehmen. Als er mit seinen langen Beinen auf mich zugeflogen kam, hab ich ihn getunnelt und mit einem langen Ball das 1:0 eingeleitet. Fischbach lag am Boden, als ihn sein Trainer, Sommer hiess der, an den Beinen vom Platz zog und sagte: «Mir reichts, ich habe alles gesehen!» Das werde ich nie vergessen!

Fischbach ist 71 und arbeitet noch immer. Wie Sie. Hilft tägliche Arbeit gegen das Altern?
Eine Tagesstruktur ist wichtig. Meine Frau weckt mich jeden Morgen um sechs. Dann sitzen wir zusammen am Tisch und lesen den BLICK und die «Basler Zeitung» und diskutieren zusammen über Gott und die Welt. Ein herrliches Morgenritual. Dann gehe ich zur Arbeit. Es macht mir unheimlich Spass und hält mich sicher auch jung.

Köbi Kuhns Tod ist Ihnen sehr nahegegangen. Sie haben ihn noch an seinem Sterbebett im Triemli-Spital besucht.
Das tat sehr weh, ihn so zu sehen. Köbi sah nicht gut aus. Er war weiss und hatte Wasser im ganzen Körper. Ich habe Witze gerissen und geredet, als wären wir noch Fussballer. Ich wollte ihm Hoffnung machen. Und auch ein wenig mir selbst. Aber ich will Köbi lieber anders in Erinnerung behalten.

Wie?
Auf diesem Stuhl sass Köbi vor ein paar Jahren. Wir haben getrunken, gelacht und geplaudert. Irgendwann am späteren Abend hat seine Frau Alice angerufen und ihn gefragt, wo er denn bleibe. Sie hat gelacht und gemeint: «Du kannst nur bei Karli sein!» Weil Köbi auch zwei Gläsli getrunken hat, fragten wir, ob wir ihm ein Taxi bestellen sollen. Er meinte nur: «Habt ihr das Gefühl, die Polizisten nehmen den Nati-Trainer raus!» Er ist nach Hause gefahren. Köbi war ein glatter Cheib mit einem trockenen Humor.

Die Erinnerungen an seinen einstigen Rivalen und guten Freund gehen Karli nah. Er eilt Rosmarie in der Küche zu Hilfe und schneidet den Kuchen an. Sie kommen mit Kuchen, Kaffee und einer Flasche selbst gebranntem Grappa zurück an den Tisch.

Karli beginnt in einer Kiste mit seinen Erinnerungen an die glorreichen Tage zu wühlen. Da ist neben vielen Auszeichnungen, Meister- und Cupsiegermedaillen, auch ein Ordner mit seinen Spielerverträgen und viele Shirts. Alles kostbare Schätze wie ein altes Deutschland-Shirt mit der Nummer 5, getragen von Franz Beckenbauer. Die Leibchen von Cruyff oder Eusebio. Mittendrin ein Italien-Trikot für ein Kleinkind. Karli lacht herzhaft. «Dieses Shirt hat der grosse Gianni Rivera getragen.»

Als Fünfjähriger?
Nein, als Star der Azzurri. Aber Rosmarie hat es mal zu heiss gewaschen. Fassen Sie es mal an, reine Baumwolle. Die Italiener hatten Stil. Auch nach den Spielen beim Bankett. Da trugen sie dunkelblaue Designeranzüge, weisse Hemden und rot-grüne Krawatten. Sie sahen aus wie Filmstars! Und sie waren in Begleitung mit den schönsten Frauen, die man sich vorstellen kann. Köbi und ich sind fast vom Stuhl gefallen, so schön waren sie.

Ihre Frauen waren damals nicht eifersüchtig?
Doch. Sie durften ja nicht mal am Bankett teilnehmen. Wir Schweizer waren im Vergleich mit den Italienern hinter dem Mond. Wir trugen biedere, graue Schalen und durften unsere Frauen nicht mitnehmen. Ich habe mich geschämt.

Wer war der beste Spieler, gegen den Sie je gespielt haben?
Da waren viele super Fussballer wie Eusebio, Beckenbauer oder Riva. Mit ihnen spielte ich sogar mal zusammen in einer Weltauswahl. Am meisten beeindruckt hat mich aber Dragoslav Sekularac von Roter Stern Belgrad. Was der am Ball konnte, glaubt niemand. Mit 16 habe ich mein erstes Spiel für den FCB gemacht. Ausgerechnet gegen Sekularac und Roter Stern. Seppe Hügi hat mir den Ball gegeben, und ich habe ihn reingehauen – wir spielten zu Hause 1:1. Aber in Belgrad schoss uns Sekularac ab. Das war aber ein Gaudi.

Warum?
Trainer Sobotka hat vor dem Spiel unserem Verteidiger Füri gesagt: «Geht Sekularac auf die Toilette, gehst du mit!» Sekularac schiesst das 1:0, das 2:0, das 3:0. Dann sitzt er auf die Aschenbahn und verschränkt seine Arme zum Jubeln. Und Füri? Der hat sich vor 40'000 Fans hinter Sekularac auf die Aschenbahn gesetzt. Füri war eben noch ein echter Manndecker (lacht schallend).

Mittlerweile durchstöbert Karli den Ordner mit seinen Verträgen. Er will seinen ersten Spielervertrag zeigen, kann ihn aber nicht finden. «Rosmarie, ich glaube, jemand hat ihn geklaut», ruft er laut. Rosmarie leise: «Den hast du doch dem Museum ausgeliehen ...»

Plötzlich hält Karli ein vergilbtes Stück Papier in der Hand. «Da liegst du aber ab!», schreit er.

Was haben Sie gefunden?
Da sind unsere Cup-Prämien festgehalten. In der ersten Runde gab es 60 Franken für einen Sieg, in der zweiten 120, in der dritten 180. Und dann steht da noch: «Verlorene Spiele – nichts». Da verrecksch!

Und was haben Sie mit dem Geld gemacht?
Ich habe alles meiner Mutter abgegeben. Wie auch meinen bescheidenen Lohn als Offsetdrucker. Sie war darauf angewiesen. Wissen Sie, was sie gemacht hat, als mir der damalige FCB-Präsident Lucien Schmidlin nach dem Sieg im Cupfinal gegen GC 1000 Franken Prämie in die Hand gedrückt hat?

Nein.
Sie hat Schmidlin angerufen und gefragt, ob ihr Karli Mist erzähle. Sie konnte nicht glauben, dass man mit Fussball so viel Geld verdienen kann. Sie verdiente gerade einmal 690 Franken im Monat und wusste nicht, dass ich in der 1. Mannschaft spiele.

Es ist mittlerweile spät geworden. Das Essen war vorzüglich – wie auch der Wein und die Gastgeber. Als Fussballer suchte Karli seinesgleichen. Auch als Koch und Unterhalter ist Karli quasi unschlagbar. Er erzählt offen, unverblümt, geradeaus. Oft laut, selten leise. Und er hat etwa so viele Geschichten auf Lager wie Weinflaschen im Keller. Nur eines will Karli während des ganzen Abends partout nicht verraten. Sein Risotto-Rezept. Der «weltbeste» Risotto soll Familiengeheimnis bleiben.

Karl Odermatt persönlich

Karl Odermatt wurde am 17. 12. 1942 geboren. Er führte den FCB als Captain zu 5 Meister- und 2 Cuptiteln. Heute ist er nicht mehr nur FCB-Legende, sondern auch Verwaltungsrat. Karli ist seit 30 Jahren mit Rosmarie zusammen, die zwei haben zwei Söhne. Aus erster Ehe hat er zwei Töchter. Karli liebt seine Familie, das Piemont, Wein, Pilzeln, die Fasnacht, den FCB und Geselligkeit.

Karl Odermatt wurde am 17. 12. 1942 geboren. Er führte den FCB als Captain zu 5 Meister- und 2 Cuptiteln. Heute ist er nicht mehr nur FCB-Legende, sondern auch Verwaltungsrat. Karli ist seit 30 Jahren mit Rosmarie zusammen, die zwei haben zwei Söhne. Aus erster Ehe hat er zwei Töchter. Karli liebt seine Familie, das Piemont, Wein, Pilzeln, die Fasnacht, den FCB und Geselligkeit.

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