Nur St. Gallen und GC legen am Montag los
Kurzarbeits-Entscheid hindert Klubs am Training

Am Montag dürfen Profi-Fussballer das Training wieder aufnehmen. Nur wird das kaum eine Mannschaft tun. Dies vor allem, weil die Klubs dann den Kurzarbeits-Status verlieren.
Publiziert: 08.05.2020 um 12:51 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2020 um 13:39 Uhr
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Noch keine Rückkehr auf den Platz: Meister YB …
Foto: freshfocus
Alain Kunz

Derzeit trainieren alle Profi-Fussballer zuhause. Individuell. Gemeinsame Erlebnisse gibts nur auf Zoom oder anderen Konferenz-Plattformen. Ab Montag ist ein reguläres Training wieder erlaubt. Und das nicht nur als absurdes Ballgeschiebe aus Sicherheitsdistanz, sondern richtig. Voll, mit Duellen. Mit Körperkontakt. Mit Mätschli.

Nur: Fast niemand macht von dieser Möglichkeit Gebrauch. Nicht mal YB und Basel. Die starten voraussichtlich am 18. Mai. Die beiden Liga-Schwergewichte sind die einzigen, denen die Aufnahme des Trainingsbetriebs nicht wehtut. Denn sie haben ihre Spieler nicht auf Kurzarbeit gesetzt. Also macht es finanziell keinen grossen Unterschied, ob man trainiert oder nicht. Ganz anders für jene Klubs, die auf Kurzarbeit sind.

Denn sobald sie den regulären Trainingsbetrieb wieder aufnehmen, dürfen sie das Werkzeug der Kurzarbeit nicht mehr in Anspruch nehmen. Das hat Claudius Schäfer, der CEO der Swiss Football League, den Klubs am Donnerstag mitgeteilt. Im Schreiben steht, dass das Bundesamt für Wirtschaft Seco die Liga mündlich informiert habe, dass die Klubs keine Kurzarbeit mehr beanspruchen können, sobald sie mit den Trainings beginnen.

«Da frage ich mich schon, wo denn der Unterschied ist zu einem Künstler, der während den Proben auf Kurzarbeit bleibt und diese erst dann nicht mehr beanspruchen darf, wenn er wieder vor Publikum auftreten und Eintrittstickets verkaufen kann», sagt Sion-Präsident Christian Constantin. «Wir Fussballer haben derzeit null Einnahmen und können nun nicht mal mehr von der einzigen A-fonds-Perdu-Leistung des Bundes profitieren, wenn wir proben. Das ist stossend.»

Auch Gastronomiebetriebe, die am Montag ihre Tore wieder öffnen dürfen, profitieren nach wie vor vom Kurzarbeits-Instrument, weil sie ihr Lokal wegen der Abstandsvorschriften nicht zu hundert Prozent auslasten können.

Klubs müssen abwägen

Dennoch nehmen zwei Klubs den Betrieb am Montag auf: St. Gallen und GC. Hoppers-Medienchef Adrian Fetscherin sagt, man wolle die Zeit voll nutzen, bis die Meisterschaft wieder losgehe. «Wir haben noch etwas vor in dieser Saison...» Und das wegfallende Kurzarbeitsgeld? «Klar war es ein Abwägen. Aber am Ende überwog der sportliche Gedanken.»

Espen-Präsident Matthias Hüppi begründet dies in den Zeitungen der CH-Media-Gruppe so: «Nach dieser langen Pause ist die Wiederaufnahme des Trainings für das Team als Gruppe wichtig. Was wir uns jetzt wieder erarbeiten, ist nicht für die Katz. Wir tun alles dafür, um bereit zu sein, sollte die Meisterschaft wieder losgehen.» Und das wegfallende Kurzarbeits-Geld? «Wir haben immer betont, dass wir in der Gesellschaft keine Sonderstellung in Anspruch nehmen können», so Hüppi.

Allerdings muss in Frage gestellt werden, ob dies wirklich eine Sonderstellung wäre, wenn man mit den Mechanismen bei Künstlern und Gastronomiebetrieben vergleicht. Das denkt auch Wil-Präsident Maurice Weber, der sich gegenüber CH Media sehr enttäuscht darüber zeigt, dass die Politik den gesellschaftlichen Wert des Fussballs verkenne. Der Kurzarbeits-Entscheid lässt in der Tat keinen anderen Schluss zu.

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