Jonas Omlin (26) verzieht keine Miene, als er vor vier Tagen gefragt wird, ob er gut französisch spreche. Schon damals kocht die Gerüchteküche um einen allfälligen Transfer zu Montpellier über, der FCB-Goalie aber lässt sich rein gar nichts anmerken.
Nikolic hat Zeug zur Nummer 1
Nun braucht sich der Innerschweizer nicht mehr hinter seinem Pokerface verstecken, der Deal ist durch. Statt mit Basel zum Europa-League-Viertelfinal nach Gelsenkirchen zu reisen, absolviert der derzeit noch am Oberschenkel verletzte Innerschweizer den Medizincheck beim Achtplatzierten der letztjährigen Ligue-1-Saison. Rund fünf Millionen dürfte Omlin dem FCB in die Kassen spülen. Als Ersatz steht mit Djordje Nikolic ein Mann aus den eigenen Reihen bereit.
Im Januar verlängerte FCB-Sportdirektor Ruedi Zbinden dessen Vertrag vorsorglich um zwei weitere Jahre bis 2022. Wohlwissend, dass Nikolic das Zeug zur Nummer 1 im Joggeli hat. Bereits beim 1:0-Sieg im Achtelfinal-Rückspiel gegen Frankfurt steht der 23-Jährige zwischen den Pfosten, nun soll er den FCB gegen Donezk in den Halbfinal hexen.
Doch wer ist der Mann, der einst vor vier Jahren vom serbischen Erstligisten Jagodina zum FCB stiess?
Seine ersten Schritte im Fussball macht Nikolic in Belgrad. Als Kind tut er das, was man keinem Erwachsenen empfiehlt: Er wechselt von Roter Stern Belgrad zum verhassten Stadtrivalen Partizan. Seine Mutter war Profi-Basketballerin, seine Schwester ebenfalls. Sie spielte in den USA, ist nun im Personalwesen tätig, die Eltern sind mittlerweile pensioniert.
Manuel Neuer als Vorbild
Auch Nikolic hätte mit seinen 194 Zentimetern Körbe werfen können, doch er fährt die Fussball-Schiene. Mit 16 Jahren ist er Stammgoalie in der ersten serbischen Liga. Sein Vorbild? Manuel Neuer! «Weil der ein kompletter Goalie ist.» Mit 19 flattert ein Angebot des FC Basel ins Haus. «Der Mann hat Hände wie Bratpfannen», sagte der ehemalige Sportdirektor des FC Basel, Georg Heitz, einst über Nikolic.
Zwölf Pflichtspiele hat er in Rotblau bislang absolviert, in vier Jahren wird er dreimal ausgeliehen, steht bei Schaffhausen, bei Thun und beim FC Aarau im Tor. Ein Weg, der an Yann Sommer erinnert. Der Nati-Goalie wurde in jungen Jahren ebenfalls ausgeliehen, stand bei Vaduz und GC zwischen den Pfosten ehe er beim FCB die unumstrittene Nummer 1 wurde.
Dreimal in der Europa League zu Null
Unumstritten ist Nikolic noch nicht. Auch wenn er in seinen bisherigen drei Europa-League-Spielen in dieser Saison noch keinen Gegentreffer erhalten hat. Sowohl auswärts gegen Getafe (1:0) als auch zuhause gegen Nikosia (1:0) und Frankfurt (1:0) bleibt der Serbe ungeschlagen. Gelingt ihm dieses Kunststück auch heute im Viertelfinal gegen Donezk, dann steht die Tür in den Halbfinal weit offen.
«Ich hoffe, dass ich im nächsten Sommer Nummer 1 bin. Am liebsten wäre ich das natürlich bereits morgen. Doch alles, was im Leben passiert, hat einen Grund», sagte Nikolic vor rund einem Jahr. Nach dem Abgang von Omlin ist er diesem Ziel einen grossen Stück näher gekommen. Zwar verhandeln die Basler derzeit mit Ex-GC-Goalie Heinz Lindner, um die Omlin-Lücke zu schliessen. Der soll aber als Nummer 2 zum FCB kommen.
Und Nikolic? Der dürfte in der kommenden Saison die 1 tragen. Und nicht mehr die Nummer 13.
Stefan Kreis gibt seine Enschätzung vor dem Europa-League-Viertelfinal gegen Schachtar Donezk: