Zu Besuch in seiner neuen Heimat Spanien
Das langsame Leben des Fabian «Shar»

Fabian Schär (25) hat sein Leben verändert, um wieder erfolgreich zu sein: Neuer Ernährungsplan, neues Land, neues Lebens-Tempo. BLICK besuchte ihn in La Coruña.
Publiziert: 03.09.2017 um 17:14 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 23:25 Uhr
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Fabian Schär vor seinem neuen Zuhause.
Foto: TOTO MARTI
Andreas Böni (Text) und Toto Marti (Fotos) aus La Coruña

Fabian Schär fährt gut gelaunt im silbernen Sportwagen vor. Die Sonne scheint, er sieht glücklich aus, topfit. Ein paar graue Haare zieren seinen Kopf. «Die anstrengenden letzten Jahre», sagt der 25-Jährige lachend. «Damit ist nun Schluss.»

Der Nati-Verteidiger ist in seinem neuen Leben angekommen. Seit knapp sechs Wochen wohnt er in La Coruña, im Nordwesten von Spanien. Erst vier Wochen in einem Hotel im Zentrum direkt am Strand, nun im eigenen Haus 25 Minuten ausserhalb der Stadt.

Mit Pool – und tropfenden Wasserhahnen. «Es war eine grosse Herausforderung, hier alles zum Laufen zu bringen«, sagt Schär. «Ob Internet, Waschmaschine, Herd – nichts funktionierte anfangs. Aber ich habe als erstes gelernt, hier in Spanien Problemen mit Ruhe entgegenzutreten.» Dreieinhalb Stunden hat zuvor ein Mannschaftsessen gedauert, zwei Stunden lang gab es erstmal Tapas, Vorspeisen wie Serrano-Schinken, Manchego-Käse oder Tintenfisch. Dem Leben begegnet man hier entspannter als in Deutschland oder der Schweiz. Langsamer, «das kommt meinem Charakter entgegen», sagt er.

Sein Glück ist es zu Beginn, dass er alle Möbel aus Heidelberg mitgenommen hat. So ist wenigstens ein Gas-Grill zuhause einsatzfähig. Dieser steht auf seiner Terrasse, mit unverbautem Blick aufs Meer. Taucher, Boote und Surfer sind im Wasser zu sehen. Ein Techniker hat gerade seinen Pool funktionstüchtig gemacht: «Jetzt kannst Du ihn bis auf 40 Grad aufheizen», erklärt er dem Nationalspieler.

15 Kilometer entfernt. Schär steht auf einer Anhöhe, neben ihm der Herkules-Turm, der 110 nach Christus erbaut wurde und auf der Liste des Unesco-Welterbes steht. Schär geniesst die Weite des Meeres. «Es ist unglaublich schön hier», sagt er. «An jeder Ecke der Stadt.«

«Ewigi Liäbi», soll es werden zwischen ihm und La Coruña. Jenes Lied war es auch, das Schär zum Einstieg bei La Coruña sang. «Die Mitspieler verstanden nur Bahnhof. Einige können ein bisschen Englisch, aber fast alle nur Spanisch», sagt er.

Der Verteidiger sitzt inzwischen im malerischen Hafen von La Coruña, im Restaurant «Luchana«. Vor sich hat er Pulpos (frischen Tintenfisch), Pimientos de Padron (gegrillte kleine gesalzene Schoten) und einen gemischten Salat. Schär fischt die Tomaten raus. «Die sind nicht gut für mich.»

«Shar» verzichtet für die Karriere

Wie bitte? Schär zückt sein Handy. «Ich habe mich testen lassen, man stellte eine Histamin-Unverträglichkeit fest. Das heisst, ich sollte auf einige Lebensmittel verzichten. Hier habe ich eine App dazu.»

Die roten Lebensmittel muss er meiden: Dazu gehören bei ihm Dinge wie Pasta, Schoggi, Rotwein, Speck, Austern, Erdbeeren oder eben Tomaten. Orange Lebensmittel wie Wurst sind okay, aber nicht top. Und grüne Lebensmittel kann er problemlos essen. «Ich muss für meine Profi-Karriere alles machen, damit ich körperlich in bester Verfassung bin», sagt er. Gelüste zahlt er aber manchmal aber auch cash: «Einmal wollte ich unbedingt Spaghetti Carbonara essen. Ich hatte danach starke Bauchschmerzen, weil sich mein Magen nicht mehr daran gewöhnt ist.»

Das Essen in Spanien ist auch sonst für ihn eine Umgewöhnung. «Man isst nicht vor 21 Uhr abends, da ist kein Restaurant geöffnet. Und man isst zu allem Brot, auch meine Mitspieler.» Es ist quasi der Spanisch-Brötli-Wahn – und noch nicht in allen Punkten versteht Schär sein neues Leben. Zum Beispiel, dass man sich erst am Spieltag trifft und nicht wie in Deutschland schon einen Tag davor im Hotel. «Vergangenen Samstag gegen Levante sind wir nachmittags hin und nach dem Spiel zurückgeflogen», sagt er.

Mit der Sprache wird es allerdings bald nicht mehr hapern. Bereits jetzt besucht er direkt nach dem Training zwei bis drei Mal die Woche eine Spanischlehrerin zum Einzelunterricht. Auch seine Freundin Ramona ist mit dabei. Zumindest jetzt im Sommer, im Winter ist die Eistänzerin auch viel in der Schweiz für verschiedene Shows unterwegs. «Eis-Training hier in Galizien ist eher schwierig«, sagt Schär schmunzelnd.

Die alten Kollegen aus Wil planen Besuch

Er steht inzwischen am Strand mitten in der Stadt. Viele Spanier baden, viele Spanierinnen oben ohne. «Es ist schon schön mit der Wärme.» Seine alten Schulkollegen aus Wil SG haben sich angemeldet – sie sind Lackierer, Banker, Studenten. «Sie sollen länger kommen und das hier geniessen», sagt Schär. Er selbst denkt auch schon über seine Zeit nach der Karriere nach. Sein Vater Martin führt die «Fenster Schär AG» mit 30 Mitarbeitern und wird bald 60. «Ich überlege mir, ob ich die Firma später übernehmen soll. Sie hat eine Tradition von 150 Jahren und ich wäre die fünfte Generation.«

Schär, der eine KV-Lehre bei der Raiffeisen-Bank abgeschlossen hat, erkundigte sich bereits in Hoffenheim wegen eines Fernstudiums. BWL-Kenntnisse vertiefen, den Bachelor machen. Aber weiss er auch, wie man Fenster einsetzt und Kunden berät? «Das müsste mir mein Vater dann noch beibringen», sagt er. «Bisher habe ich nur als Schüler eine einwöchige Schnupperlehre gemacht...»

Traum: Nochmals FCB vor Ende der Karriere

Damals, als er 15 war, hat man ihm beim FC Wil nicht zugetraut, ein Challenge-League-Spieler zu werden. «Das stimmt, ja. Aber vielleicht brauchte ich dies als Ansporn», sagt er. Eine Rückkehr aber ist wohl erst für das Leben nach seiner Karriere eine Möglichkeit: «Der Kunstrasen ist nicht so gut für meine Knie. Es wäre schon schön, zum Ende der Karriere nochmals für Basel zu spielen.»

Die Gegenwart heisst aber La Coruña. Das Stadion Riazor steht direkt am Wasser, im Fanshop wird der Verein als Seefahrer-Klub angepriesen. Schär-Trikots findet man nicht, «sie wissen hier auch nicht, wie man es schreibt. Die ä-Pünkli kennen sie nicht, das c lassen sie auch oft weg. Hier bin ich Shar...», sagt er.

In der Profi-Welt auch eher ungewohnt: Die Spieler haben keinen eigenen Parkplatz beim Stadion, wo sie nur selten trainieren. Es ist vor der Einheit ein Schauspiel, wie sich die Bentleys und Porsches der Spieler suchend durch die Strassen quälen.

«Shar» hat neben seinem Auto auch einen Elektroroller. 50 Kilometer pro Stunde fährt er, «und nach 50 Kilometern muss ich ihn aufladen«. Schär braust die Auffahrt bei seinem neuen Haus hinunter.

Die schweren Monate von Hoffenheim, sie sind weit weg. Dass er von Trainer Julian Nagelsmann auf einer Tafel erfahren hat, dass er auf der Tribüne sitzt, «war unangenehm, aber ist vergessen». Schär sagt nur noch: «Er ist ein super Trainer mit einem Top-Fachwissen. Stark, was er aus Hoffenheim herausgeholt hat.» Und erzählt, wie er sich beim Golfen und Kickboxen abgelenkt hat.

Anders sieht es in der Nati aus. Hier hat ihm Trainer Vladimir Petkovic stets die Stange gehalten. «Dieses Vertrauen war extrem wichtig. Wir hatten viel Kontakt. Aber auch er ist froh, dass ich nun nach Spanien gewechselt habe."

Schär als Stammspieler würde auch dem Nati-Coach weitere graue Haare ersparen.

Das ist La Coruña

Die Stadt im Nordwesten Spaniens ist die Hauptstadt Galiziens und hat 245 000 Einwohner. Der Klub Deportivo La Coruña wurde zur Jahrtausend-Wende bekannt, als man 2000 den einzigen Meister-Titel gewann. 2004 erreichte man den Halbfinal der Champions League.

Auf dem Weg dorthin schaltete man Juventus Turin aus und im Viertelfinal auch die AC Milan: Nach einem 1:4 im Hinspiel gewann La Coruña 4:0. Im Halbfinal schieden die Spanier gegen Porto aus.

In der vergangenen Saison erreichte La Coruña Platz 16.

Die Stadt im Nordwesten Spaniens ist die Hauptstadt Galiziens und hat 245 000 Einwohner. Der Klub Deportivo La Coruña wurde zur Jahrtausend-Wende bekannt, als man 2000 den einzigen Meister-Titel gewann. 2004 erreichte man den Halbfinal der Champions League.

Auf dem Weg dorthin schaltete man Juventus Turin aus und im Viertelfinal auch die AC Milan: Nach einem 1:4 im Hinspiel gewann La Coruña 4:0. Im Halbfinal schieden die Spanier gegen Porto aus.

In der vergangenen Saison erreichte La Coruña Platz 16.

Liga A, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Portugal
Portugal
6
8
14
2
Kroatien
Kroatien
6
0
8
3
Schottland
Schottland
6
-1
7
4
Polen
Polen
6
-7
4
Liga A, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Frankreich
Frankreich
6
6
13
2
Italien
Italien
6
5
13
3
Belgien
Belgien
6
-3
4
4
Israel
Israel
6
-8
4
Liga A, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Deutschland
Deutschland
6
14
14
2
Niederlande
Niederlande
6
6
9
3
Ungarn
Ungarn
6
-7
6
4
Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina
6
-13
2
Liga A, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Spanien
Spanien
6
9
16
2
Dänemark
Dänemark
6
2
8
3
Serbien
Serbien
6
-3
6
4
Schweiz
Schweiz
6
-8
2
Liga B, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Tschechien
Tschechien
6
1
11
2
Ukraine
Ukraine
6
0
8
3
Georgien
Georgien
6
1
7
4
Albanien
Albanien
6
-2
7
Liga B, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
England
England
6
13
15
2
Griechenland
Griechenland
6
7
15
3
Irland
Irland
6
-9
6
4
Finnland
Finnland
6
-11
0
Liga B, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Norwegen
Norwegen
6
8
13
2
Österreich
Österreich
6
9
11
3
Slowenien
Slowenien
6
-2
8
4
Kasachstan
Kasachstan
6
-15
1
Liga B, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Wales
Wales
6
5
12
2
Türkei
Türkei
6
3
11
3
Island
Island
6
-3
7
4
Montenegro
Montenegro
6
-5
3
Liga C, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Schweden
Schweden
6
15
16
2
Slowakei
Slowakei
6
5
13
3
Estland
Estland
6
-6
4
4
Aserbaidschan
Aserbaidschan
6
-14
1
Liga C, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Rumänien
Rumänien
6
15
18
2
Kosovo
Kosovo
6
3
12
3
Zypern
Zypern
6
-11
6
4
Litauen
Litauen
6
-7
0
Liga C, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Nordirland
Nordirland
6
8
11
2
Bulgarien
Bulgarien
6
-3
9
3
Belarus
Belarus
6
-1
7
4
Luxemburg
Luxemburg
6
-4
3
Liga C, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Nordmazedonien
Nordmazedonien
6
9
16
2
Armenien
Armenien
6
-1
7
3
Färöer
Färöer
6
-1
6
4
Lettland
Lettland
6
-7
4
Liga D, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
San Marino
San Marino
4
2
7
2
Gibraltar
Gibraltar
4
1
6
3
Liechtenstein
Liechtenstein
4
-3
2
Liga D, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Moldawien
Moldawien
4
4
9
2
Malta
Malta
4
0
7
3
Andorra
Andorra
4
-4
1
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