Xherdan Shaqiri im grossen Interview
«Diese Vorwürfe regen mich grausam auf!»

Muskelverletzungen wegen falscher Ernährung? «Totaler Kabis», sagt Xherdan Shaqiri (25). Das Interview über seine Wade, einen Wechsel im Sommer – und wen die Nati-Spieler in den Pool schmissen.
Publiziert: 04.06.2017 um 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:34 Uhr
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Der Nati-Star posiert in den Ruinen von Augusta Raurica.
Foto: TOTO MARTI
Andreas Böni (Interview) und Toto Marti (Bilder)

Xherdan, Sie schossen für Stoke zwei Mal das Tor des Jahres, trafen per Seitfallzieher im EM-Achtelfinal gegen Polen und nun traumhaft gegen Weissrussland. Welches war Ihr schönstes Tor?
Xherdan Shaqiri (25): Eine richtig schwierige Frage. Der weissrussische Torhüter hat mir nach dem Spiel gesagt, es sei ein unglaublicher Schuss gewesen, sehr schnell, sehr platziert. Aber ich denke, dass mein Seitfallzieher gegen Polen der schönste Treffer war. Auch, weil er der wichtigste war.

Das war 2016. Wie zufrieden sind Sie seither mit Ihrem Jahr in Stoke?
Als Team waren wir nicht so konstant wie letzte Saison. Und persönlich, solange ich fit war, konnte ich mich in Szene setzen und meine Qualität auf den Platz bringen. Aber meine Wade hat mir schon viele Sorgen bereitet.

Sie verletzten sich im Januar, man rechnete mit einer Woche Pause. Und plötzlich warens zwei Monate. Was war genau los?
Es ist schwer, es genau zu beschreiben. Die Ärzte sprachen von Überbelastung, unter dem Muskel war irgendetwas immer blockiert. Kaum war ich auf dem Rasen, ging es wieder los. Ganz komisch. Vielleicht hätte ich jeweils einfach ein bisschen länger warten müssen.

Sie hatten also keine Muskelfaserrisse?
Nein. Eben nicht, ich war zwei, drei Mal zur MRI-Untersuchung, man sah nichts. Und trotzdem blockierte es immer wieder. Unter der Wade war alles hart.

Es gab Gerüchte, Sie seien lange fit und hätten Krach mit Trainer Mark Hughes?
Das ist Quatsch, wir hatten nie eine Auseinandersetzung.

Und dann wurde vermutet, Sie hätten einen ungesunden Lebenswandel.
Sehen Sie, das sind Vorwürfe, die regen mich grausam auf. Leute, die keine Fachkompetenz haben, bringen diese Floskel mit rein. Sobald ein Spieler sich verletzt, ist es der Lebenswandel. Das ist absoluter Kabis. In Manchester, wo ich wohne, kannst du gar nicht weg, ohne dass Paparazzi dich fotografieren. Aber unseriös? Nein. Das Gegenteil ist der Fall. Ich holte mir sogar Hilfe aus Deutschland.

Wofür?
Ich habe einen Physiotherapeuten und Athletiktrainer privat engagiert. Sie halfen mir auf dem Weg zurück. Sie flogen zwischendurch aus Deutschland ein, um mit mir zu arbeiten.

Ottmar Hitzfeld sagt, die englischen Ärzte und Physios seien schlechter als in der Bundesliga.
Nein, das stimmt nicht. Der medizinische Staff ist top. Wir haben acht Physiotherapeuten bei Stoke, das ist unglaublich!

Hatten Sie jeweils Angst, wenn Sie auf dem Rasen stehen, dass es gleich wieder schmerzt?
Nein. Natürlich ist es für den Kopf schwierig. Aber Angst, nein. Für mich war es unglaublich wichtig, dass ich jetzt einen Monat schmerzfrei durchspielen konnte. Es hat mich im Kopf wieder frei gemacht.

Ein Wechsel ist kein Thema?
Ich habe einen Vertrag bis 2020. Wenn ich bei Stoke gehe, dann muss es noch ein Schritt nach vorne sein. Dann muss alles passen.

Sollten Sie nicht zu einem dominanteren Klub gehen? Gegen die grossen Klubs spielen Sie fast rechter Aussenverteidiger.
Es ist mit Sicherheit so, dass ich viel für die Mannschaft arbeiten muss und meine Stärken eher in der Offensive liegen. Aber nach zwei Jahren bei Stoke habe ich in diesem Bereich sicher auch viel dazugelernt. Man muss es positiv sehen. Sehen Sie, Leverkusen und Wolfsburg sind eigentlich auch dominante Klubs, aber spielten gegen den Abstieg. Dies zählt heute nicht mehr im Fussball.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Karriere bisher?
Sehr zufrieden. Wenn ich schaue, woher ich komme, dann hätte ich nicht mal gedacht, dass ich Profi werde. Es hätte alles ganz anders herauskommen können.

Sie meinen, weil der damalige FCB-Trainer Christian Gross nicht auf Sie stand. Sie waren ihm mit Ihren 169 Zentimetern zu klein.
Eben. Viele haben damals nicht gedacht, dass es mir für eine Profikarriere reicht. Nicht nur Christian Gross.

Am nächsten Freitag spielen Sie auf den Färöern auf Kunstrasen. Freuen Sie sich schon?
Auf die Insel ja, auf den Kunst­rasen gar nicht. Aber motiviert werden wir bestimmt sein. Auch wenn es für uns schlecht ist, dass noch zwei Wochen nach Meisterschaftsende Länderspiele anstehen. So haben wir rund zwei Wochen weniger Urlaub und Erholungszeit. Aber ich freue mich, meinem Körper eine Pause gönnen zu können.

Was wissen Sie über die Färöer?
Wenig, ich bin noch nie da gewesen. Dass es eine Insel ist. Auf der es viele Fischer und Schafe gibt. Es ist sicher schön, aber wenn wir mit dem Klub oder der Nationalmannschaft auf Reisen sind, sehen wir meist wenig vom Land. Nur den Bus, den Trainingsplatz, das Hotelzimmer. Aber die Insel-Teams sind ja im Kommen, die Isländer haben an der Europameisterschaft alle begeistert. Wir sind gewarnt, müssen unseren Job wie im Hinspiel vom letzten November in Luzern machen und die drei Punkte nach Hause bringen.

Es wäre der sechste Sieg in Folge in der WM-Quali.
Ja, wir machen es sehr gut bis jetzt. Aber ich glaube, dass wir
alle Spiele bis zur letzten Partie in Portugal gewinnen müssen. Ich denke, Ronaldo und Co. werden nämlich durchziehen. Dann gehts um alles im letzten Spiel.

Eine schwierige Sache gegen den Europameister.
Wir haben sie einmal geschlagen. Wir können Portugal auch zwei Mal schlagen.

Sie sind seit 2010 in der Nati, damals mit der Generation um Alex Frei und Co. Ist es heute die beste Mannschaft, in der Sie gespielt haben?
Die verschiedenen Generationen zu vergleichen, ist extrem schwierig. Um sagen zu können, wir seien besser als jene Mannschaft, müssen wir es endlich mal an einem Turnier beweisen. Mit Ottmar Hitzfeld sind wir an der WM 2014 in die Achtelfinals gekommen und nur ganz knapp an Argentinien gescheitert. Erst wenn wir einen WM-Viertelfinal erreichen, sind wir wirklich gut.

Heisst: Der WM-Viertelfinal ist Ihr Ziel in Russland im nächsten Jahr?
Genau. Ganz sicher, das muss das Ziel sein.

Gegen Honduras und Argentinien, bei Ihren besten WM-Spielen, spielten Sie als Nummer 10, zuletzt auch wieder gegen Weiss­russland. Ex-Weltfussballer Lothar Matthäus sieht auch da Ihre beste Position. Und Sie selber?
Ich spiele da, wo der Trainer mich aufstellt. Egal, ob in der Mitte oder rechts im Mittelfeld. Aber klar: Meine Lieblingsposition wäre die Nummer 10.

Wie hat sich Ihre Rolle im Team verändert?
Ich bin immer gleich, meist locker drauf. Wenn ein Neuer wie Florent Hadergjonaj, den ich schon lange kenne, dazukommt, versuche ich zu helfen. Schliesslich bin ich mit 61 Länderspielen schon mit 25 Jahren einer der erfahrensten.

Wenn es so weitergeht, packen Sie Rekordnationalspieler Heinz Hermann mit 118 Länderspielen.
Das ist nicht mein grösstes Ziel, aber klar, wenns klappt, wäre es schön. Und es würde heissen, dass ich lange verletzungsfrei geblieben bin. Aber die Nati macht im Moment auch wirklich Spass, wir haben einen super Zusammenhalt.

Wie zeigt sich dieser?
Zum Beispiel an der EM, als wir alle zusammen unseren Medien-Direktor Marco Von Ah in den Pool geworfen haben. Mit den Kleidern.

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