Von Michael Wegmann (Text) und Toto Marti (Fotos) aus London

Stunden nach dem Schlusspfiff, es ist schon gegen drei Uhr in der Früh, sitzt Josip Drmic mit einigen seiner Nati-Kollegen zusammen. Sie reden und schauen sich noch die Zusammenfassung ihres verrückten Spiels an. Die dramatische Schlussphase mit dem Doppelpack von Joker Drmic. Der Held des Abends zu BLICK. «Es war schon wahnsinnig dramatisch. Das war wahrscheinlich das verrückteste Spiel, das ich bis jetzt erlebt habe.»

Mit seinem Treffer zum 3:2 gegen Slowenien in der 94. Minute erlöst Drmic die ganze Fussballschweiz. Eine Viertelstunde vor Schlusspfiff lag unsere Nati noch 0:2 zurück. «Ich will mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn wir 0:2 verloren hätten», sagt der Stürmer.

Muss er auch nicht. Er und seine Teamkollegen durften gestern mit einem guten Gefühl und einem dicken Polster auf die Gruppenrivalen Estland und Slowenien nach England fliegen. Morgen kommts zum Showdown im Wembley gegen das Team von Ex-Nati-Trainer Roy Hodgson. «Jetzt können wir in England befreiter aufspielen. Der Druck ist nicht mehr so gross», sagt der Held von Basel.

Für die Schweiz, aber auch für Josip Drmic selbst sind die Tore eine Befreiung. Der Bundesligastart mit seinem neuen Klub Borussia Mönchengladbach ist mit null Punkten aus drei Spielen und dem letzten Tabellenplatz brutal in die Hosen gegangen.

Einen Frust habe er sich nicht wegballern müssen, sagt er, «aber die Tore haben mir schon sehr gut getan».

Eltern von Drmic bringen Glück

Derart wichtige Tore darf man auch jemandem widmen. Drmic: «Meine ganze Familie war im Stadion. Ich widme diese Tore meiner Mutter!»

Drmics Eltern, die seit zwei Jahren ihren Lebensabend daheim in Kroatien geniessen, sind zurzeit im Kanton Schwyz im Urlaub. Auf den Trip nach London aber verzichteten sie. Hoffentlich kein schlechtes Omen.

Denn wenn alles gut geht, sich die Schweiz auch dank den Toren von Josip für die EM qualifiziert, dann reisen sie im nächsten Sommer nach Frankreich an die Euro, um ihrem Josip und der Schweiz die Daumen zu drücken. Helfen tuts ja, wie der Samstag beweist. Josip: «Meine Familie hat mir Glück gebracht.»

Gruppe A