Real-Star Toni Kroos im Interview
«Federer gegen einen Deutschen? Ich wäre natürlich für Roger!»

Er ist Weltmeister, Champions-League-Sieger und Star von Real Madrid. Im grossen BLICK-Interview spricht Toni Kroos (30) über seine Liebe zu Roger Federer, den Knüller gegen unsere Nati und ob sich Real um Messi bemühen sollte.
Publiziert: 05.09.2020 um 23:17 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2020 um 14:05 Uhr
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Toni Kroos ist Weltmeister und vierfacher Champions-League-Sieger.
Foto: imago
Andreas Böni

BLICK: Wimbledon-Final 2021, Zverev gegen Federer. Wem drückt Toni Kroos die Daumen?
Toni Kroos:
Roger natürlich.

Grenzt das nicht an Landesverrat?
Nein, glaube ich nicht. Roger spricht ja auch Deutsch... (lacht) Ich habe Roger mittlerweile öfters gesehen als Sascha. Und verfolge ihn auch schon lang. Für mich kann da einfach keiner mithalten. Ich werde immer für Roger sein.

Sie haben ihn 2015 in Wimbledon erstmals getroffen.
Ja, meine Frau und ich machten einen Städtetrip nach London.

Ohne Kinder, erzählten Sie in Ihrem Podcast, und dass sie ihr versprochen hatten einkaufen zu gehen. Stattdessen gingen Sie mit ihr zum Tennis. Das klingt fast nach geplantem Selbstmord.
Ich bin immer noch mit meiner Frau zusammen, von daher alles gut... (lacht) Sie mag Tennis auch. Vielleicht nicht so sehr wie ich. Aber sie wusste, wie cool ich es finde, das Tennisspiel zu sehen und Roger zu treffen danach. Daher hat sie es akzeptiert.

Was macht Federer menschlich aus?
Dass er bei all dem Erfolg, den er hat und hatte ganz normal geblieben ist und nicht denkt, etwas Besseres zu sein. Er ist ein total entspannter, angenehmer Mensch. Damit kann ich mich sehr gut identifizieren. Und er ist ein Familienmensch, auch das verbindet uns.

Tauschen Sie sich regelmässig aus?
Wir haben uns seit 2015 zwei, drei Mal wiedergesehen. Bei den ATP-Finals in London und letztes beim Turnier in Madrid. Wenn jemand in der Nähe ist, dann nutzen wir das. Ich glaube aber, am Sonntag wird’s schwieriger aufgrund der Corona Vorschriften und weil das Spiel ja auch ohne Zuschauer ist.

«Mit dem FC Basel hat er nicht das ganz grosse Los gezogen», scherzten Sie einst.
Aber er ist zumindest sehr heimatverbunden.

Was verbinden Sie mit Basel?
Wenig. Wir spielten 2014 mit Real mal da.

Sie gewannen 1:0. Und auch mit den Bayern spielten Sie 2012 den Champions-League-Achtelfinal im St. Jakob-Park.
Stimmt, wir verloren 0:1 und gewannen dann das Rückspiel hoch, etwa mit 6:1 oder 6:0.

7:0.
Sehen Sie, Sie sind besser informiert als ich.

Was erwarten Sie für ein Spiel am Sonntag?
Die Schweiz hat eine ziemlich gute Mannschaft, es wird ein schweres Spiel. Zumal auch einige wie Manuel Neuer, Serge Gnabry oder Joshua Kimmich fehlen. Wir treten in einer Formation an, mit der wir noch nicht oft spielten.

Wie sehr fehlen euch Thomas Müller und Jerome Boateng?
Sie beweisen nach wie vor, wie gut sie sind. Aber der Bundes-Trainer hat vor eineinhalb Jahren eine Entscheidung getroffen und die gilt es zu akzeptieren. Da ist es nicht an mir, das zu beurteilen. In meinen Augen haben wir uns gut entwickelt, mit einem jüngeren Gesicht und einer leicht veränderten Spielweise. Aber klar, das finale Resümee kann man dann nach der EM ziehen

Xherdan Shaqiri fehlt bei der Schweiz. Mit ihm waren Sie noch in München.
Ein verrückter Typ, aber auch ein angenehmer Mensch. Er hatte immer einen Spass auf Lager. Bei Bayern hatte er nicht die Spielanteile, die er gerne gehabt hätte. Er ist dann ein wenig rumgekommen. Ist er noch in Liverpool?

Ja, aber oft verletzt.
Ich las mal, dass ein Wechsel zur Debatte stünde. Aber wenn Du bei Liverpool gelandet bist, hast du ja eigentlich einen guten Weg gemacht.

Persönlich

Toni Kroos wurde 1990 in Greifswald in Ostdeutschland geboren. Als Junior spielt er beim Greifswalder SC unter seinem Vater Roland. Seine Mutter Birgit Kämmerer war in den Achtzigerjahren zehn Mal DDR-Meisterin im Badminton.

Unter Ottmar Hitzfeld gab er mit 17 sein Debüt bei Bayern München. Bis auf ein Jahr Leihe bei Bayer Leverkusen bleibt er bis 2014. Dann wechselt er zu Real Madrid. Kroos spielt gegen die Schweiz zum 98. Mal für Deutschland und ist seit 2014 Weltmeister. Er wurde zudem als einziger deutscher Spieler vier Mal Champions-League-Sieger – mit zwei verschiedenen Klubs. 2013 mit den Bayern, danach drei Mal mit Real Madrid.

Kroos ist mit Jessica verheiratet und Papa von Leon (7), Amelie (4) und Fin (1). Mit seinem Bruder Felix (29), der letzte Saison bei Union Berlin spielte und nun zum Zweitligisten Eintracht Braunschweig wechselt, betreibt er seit Mai alle zwei Wochen einen Podcast unter dem Namen «Einfach mal Luppen».

Und was hört Kroos von seinem Bruder über den Schweizer Union-Trainer Urs Fischer? «Er hat immer sehr positiv über ihn geredet, obwohl er ja selten spielte. Wenn selbst ein Ersatzspieler gut über den Trainer redet, dann spricht das doppelt für diesen.»

Toni Kroos wurde 1990 in Greifswald in Ostdeutschland geboren. Als Junior spielt er beim Greifswalder SC unter seinem Vater Roland. Seine Mutter Birgit Kämmerer war in den Achtzigerjahren zehn Mal DDR-Meisterin im Badminton.

Unter Ottmar Hitzfeld gab er mit 17 sein Debüt bei Bayern München. Bis auf ein Jahr Leihe bei Bayer Leverkusen bleibt er bis 2014. Dann wechselt er zu Real Madrid. Kroos spielt gegen die Schweiz zum 98. Mal für Deutschland und ist seit 2014 Weltmeister. Er wurde zudem als einziger deutscher Spieler vier Mal Champions-League-Sieger – mit zwei verschiedenen Klubs. 2013 mit den Bayern, danach drei Mal mit Real Madrid.

Kroos ist mit Jessica verheiratet und Papa von Leon (7), Amelie (4) und Fin (1). Mit seinem Bruder Felix (29), der letzte Saison bei Union Berlin spielte und nun zum Zweitligisten Eintracht Braunschweig wechselt, betreibt er seit Mai alle zwei Wochen einen Podcast unter dem Namen «Einfach mal Luppen».

Und was hört Kroos von seinem Bruder über den Schweizer Union-Trainer Urs Fischer? «Er hat immer sehr positiv über ihn geredet, obwohl er ja selten spielte. Wenn selbst ein Ersatzspieler gut über den Trainer redet, dann spricht das doppelt für diesen.»

Sie debütierten mit 17 bei Bayern unter Ottmar Hitzfeld.
Ich werde ihm immer dankbar sein, dass er mich als erster bei Bayern reingeschmissen hat. Das ist nicht einfach, einen 17-Jährigen bei Bayern zu bringen bei ihrer Kaderstärke. Ganz lustig ist: Er wollte mich eigentlich schon viel früher bringen, mit 16. Aber da gab es noch keine Genehmigung, das war damals noch umständlich in Deutschland. Aber als die dann da war, hat er mich sofort gebracht. Weil er im Training sah, dass er sich keine Sorgen machen muss. Er ist mir als ruhiger Trainer in Erinnerung, ein ähnlicher Typ wie Jupp Heynckes. Beide haben es verstanden, mit so einer Mannschaft voller Stars umzugehen.

Wie ist Ihr Real-Trainer Zinedine Zidane im Vergleich?
Ihm hilft, dass er selbst ein grosser Spieler war. Er weiss genau, wie diese ticken und wie es ist, Spieler von Real Madrid zu sein. Dieses Wissen wendet er überragend an. Und er ist auch unglaublich gut darin, diese Gruppe von Stars zu managen. Er begegnet jedem Spieler auf Augenhöhe, holt jeden mit ins Boot und hat das Drumherum bei Real im Griff. Und nebenbei ist er fachlich noch sehr gut. Er ist der beste Trainer, den man sich wünschen kann.

Real will immer die besten Spieler holen. Sollte man sich um Lionel Messi bemühen?
(lacht) Ich glaube nicht. Ich denke nicht, dass der Spieler offen dafür wäre, zu Real Madrid zu kommen. Aber das beruht wohl auf Gegenseitigkeit. Darum glaube ich nicht, dass das zustande kommen könnte.

Sie sind ein atypischer Deutscher. Ein typischer Deutscher wäre in der Komfortzone bei Bayern geblieben. Sie zogen aus und wurden ein Weltstar. War es für Sie immer klar, dass Sie ins Ausland wollen?
Ehrlich gesagt Nein. Ich bin ein spontaner Mensch. Wir konnten uns 2014 mit den Bayern nicht einigen und dann kam Real. Ich hatte das Glück, dass ich dann als frischgebackener Weltmeister nach Madrid kam. Da wussten die Mitspieler dann auch, dass kein Blinder kommt. Aber dass ich jetzt sechs Jahre da bin und drei Mal am Stück die Champions League gewann, das war dann doch mehr als erhofft.

Wie schwierig war es für Sie in Spanien zu Beginn, mit der Sprache, mit dem Leben?
Da muss man unterscheiden zwischen sportlich und privat. Sportlich gings sehr schnell, da ich sehr offen empfangen wurde und es schnell mit Leistung untermauern konnte. Von der Sprache her hatte ich das Glück, dass Trainer Carlo Ancelotti und ein paar Spieler wie Gareth Bale oder Cristiano Ronaldo Englisch sprachen. Die Sprache zu lernen war dann nicht so einfach. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht der motivierteste war. Und zudem wollte ich auch erst sprechen, wenn ichs einigermassen gut kann. Ich sprach erst ab dem zweiten, dritten Jahr regelmässig. Meine Frau brauchte auch ein wenig Zeit.

Sie sind dreifacher Familien-Vater. Bei den Kindern gehts schneller, oder?
Mit 24 mit Familie ins Ausland zu gehen, war ein grosser Schritt. Aber heute ist es super. Der Grosse geht zum Beispiel in eine amerikanische Schule, wo sie englisch reden und auch Spanisch-Unterricht haben. Wenn ich noch ein paar Jahre bleibe, hätten sie das Glück, dreisprachig aufzuwachsen. Das wäre ein grosses Geschenk fürs Leben, was hätte ich dafür gegeben.

Kinder sind Ihre Passion. Sie setzen sich mit Ihrer Stiftung für schwerkranke Kinder ein. Was sind die beeindruckendsten Fälle, die Sie Stiftung erlebt haben?
Mir fällt es immer schwer, einzelne rauszupicken. Wir haben in den fünf Jahren rund 150 Familien geholfen. Jeder Fall ist besonders, jeder ist emotional. Wenn man die Familien kennenlernt, geht das einem sehr nahe. Weil man die Eltern kennenlernt, sieht, mit welcher Hingabe sie sich um ihr krankes Kind kümmern.

Was macht Ihr denn konkret?
Wir machen zum Beispiel Wünsche wahr. Zuletzt hat mein Bruder Felix, der ja bei Union Berlin spielt, einem Mädchen, das schwer krank war, einen solchen erfüllt. Es wollte unbedingt noch einen Hubschrauber-Flug machen, was wir organisiert haben. Ein paar Monate später ist sie leider verstorben.

Traurig.
Das sind schwierige Momente. Da bist du tieftraurig, ja. Und zugleich stolz, dass wir ihr noch ein paar schöne Stunden verschaffen konnten. So etwas nimmst du auch mit nach Hause. Und bist dann einfach unglaublich dankbar, dass du drei gesunde Kinder hast.


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