«Die negative Phase hat mir die Augen geöffnet»
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Nati-Captain Xhaka:«Die negative Phase hat mir die Augen geöffnet»

Captain Xhaka nach dem Italien-Triumph
«Mittlerweile spüre ich die Wärme von Trainer Yakin»

Wir stehen im EM-Viertelfinal. Einen Tag nach dem wunderbaren 2:0-Sieg gegen Italien stellt sich Captain Granit Xhaka den Medien. Und er ist gut drauf, natürlich.
Publiziert: 30.06.2024 um 16:58 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2024 um 21:31 Uhr
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Granit Xhaka spricht am Tag nach dem 2:0-Sieg gegen Italien zu den Medien.
Foto: AFP

Der denkwürdigen 2:0-Erfolg im EM-Achtelfinal gegen Italien hat auch bei Granit Xhaka Spuren hinterlassen. Völlig entspannt tritt der Nati-Captain am Sonntagabend vor die Medien und gibt ungewohnt ehrliche Einblicke. Dabei spricht er über den Erfolgshunger seiner Mannschaft, begangene Fehler und darüber, warum es rund ums Schweizer Team so ungewohnt ruhig ist.

über seinen Gesundheitszustand:

Wir haben vor dem Italien-Spiel Penaltyschiessen geübt. Bei meinem ersten Versuch habe ich etwas in meinen linken Adduktoren gespürt. Darum habe ich am Donnerstag das Training ausgelassen. Am Freitag im Abschlusstraining war alles wieder in Ordnung. Doch im Spiel habe ich es nach 15 Minuten wieder gespürt. Zum Glück haben wir sehr gute Ärzte, die mir etwas dagegen geben haben. Ich konnte danach durchspielen, das war wichtig für mich. Wir werden am Montag einen MRI machen und schauen, was es genau ist. Aber ich habe jetzt sieben Tage Zeit, um alles behandeln zu lassen.

über das Italien-Spiel:

Ich bin sehr stolz. Nicht nur auf das Ergebnis, sondern auch auf die Leistung. Als Team auf diesem Niveau zu spielen, mit dieser Intensität, mit diesem Mindset gegen einen grossen Gegner. Ich denke, wir haben ein grossartiges Spiel gezeigt. Natürlich geht es in K.o.-Spielen darum, einfach weiterzukommen. Aber wie wir gespielt haben, die Disziplin, die wir hatten, mit und ohne Ball, war exzellent. An der EM vor drei Jahren hat uns Italien schon vor dem Spiel alleine mit ihrer Körpersprache kaputtgemacht. Dieses Mal war das umgekehrt. Ich habe Italien auf dem Platz noch nie so leise erlebt.

über die Schweizer EM-Chancen:

Ich werde nicht sagen, dass wir das Turnier gewinnen. Aber wir werden alles daran setzten, dass wir dahin kommen. Ich habe das Gefühl, wir sind noch nicht fertig. Wir sind hungriger als je zuvor.

über fehlende Nebengeräusche:

Ich bin eigentlich schon ein Fan davon, irgendwas anzustellen. Ich war kurz davor etwas zu machen, habe es dann aber gelassen. Was genau, ist jetzt egal. (lacht) Es tut schon mal gut, dass wir gar keine Unruhe haben, sondern dass alles ruhig ist und wir uns auf den Fussball konzentrieren können. Jetzt müssen wir nur so weitermachen.

über das Tor von Ruben Vargas:

Ich hatte ein Bauchgefühl. Als wir in der zweiten Halbzeit auf den Platz zurückgekommen sind, habe ich Ruben gesagt, er müsse einmal aufs Tor schiessen. Er hatte schon in der ersten Halbzeit ein, zwei Möglichkeiten, wo er hätte in den Abschluss gehen müssen. Beim Tor habe ich dann von hinten gerufen, er solle schiessen.

über die Veränderungen der letzten Monate:

Seit ich Nationalspieler bin, habe ich noch nie eine solch schlechte Phase erlebt, wie im letzten Herbst. Das hat uns die Augen geöffnet. Wir wussten, dass das an der EM nicht genug sein wird. Wir haben nicht die nötige Leistung gebracht. Auch ich habe als Captain meine Rolle nicht richtig erfüllt. Schon nach den Testspielen in Frühling habe ich dann gemerkt, dass es sich in die richtige Richtung verändert. Wir waren viel kommunikativer, offener und auch ehrlicher miteinander, wenn etwas nicht gestimmt hat. Das hatte uns in der Qualifikation gefehlt.

über seine persönliche Entwicklung:

Man wird älter und erfahrener. Als junger Mensch macht man Fehler. Man sagt Dinge, die man am nächsten Tag vielleicht lieber nicht gesagt hätte. Ich bin ein Typ, der immer lernen und sich verbessern möchte. Ob das jetzt auf dem Platz ist oder neben dem Platz. Ich habe mir selber gesagt, ich bin noch nicht an meine Grenze gekommen. Ich habe noch etwas zu verbessern. Ich habe das Gefühl, dass ich auf einem guten Weg bin.

über sein Verhältnis zu Murat Yakin:

Ich bin eine Person und ein Spieler, der das Vertrauen vom Trainer extrem braucht, der diese Wärme auch braucht. Ich glaube, das ist mittlerweile mit Muri sehr, sehr gut. Wir reden über sehr viele Sachen, wir sind sehr offen zueinander. Es ist nicht so, dass es am Anfang nicht so gewesen wäre. Aber ja, man macht Fehler. Auch ich habe meine Fehler gemacht, die ich nicht hätte machen müssen. Aber man lernt daraus. Und ich bin sehr froh, dass das, was geschehen ist, Vergangenheit ist. Jetzt stimmt die Kommunikation. Nicht nur bei mir, sondern bei allen Spielern.

über die Ersatzspieler im Team:

Es können leider nur elf von Anfang an spielen. Das Einzige, was man machen kann, ist in jedem Training Gas zu geben und dem Trainer die Entscheidung so schwierig, wie möglich zu machen. Ichen glaube, Shaq ist mittlerweile erfahren genug, um mit solchen Situationen umzugehen. Es gibt aber auch Spieler wie Noah Okafor, die ein bisschen ungeduldiger sind. Wir versuchen, diese Jungen ein bisschen zu uns zu nehmen und ihnen zu helfen, positiv zu bleiben. Ich bin überzeugt, dass es momentan nicht einen Spieler gibt, der negativ denkt.

über seine beiden Töchter:

Die Grosse versteht natürlich noch ein bisschen mehr als die Kleine. Mittlerweile wissen sie, dass der Papa sehr viel unterwegs ist. Ich dachte, dass ich nach sieben Jahre England in Deutschland mehr Zeit für die Familie habe. Aber es ist eigentlich eher umgekehrt. Ich bin viel mehr unterwegs als in England. Ich habe meinen Töchtern von der EM gesagt, dass ich erst nach Hause komme, wenn etwas Grosses passiert. Wenn wir in Düsseldorf den Viertelfinal spielen, wir die Grosse sicher im Stadion sein.Die PK im Ticker zum Nachlesen

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