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Nati-Star Silvan Widmer gewährt Einblick in sein Privatleben.

Foto: Toto Marti

David Schnapp

Ein verletzter Fussballspieler ist in der Regel kein besonders gut gelaunter Mensch. Silvan Widmer allerdings, der sich vor kurzem einer Fersen- und Achillessehnen-Operation unterziehen musste, merkt man den Frust kaum an. Seine erzwungene «Stilllegung» nimmt er mit gelassenem Realitätssinn: «Ich wünschte mir, übermorgen wieder auf dem Platz zu stehen. Eine Verletzung ist nicht einfach für einen Spitzensportler, aber es gehört trotzdem dazu.»

Widmer hat als Captain des 1. FSV Mainz 05 die letzten Meisterschaftsspiele der Bundesliga und auch den jüngsten Zusammenzug der Schweizer Nationalmannschaft verpasst. Aber der Heilungsprozess laufe gut, die betreuenden Ärzte seien zufrieden, und der gebürtige Aargauer hat den festen Willen, sich in alter Form zurückzukämpfen: «Ich konzentriere mich darauf, möglichst schnell wieder fit zu werden.» Angst sei ohnehin kontraproduktiv. Er sei deswegen aus Prinzip optimistisch, was sein baldiges Comeback angehe.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

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Neuer Lebensrhythmus

Der 30-jährige Fussballprofi und seine Frau Céline (31) müssen allerdings zu Hause einen neuen Lebensrhythmus finden – wenn auch bloss vorübergehend. Beim Besuch kurz vor dem Eingriff bei Silvan Widmer ist ein Paar zu beobachten, das einen ausgesprochen gleichberechtigten Umgang miteinander pflegt, wenn es um alltägliche Fragen wie Arbeit, Kinderbetreuung oder Kochen geht. «Wenn Silvan für Wochen an Krücken geht, merke ich das zu Hause. Jetzt kann er den Müll oder den Karton nicht hinausbringen oder seine vielen Aktivitäten mit den Kindern und im Haushalt nicht ausüben», sagt Céline Widmer.

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Mit den beiden Mädchen Alissa (5) und Zoé (2) leben die Widmers in einer ebenso stilvoll wie zweckmässig eingerichteten Wohnung bei Mainz, die gleichzeitig auch Hauptquartier von Célines Start-up Aloé ist. Unter diesem Label – der Name setzt sich aus den Vornamen der beiden Kinder zusammen – verkauft die Zürcherin hochwertigen und handgemachten, filigranen Schmuck. «Die Kundinnen können beispielsweise den Umfang eines Armbands frei wählen, es wird anschliessend individuell für sie hergestellt und sitzt dann von Anfang an perfekt», erklärt Céline Widmer eine Besonderheit ihrer Produkte. Sie habe immer schon selber Schmuck machen und vermarkten wollen, «aber das Timing musste passen. Und ich will überall 100 Prozent geben – als Mami, als Unternehmerin, als Partnerin». Die erzwungene Ruhe der Corona-Jahre habe sie dann dazu genutzt, ihren Traum von der eigenen Firma wahrzumachen.

«Arbeiter auf der rechten Seite»

Während Céline Widmer am Spieltag zwar auch gern auf der Tribüne sitzt und zuschaut, wie ihr Mann als zuverlässiger Captain und «Arbeiter auf der rechten Seite» (Silvan über Silvan) sein Team anführt, ist es ihm wiederum ein Anliegen, seiner Frau in ihrer Entfaltung bestmöglich zur Seite zu stehen. «Wenn ich nicht verletzt bin, bringe ich zum Beispiel die Pakete zur Post und helfe überall, wo ich gerade gebraucht werde», sagt Silvan Widmer. Weil er zurzeit nicht gut zu Fuss ist, übernehme er halt das Bezahlen von Rechnungen oder andere Administrativarbeiten. «Mir macht es Spass zu sehen, wie Céline in ihrem neuen, selbst geschaffenen Job aufgeht», sagt Widmer. «Und meine Teamkollegen finden es cool, wenn ich erzähle, meine Frau habe ein Start-up gegründet.»

Er könne sich auch gut vorstellen, irgendwann ganz als Assistent seiner Frau zu arbeiten, sagt Widmer mit einem Lächeln und meint das durchaus ernst. Aber das sei ohnehin das Selbstverständnis ihrer Partnerschaft: «Wir sind – je nach Situation – unsere gegenseitigen Assistenten.» Die beiden sind seit elf Jahren ein Paar, seit sechs Jahren verheiratet und vermitteln nicht ansatzweise den Eindruck, als würden sie die Gleichberechtigung bloss als wohlfeile Inszenierung für die Öffentlichkeit zur Schau stellen.

«Wir kommunizieren offen und transparent miteinander und reden einfach viel: über uns, den Fussball, die Kinder. Wir haben zwar nicht immer die gleiche Meinung, aber wir finden meistens einen Kompromiss», sagt Céline Widmer über ihre gemeinsame Methode einer Beziehungsführung auf Augenhöhe. Und im Haushalt teile man sich alles auf – «nur Wäsche bügeln mögen wir beide nicht».

Silvan Widmer bereitet währenddessen mit seiner italienischen Kaffeemaschine einen Espresso zu und antwortet dann auf die Frage, was ihn als Menschen auszeichne: «Eine gewisse Bodenständigkeit zieht sich bei mir durch», sagt der ehemalige Maturand der Kantonsschule Aarau. Er koche beispielsweise gern, sagt Widmer, findet aber das überschwängliche Lob von Céline für seine Tätigkeiten am Herd stark übertrieben. Es ist der einzige Moment während des mehrstündigen Treffens, wo beim jungen Paar ein Hauch von Uneinigkeit aufkommt. Die meisten Paare dürften allerdings recht zufrieden sein, wenn man sich bloss darüber zu streiten hat, ob es der andere nun mit einem Lob übertreibe oder nicht.

Gruppe A