Die Karriere von Yann Sommer – von Vaduz bis zu den Bayern
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Nati-Goalietrainer Foletti über Sommers Zeit in München
«Yann hat bei Bayern gewankt, aber ist nicht gefallen»

Nach dem Wechsel zu Inter Mailand gibts auch keine Diskussionen mehr in der Nati: Yann Sommer ist und bleibt die klare Nummer 1 im Tor. Nati-Goalietrainer Patrick Foletti sagt, warum Sommer bei Bayern nicht besser performen konnte.
Publiziert: 07.09.2023 um 00:16 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2023 um 09:25 Uhr
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Nati-Goalietrainer umarmt Yann Sommer bei der Ankunft im Nati-Camp: Die beiden verbindet sportlich und menschlich eine enge Beziehung.
Foto: TOTO MARTI
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Sebastian WendelReporter Fussball

Reden Sie als Tessiner mit Yann Sommer eigentlich ab sofort nur noch italienisch?
Patrick Foletti: Darüber haben wir schon ein paar Witze gemacht. Die erste SMS nach dem Wechsel zu Inter habe ich auf Italienisch geschrieben. Und im Training habe ich gehört, dass er schon einige italienische Fluchwörter gelernt hat. Aber aus Gewohnheitsgründen gehts sonst auf dem Platz auf Deutsch weiter. 

Dabei könnten Sie Sommer gratis Italienischunterricht geben…
Yann ist sehr sprachbegabt, er wird auch ohne meine Hilfe die neue Sprache sehr schnell lernen. Spanisch und Französisch kann er auch ganz passabel.

Drei Spiele, null Gegentore – von aussen ist Sommers Start in Mailand gelungen. Was sagt der Fachmann?
Ich bin sehr glücklich, wie es läuft. Er ist für alle Entscheidungsträger bei Inter die klare Nummer 1, diese Sicherheit ist nicht zu unterschätzen. Yann passt genau in die Vorstellung, wie Simone Inzaghi spielen lassen will. Und nicht zuletzt ist er bei Inter mit Gianluca Spinelli unter den Fittichen des besten Goalietrainers der Welt. Bei ihm kann Yann auch mit 34 noch einen Schritt nach vorne machen.

Yann Sommer entzückt mit Lattenknaller-Trick
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Muss Sommer seinen Stil in Italien verändern?
Es gibt sicher Anpassungen im taktischen und technischen Bereich. Und bei Inter wird extrem akribisch gearbeitet, Inzaghi gibt seinen Spielern nur selten frei und fordert eine hohe Intensität in den Trainings. Nach acht Jahren in Deutschland sind das viele neue Reize für Yann.

Kann Inter Sommer noch besser machen?
Ja, klar. 

In Murat Yakins Augen wurde Sommer in den sechs Monaten bei Bayern München durch die «Dreckschleuder gezogen». Teilen Sie diese harte Kritik an Klub und Umfeld in München?
Als Tessiner kannte ich das Wort gar nicht (lacht). Ich will es so sagen: Fussball hat kein Gedächtnis. Es wurde so viel geschrieben und gesagt, aber die Vergangenheit interessiert mich nicht. Klar ist: Für Yann war das halbe Jahr eine wichtige Erfahrung, um weiter zu wachsen. So gesehen bin ich auch froh, hat er das erlebt. Auch wenn nicht immer nur alles schön war.

War der Umgang mit Sommer fair?
Als Goalietrainer der Schweizer Nati hätte ich mir sicher mehr Rückendeckung für Yann gewünscht. Von verschiedenen Seiten der Öffentlichkeit und vermeintlichen Experten wurde scharf geschossen.

Wie bewerten Sie Sommers Leistungen bei Bayern?
Durchzogen, keine Frage. Aber der Punkt ist: Hätte er in der Gemengelage überhaupt besser performen können? Ich bezweifle, dass viele Spieler bei diesen Umständen schadlos aus der Sache rausgekommen wären. Yann hat blaue Flecken abbekommen, hat gewankt – aber ist nicht gefallen. Gemessen am ganzen Wirbel waren seine Leistungen hervorragend. 

Sie stehen Sommer auch menschlich nah: Wie nah ging ihm die Kritik wirklich?
Er hat gelitten. Was ganz normal ist. Mit 34 stand er erstmals überhaupt in seiner Karriere im Gegenwind, nachdem es zuvor immer aufwärts ging. Aber dank seiner mentalen Stärke konnte er gut überleben. 

Haben Sie sich in der Nati mit dem Szenario befasst, dass Sommer bei Bayern bleiben und nach der Rückkehr von Manuel Neuer auf die Bank muss?
Würden wir nicht immer eine Option B, C und D im Kopf haben, würden wir im Trainerstaff unseren Job nicht machen. Andererseits dürfen wir uns nicht von Wahrscheinlichkeiten lenken lassen. Grundsätzlich gilt: Der Stammgoalie der Nati muss im Klub regelmässig spielen.

Wie lange wird Sommer noch die Nummer 1 der Nati sein?
Keine Ahnung. Das entscheiden weder Yann noch ich, sondern Mutter Natur. Ganz nach dem Darwin-Prinzip. Wenn irgendwann das Konstrukt nicht mehr hält, wird ein anderer im Tor stehen.

Wer entscheidet final, wer im Nati-Tor steht? Sie oder Murat Yakin?
Ich habe ein Vorschlagsrecht, weil ich nah an den Goalies dran bin und sie auch abseits der Nati-Zusammenzüge begleite. Bei Muri, und das schätze ich sehr, ist es immer ein Miteinander. Wir diskutieren alle Argumente, am Ende sind wir vom Entscheid alle überzeugt.

Bei der Goalieposition dürften die Diskussionen zuletzt kurz gewesen sein…
Meistens haben Muri, aber auch seine Vorgänger am Ende meine Vorschläge umgesetzt. Obwohl wir uns zu Beginn einer Diskussion nicht immer einig waren.

Yakin hat durchblicken lassen, dass er rückblickend die Spieler, die vor dem WM-Achtelfinal gegen Portugal krank waren, nicht mehr einfach so aufstellen würde. Auch Yann Sommer nicht.
Wenn wieder so ein Szenario eintreten würde, sind wir jetzt besser vorbereitet. Was nicht heisst, dass Yann dann nicht spielen würde. Wir würden es ganzheitlicher anschauen, nicht mehr nur aus der Perspektive, dass es Stammspieler sind, die sich gegenüber uns als fit bezeichnet haben.

Ist Gregor Kobel der natürliche Nachfolger von Yann Sommer im Nati-Tor?
So absolut formuliert ist das nicht korrekt gegenüber den anderen Goalies. Gregor ist der Goalie, der Stand heute durch seine Leistungen und seine Präsenz am nächsten dran ist, Yanns Rolle zu übernehmen. Darauf kann er sich nicht ausruhen, mit Omlin, Mvogo und dann den jüngeren Köhn, Loretz und Keller haben wir Goalies, die ihm vom Potenzial her ähnlich sind. 

Kobel wäre lieber gestern als heute die Nummer 1: Wie schwierig ist es, ihm klarzumachen, dass er geduldig bleiben muss?
Von aussen könnte man meinen, dass das schwierig ist. Ich kenne Gregor mittlerweile seit zehn Jahren, wir haben einen guten Weg für die Kommunikation gefunden. Und er hat in den letzten eineinhalb Jahren einen Reifeprozess durchgemacht, dass er versteht, was aktuell seine Rolle ist. Er sieht mittlerweile das grosse Ganze und denkt nicht allein aus der Ich-Perspektive.

Wen haben Sie hinter den arrivierten Sommer, Kobel, Omlin und Mvogo auf dem Radar?
Pascal Loretz macht es genial in Luzern, Marvin Keller von YB ist unter Beobachtung und hat grosses Potenzial, auch wenn er bei YB nicht regelmässig spielt. Tim Spycher und Marwin Hübel, die jetzt bei Baden und Aarau in der Challenge League Stammspieler sind, sind ebenfalls interessant. Dann gibt es auf U17- und U18-Stufe weitere interessante Profile, deren Namen ich aber noch nicht nennen möchte.

Anthony Racioppi spielt stark bei YB – warum ist er kein Thema für die Nati?
Er war Stammgoalie in der U21-Nati und hat dann einen eigenen Weg gewählt, mit der Folge, dass er nicht mehr viel gespielt hat. Vom Jahrgang und Momentum her hatte er es schwer, in der Nati einen Fuss reinzukriegen. Aber ich beobachte ihn nun genau, er hat Fortschritte gemacht. Jetzt wird sich zeigen, ob er im YB-Tor bleibt oder wieder von David von Ballmoos abgelöst wird.

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