«Jetzt muss die Nati liefern»
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Tattoo-Besuch und Lambo-Show:«Jetzt muss die Nati liefern»

Nati-Captain Granit Xhaka vor EM-Auftakt
«Wir haben das Potenzial, Geschichte zu schreiben»

Hier spricht der Nati-Boss! Granit Xhaka (28) zwei Tage vor dem EM-Start über das Turnier, seine Familie und eine Rückkehr zum FC Basel.
Publiziert: 10.06.2021 um 01:46 Uhr
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Granit Xhaka beim ersten Training in Baku.
Foto: TOTO MARTI
Andreas Böni

Es sind turbulente Tage für Granit Xhaka (28). Mit der Nati bereitet er sich in Aserbaidschan auf die EM vor. Es ist sein erstes Turnier als Captain. Doch auch in Baku wird über seine Zukunft diskutiert – die AS Roma mit Trainer José Mourinho will ihn unbedingt. Nach Blick-Informationen hat sich Xhaka mit dem Klub inzwischen über die Vertragseckpunkte geeinigt. Er würde mindestens einen Vertrag bis 2025 unterschreiben. Nun liegt es an Arsenal und der AS Roma, ob der Deal auch zeitnah zustande kommt. Noch liegen die Italiener und die Engländer auseinander, man spricht von 15 bis 25 Millionen Euro Ablöse für den Mittelfeldspieler.

Xhaka selbst ist entspannt. Und will im Blick-Interview dann auch nicht über Transfer-Gerüchte sprechen. Sondern über die EM mit dem Startspiel am Samstag gegen Wales.

Blick: Granit Xhaka, Sie sind seit 2011 in der Nati. Ist dies die beste Mannschaft seither?
Granit Xhaka: Das ist schwer zu sagen, jedes Kader hatte seine eigenen Qualitäten. Ich bin aber überzeugt, dass wir uns über die Zeit deutlich weiterentwickelt haben. Ich verbinde persönlich mit den letzten 10 Nati-Jahren durchwegs positive Erfahrungen. Sicherlich gab es enttäuschende Momente in grossen Turnieren, wo wir zum Teil unglücklich ausgeschieden sind. Aber sonst bin ich sehr happy über meine Zeit bei diesem klasse Team und ich bin überzeugt, dass die Entwicklung dieser Mannschaft noch nicht zu Ende ist.

Was darf man an der EM erwarten?
Eine EM zu spielen, ist ein Traum für jeden Spieler, sei es als Newcomer oder als gestandener Spieler wie ich. Ich bin hochmotiviert und hungrig, mit unserem Team Besonderes für unser Land zu leisten.

Vor jedem Turnier kommt seit dem U17-Weltmeister-Titel Ihr legendärer Satz, dass Sie bis zum Final packen. Machen Sie es auch dieses Mal?
Ich gehe mit dieser Einstellung in jedes Spiel und in jedes Turnier. Wenn man sich keine hohen Ziele setzt, kann man auch nichts erreichen. Wir haben das Potenzial, Geschichte zu schreiben und das haben wir bereits oft gezeigt. Und ich packe ganz sicher genug Sachen ein, die bis zum Final reichen.

Das extremste Spiel wird jenes gegen die Türkei. 2005 prügelten die Türken unsere Nati aus dem Stadion. Erinnern Sie sich daran?
Natürlich erinnere ich mich daran und ich denke, die meisten Schweizer, die sich für Sport interessieren, tun dies. Aber das ist längst vorbei und Geschichte. Aber die Türkei hat ein wirklich starkes neues Team mit einer neuen Generation. Viele Top-Spieler, sie können an einem guten Tag alle Teams der Welt schlagen. Man darf sie sich nicht in eine Euphorie hinein spielen lassen. Da müssen wir mit Fokus, Aggressivität, einer intelligenten Taktik und unserer Mentalität dagegenhalten, um sie zu schlagen.

Ja, aber es kann hitzig werden auf dem Platz.
Das ist für uns gar kein Thema, wir sind alle Top-Profis, die solche Situationen kennen. Wir müssen mit kühlem Kopf und klarem Plan unser eigenes Spiel durchzuziehen.

Sie sind gerade zum zweiten Mal Vater geworden. Wie ist es für Sie, so lange von der Familie getrennt zu sein?
Ja, das stimmt, wir sind gerade Eltern eines kleinen Mädchens geworden und es ist sicher nicht schön, dann so lange die Familie zu verlassen. Aber ich bin sehr stolz auf meine Frau, die diese Situation mit meiner Familie klasse meistert. Sie gibt mir den Freiraum, mich auf meinen Job zu konzentrieren und für unser Land das Beste zu geben. Natürlich werde ich die Kleinen in dieser Zeit vermissen, aber vielleicht kann ich ihnen dann später einmal erklären, warum der Papa nicht zuhause, sondern nur im Fernsehen zu sehen war.

Sie haben ein persönlich gutes, Arsenal aber ein schwaches Jahr hinter sich. Wie sehr nervt Sie Premier-League-Platz 8 zum Ende?
Fussball ist ein Mannschaftssport und man ist immer nur so gut wie sein Team. Klar war es für mich ein persönliches gutes Jahr, ich habe immer gespielt und meine Leistung gebracht, aber der Platz am Saisonende ist natürlich wirklich bitter und enttäuschend für uns.

Wo waren die Probleme in dieser Premier-League-Saison?
Es gab da sicher eine Reihe von Themen, die nicht optimal gelaufen sind. Aber es nützt jetzt nichts, da zurückzuschauen.

Sie wurden auch oft heftig beschimpft und setzen sich gegen Hass im Internet ein. Wie kam das?
Ich habe sehr negative Erfahrungen machen müssen. Aber es ist für mich generell ein wichtiges Thema, man sollte sich auch im Internet mit Respekt begegnen. Es muss Grenzen geben. Und dieser Meinung sind auch sehr viele meiner Kollegen, mein Verein und sehr viele unserer Spieler. Darum sind klare Statements wichtig.

Wie gehen Sie selbst damit um?
Wenn jemand meine sportliche Leistung kritisiert, dann ist das eine Meinung, mit der ich umgehen können muss. Aber wenn das tiefer geht, Hetze gegen die Familie und gegen die Kinder beginnt, dann ist die Grenze überschritten. Ich persönlich kann mit dem, was da manchmal über einen hereinschwappt, gut umgehen und versuche immer positiv zu bleiben.

Welche Kanäle bewirtschaften Sie selber?
Instagram und Facebook.

Was raten Sie jungen Spielern, die damit aufwachsen und jetzt am Anfang ihrer Karriere stehen?
Sie sollen arbeiten, arbeiten, arbeiten – auf dem Platz und im Training!

Sie werden 29 in diesem Jahr. Alex Frei ist in diesem Alter zum FC Basel zurückgekehrt. Werden auch Sie eines Tages zum FCB zurückkehren?
Ja, krass, wie die Zeit vergeht. Jetzt bin ich schon fast 29 (lacht). Aber ich fühle mich immer noch jung, bin immer noch fit und hungrig, und will weiter auf höchstem Niveau Fussball spielen. Und sicher ist es ein Traum von Tauli und mir, noch einmal beim FC Basel zusammen zu spielen – und sei es nur für eine Minute oder ein Spiel. Am liebsten würde ich aber noch einen Titel holen mit dem FCB.

Würden Sie dem Bruder die Captain-Binde überlassen?
Auf jeden Fall! Taulant ist eine Klub-Legende beim FC Basel und einer Klub-Legende gebührt auch die Captain-Binde.

Ab wann ist eine Super-League-Rückkehr realistisch?
Aktuell verschwende ich daran keinen Gedanken. Ich will erst im Hier und Jetzt und vor allem bei der Euro mit unserem Top-Team Spitzenfussball liefern.

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