Petkovic über …
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Heute wäre EM-Start in Rom:Was würden unsere Nati-Stars ohne Fussball machen?

«Mein Fokus lag total auf dem Virus»
Nati-Coach Petkovic meldet sich zurück

Am Samstag hätte die EM 2020 beginnen sollen. Nati-Trainer Vladimir Petkovic spricht über die Coronakrise, die abgesagte EM und auch die Chancen für den Fussball.
Publiziert: 14.06.2020 um 09:58 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2020 um 15:59 Uhr
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Vladimir Petkovic spricht über die Corona-Zeit.
Foto: keystone-sda.ch

Am Samstag hätte im Olympiastadion in Baku für die Schweiz die EM gegen Wales begonnen.

Wegen der Coronakrise wurde die Europameisterschaft um ein Jahr verschoben. Nati-Trainer Vladimir Petkovic hatte sich gedanklich schnell von der EM getrennt, als diese definitiv verschoben wurde. «Sportler lernen, flexibel zu sein. Deshalb ist es mir nicht schwergefallen», sagt der 56-Jährige gegenüber «CH Media».

Er selbst hat die Coronakrise in seiner Heimat Locarno verbracht – einem Corona-Hotspot in der Schweiz. So wurde zum Beispiel das Krankenhaus in der Nähe seiner Wohnung in einen Corona-Spital umgewandelt. «Das gibt schon zu denken», sagt Petkovic. Zudem sei im Tessin sehr viel Angst zu spüren gewesen. Der Nati-Trainer verspürte aber auch Sicherheit, weil man die Krise in der Schweiz sehr ernst genommen hat.

Zu Beginn der Coronakrise war der Fussball sehr präsent in den Gedanken des Trainers. Mit der Zeit hat Petkovic jedoch gemerkt, dass jede Woche alles wieder anders aussieht. Die ganze Welt habe sich dem Virus anpassen müssen. «Mein Fokus lag total auf dem Virus. Es war in der Hauptrolle meines Lebens», sagt Petkovic.

Die Zeit verbrachte Petkovic mit seiner Familie und betont, dass Corona, nach 33 Jahre Ehe, keine Prüfung für seine Beziehung gewesen sei. Durch sein Tochter habe er neue Dinge gelernt und auch Fortschritte in der digitalen Welt gemacht. Unsere Gesellschaft habe durch die Krise auch für die Zukunft profitiert, sagt Petkovic.

«Es war eine sehr grosse Solidarität zu spüren. […] Denn einige, die ich kenne, wurden positiv auf Covid-19 getestet», sagt Petkovic im Interview mit «CH Media». Einer davon war Verbandspräsident Dominique Blanc. Und auch selbst ist der Nati-Trainer wohl einer Infektion nur knapp entkommen. Petkovic hatte sich das «Spiel Null» zwischen Atalanta und Valencia im Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand live angesehen. Nach Ansicht der Experten war es ein Grund für die starke Corona-Verbreitung im Norden Italiens. Danach flog Petkovic von Mailand nach Düsseldorf, um sich dort ein Spiel anzusehen. Alles in einer Zeit, in der man sich der Gefahr durch den Virus in Europa noch nicht bewusst war.

«Ich habe keine Gewissheit darüber, dass ich mich nicht angesteckt habe. Ich hatte ein, zwei Symptome», sagt Petkovic. Diese könnten aber auch psychisch bedingt gewesen sein.

Das Wichtigste sei die Gesundheit

Der Virus habe gezeigt, wie verwundbar wir Menschen sind und auch, dass unsere Gesellschaft doch nicht so schlecht ist. «Das Wichtigste ist die Gesundheit», sagt der Trainer. Petkovic lobt die Solidarität und den respektvollen Umgang. Auch für den Fussball sieht der Nati-Trainer viele Chancen.

«Die Spieler haben gesehen, wie viel Bereitschaft, wie viel Disziplin von jedem Einzelnen gefordert ist», sagt Petkovic. Zudem hätten die Spieler gemerkt, dass mit ihrem persönlichen Engagement das Kollektiv profitiert habe. «Vielleicht werden sie es im Alltag wieder vergessen. Umso wichtiger wird sein, dass nicht nur ich mich daran erinnere, sondern dass dies auch die Medien, das private Umfeld, die Spieler immer wieder tun.»

«Die Spieler haben kapiert, dass in diesem Moment nicht sie die Stars sind, sondern jene, die für viel weniger Geld eine systemrelevante Arbeit verrichten», sagt Petkovic über das Umdenken der Spieler gegenüber «CH Media».

Der Nati-Trainer wünscht sich, dass sich diese Erkenntnis bei uns allen im Hirn einnisten würden. Er selbst sei beeindruckt, nach welchen Idealen viele Menschen leben würden: Nämlich, dass es vielen einzig darum gehe, anderen zu helfen – vor allem in den Spitälern.

Treffen durch virtuelle Meetings

Mit der Nati war der Trainer oft in Kontakt – durch virtuelle Meetings. Dort habe man sich über die Situation ausgetauscht und auch darüber, wie man helfen kann.

Man habe in den letzten drei Monaten auch gemerkt, welche Folgen es habe, wenn jemand lügt. Aber es sei auch offensichtlich geworden, wie wichtig Leadership und klare Kommunikation sei. Petkovic sagt gegenüber «CH Media»: «Ich habe ziemlich viel aufgesogen. Und ich bin überzeugt, dass mir diese Dinge auch als Nationaltrainer helfen werden.» (jsl)


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