Im Letzigrund herrscht Ausnahmezustand
«Unmöglich, zwischen Kosovo und Schweiz zu wählen»

Das erste Aufeinandertreffen in der Geschichte zwischen Kosovo und der Schweiz ist zu einer wunderbaren Gemeinschaft auf den Tribünen geworden. Eine Reportage unter den Zuschauern im Letzigrund.
Publiziert: 30.03.2022 um 09:21 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2022 um 10:03 Uhr
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Einen Schritt zu spät: Granit Xhaka (l.).
Foto: TOTO MARTI
Ugo Curty

Um für ein Foto zu posieren, achtet Elvis darauf, dass das weisse Kreuz der Schweizer Flagge, die er auf seinen Schultern trägt, gut sichtbar ist. Neben ihm stehen seine Frau und seine drei Töchter, die ebenfalls in den Farben der Schweiz und des Kosovo in den Letzigrund gekommen sind. Die Kleinste, Jona, ist derweil stolz auf ihr Nati-Trikot, das mit der Nummer 10 von Kapitän Granit Xhaka versehen ist.

Wie Marco Odermatt

«Wir kommen aus Hergiswil im Kanton Nidwalden, wie der Skifahrer Marco Odermatt», erklärt die Familie, bevor sie in schallendes Gelächter ausbricht. «Für uns ist dieses Spiel doppelt speziell. Es ist unmöglich, zwischen Kosovo und der Schweiz zu wählen. Daher unterstützen wir beide», fasst die jüngste Tochter Jessica stolz zusammen.

Das Herz dieser Familie aus Nidwalden ist geteilt.
Foto: UCY

Wie ihre Schwestern ist sie in dem Land geboren, das ihre Eltern «vor dreissig Jahren» aufgenommen hat. «Als gebürtiger Kosovare freue ich mich sehr, dass Granit Xhaka heute Abend sein 100. Länderspiel für die Schweiz feiert», sagt der Familienvater. «Das ist ein schönes Symbol.»

So freuen sich die Fans auf das Spiel
2:10
«Hauptsache ein Fussballfest»:So freuen sich die Fans auf das Spiel

Standing Ovations für Xherdan Shaqiri

An Symbolen hat es am Dienstagabend in einem vollen Stadion ohnehin nicht gefehlt. Die 20'800 verfügbaren Plätze im Letzigrund waren alle besetzt. Auf den Tribünen dominiert die Farbe Blau. Die Stimmung ist warm und freundlich. Die Nidwaldner Familie ist nicht die einzige, die geteilter Meinung ist.

Xherdan Shaqiri wird bei Eckbällen vom ganzen Publikum bejubelt, aber sobald es gefährlich wird, wird der Basler ausgepfiffen. Das gehört zum Spiel: «XS» ist gefährlich. Die Ovationen, die der Spieler bei seiner Auswechslung (75.) erhält, fassen den Abend und das gemeinsame Glück zusammen.

Mit dem Auto von Lausanne aus

Als die Kosovaren den Führungstreffer erzielen (52.), bricht der Letzigrund in Jubel aus. Ein Jubelschrei, der neun Minuten später beim Schweizer Ausgleich echoartig nachhallt.

Nedj ist mit dem Auto aus der Nähe von Lausanne nach Zürich gefahren. «Das hätte ich um nichts in der Welt verpassen wollen!»
Foto: UCY

«Im Auto haben mich meine Kumpels gefragt, für wen ich bin, und ich konnte nicht antworten.» Nedj ist Elektriker in der Region Lausanne. An diesem Dienstag hat er sich einen Tag freigenommen, um nach Zürich zu kommen. Für das Foto posiert er mit seinem zweifarbigen Schal.

«Um nichts in der Welt wollte ich mir das entgehen lassen», erklärt er, der als Baby in die Romandie gekommen ist. Das vorherrschende Gefühl ist Stolz. «Heute Abend feiern wir die Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern. Der Kosovo ist mit Xhaka und Shaqiri auch in der Schweizer Nationalmannschaft gut vertreten.»

Ein Unentschieden als Selbstverständlichkeit

In der Halbzeitpause zeigt sich Etem mit einem Schal der Schweiz, während seine Tochter Nora einen Kosovo-Schal bevorzugt hat. Ich lebe seit 35 Jahren in der Schweiz, also war diese Entscheidung ganz einfach», erklärt der Winterthurer. «In der ersten Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass Kosovo engagierter und stolzer war. Für uns hat dieses Freundschaftsspiel vielleicht mehr Wert.»

Etem und seine Tochter Nora sind aus Winterthur angereist.
Foto: UCY

In der Fifa-Rangliste liegen 95 Plätze zwischen den Kosovaren (109.) und der Schweiz (14.). Auf dem Platz hat sich das allerdings nicht bemerkbar gemacht. Dieses Freundschaftsspiel, das seinem Namen so gerecht wird, hat nicht mit einem anderen Ergebnis als einem Unentschieden enden können. An diesem Dienstagabend ist es um etwas anderes gegangen.

Darum spielen die Schweiz und Kosovo 1:1
2:11
Kleiner Nati-Fan deckt auf:Darum spielen die Schweiz und Kosovo 1:1
Liga A, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Portugal
Portugal
6
8
14
2
Kroatien
Kroatien
6
0
8
3
Schottland
Schottland
6
-1
7
4
Polen
Polen
6
-7
4
Liga A, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Frankreich
Frankreich
6
6
13
2
Italien
Italien
6
5
13
3
Belgien
Belgien
6
-3
4
4
Israel
Israel
6
-8
4
Liga A, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Deutschland
Deutschland
6
14
14
2
Niederlande
Niederlande
6
6
9
3
Ungarn
Ungarn
6
-7
6
4
Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina
6
-13
2
Liga A, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Spanien
Spanien
6
9
16
2
Dänemark
Dänemark
6
2
8
3
Serbien
Serbien
6
-3
6
4
Schweiz
Schweiz
6
-8
2
Liga B, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Tschechien
Tschechien
6
1
11
2
Ukraine
Ukraine
6
0
8
3
Georgien
Georgien
6
1
7
4
Albanien
Albanien
6
-2
7
Liga B, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
England
England
6
13
15
2
Griechenland
Griechenland
6
7
15
3
Irland
Irland
6
-9
6
4
Finnland
Finnland
6
-11
0
Liga B, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Norwegen
Norwegen
6
8
13
2
Österreich
Österreich
6
9
11
3
Slowenien
Slowenien
6
-2
8
4
Kasachstan
Kasachstan
6
-15
1
Liga B, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Wales
Wales
6
5
12
2
Türkei
Türkei
6
3
11
3
Island
Island
6
-3
7
4
Montenegro
Montenegro
6
-5
3
Liga C, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Schweden
Schweden
6
15
16
2
Slowakei
Slowakei
6
5
13
3
Estland
Estland
6
-6
4
4
Aserbaidschan
Aserbaidschan
6
-14
1
Liga C, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Rumänien
Rumänien
6
15
18
2
Kosovo
Kosovo
6
3
12
3
Zypern
Zypern
6
-11
6
4
Litauen
Litauen
6
-7
0
Liga C, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Nordirland
Nordirland
6
8
11
2
Bulgarien
Bulgarien
6
-3
9
3
Belarus
Belarus
6
-1
7
4
Luxemburg
Luxemburg
6
-4
3
Liga C, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Nordmazedonien
Nordmazedonien
6
9
16
2
Armenien
Armenien
6
-1
7
3
Färöer
Färöer
6
-1
6
4
Lettland
Lettland
6
-7
4
Liga D, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
San Marino
San Marino
4
2
7
2
Gibraltar
Gibraltar
4
1
6
3
Liechtenstein
Liechtenstein
4
-3
2
Liga D, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Moldawien
Moldawien
4
4
9
2
Malta
Malta
4
0
7
3
Andorra
Andorra
4
-4
1
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