«Ich bin nicht hier zum Leibchen tauschen»
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Kultspruch von Mehmedi 2009:«Ich bin nicht hier zum Leibchen tauschen»

Hätte nur für den FCZ weitergespielt
Ex-Nati-Star Mehmedi tritt zurück

Admir Mehmedi tritt 32-jährig zurück. Hier sagt er weshalb, redet über sein Vertrags-Hick-Hack zuletzt beim FCZ und verrät, ob Freundschaften die Kabine überdauern und was er in Zukunft tun will.
Publiziert: 30.08.2023 um 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2023 um 18:22 Uhr
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Ex-Nati-Star Admir Mehmedi beendet mit 32 Jahren seine Karriere.
Foto: imago/Pressefoto Baumann
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Seit Admir Mehmedi den FCZ im Januar 2012 verliess, hat er stets betont, dass er gegen Ende seiner Karriere nochmals für «seinen» FCZ auflaufen wolle. Dazu kommt's nicht. Acht Wochen nachdem alle erwarten, dass er bei seinem Jugendklub unterschreibt, verkündet der ehemalige Natistar, 32-jährig, seinen Rücktritt.

Blick trifft Mehmedi in Winterthur. Er hat gerade seinen älteren Sohn Noar (6) in die Schule und seine Tochter Nila (4) in den Kindergarten begleitet. «Dass ich so viel Zeit mit meinen drei Kindern verbringen kann, geniesse ich extrem», sagt er bei Kaffee und Gipfeli. Da ist keine Spur von Frust, Trauer oder Ärger, wie man meinen könnte. «Ich weiss, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt für etwas Neues ist. Ich freue mich darauf. No bad feelings.»

Seinem nächsten Umfeld hat er seinen Entscheid schon in den letzten Tagen – er war einen Monat mit seiner Familie in Mazedonien – mitgeteilt. Seine Frau Sevdije hat diesen sofort verstanden. Andere, wie seine Eltern, hatten mehr Mühe, wollten ihn gar überzeugen, weiterzuspielen. «Ihr einziges Argument war: ‹Du bist doch noch zu jung, um aufzuhören.› Aber mit jedem Gespräch wurde es mir immer klarer, dass der Rücktritt der absolut richtige Entscheid ist. Und mit jedem Tag hat es sich besser angefühlt.»

Den Rücktrittsgedanken trage er schon länger mit sich herum, sagt er, sicher seit Anfang Jahr. «So einen Entscheid fällt man nicht über Nacht.»

Einzig im FCZ-Dress hätte er weitergespielt. Weil er dem Klub so viel zu verdanken hat. Weil er spürt, wie sehr Präsident Ancillo Canepa und Sportchef Marinko Jurendic ihn unbedingt wollen – als Stürmer, als Leader und Identifikationsfigur. Und weil er noch immer für den FCZ brennt. Diverse klubnahe Personen erzählen, dass der Vertrag bereits unterschriftsbereit vorgelegen habe, die Zürcher diesen jedoch in dem Moment zurückgezogen hätten, als Jurendics Abgang zu Augsburg festgestanden und Spielerberater Milos Malenovic das Mandat erhalten habe, die Transferstrategie des FCZ zu durchleuchten. Da hat Mehmedi seinen Kontrakt in der Türkei bereits aufgelöst.

«Dass ich das mit dem FCZ erleben musste, ist schon enttäuschend»

Mehmedi geht nicht ins Detail. Er sagt: «Im FCZ ist plötzlich eine andere Dynamik entstanden. Da hat meine Rückkehr anscheinend nicht mehr gepasst.» Und: «Solche Dinge passieren im Fussballbusiness. Dass ich dies jetzt ausgerechnet beim FCZ erleben musste, war schon eine Enttäuschung. Aber wie gesagt: No bad feelings.»

Obwohl er sich den Abschluss seiner Karriere anders ausgemalt hat, blickt er auf wunderbare Jahre beim FCZ, in Kiew, Freiburg, Wolfsburg und Leverkusen zurück. 76 Länderspiele, 10 Tore, 7 Assists, zwei Europameisterschaften, eine Weltmeisterschaft. Da geht eine erfolgreiche Zeit zu Ende. Auch seine letzten eineinhalb Jahre bei Antalyaspor in der Türkei, wo er öfter verletzt pausiert als gespielt hat, sieht er rückblickend positiv. «Sportlich war diese Zeit sicher nicht zufriedenstellend. Aber für meine Persönlichkeitsentwicklung, für mein Leben danach war sie sehr hilfreich. Ich war nahe beim Trainer, durfte erfahren, wie er denkt und worauf er achtet. Zudem habe ich in der Türkei eine neue Kultur, neue Mechanismen kennengelernt. Das ist alles extrem wertvoll.»

Der Ex-Natistar, der schon seine Lehre auf der FCZ-Geschäftsstelle absolviert hat, will in der Fussballbranche bleiben. Dafür hat er ein Sportmanagement abgeschlossen, dafür ist er bereit, weiter zu investieren. «Ich denke sicher nicht, ich wüsste, wie das Trainer- oder Manager-Business funktioniert, nur weil ich 15 Jahre Profifussballer war. Ich weiss, dass ich in diesen Bereichen noch viel lernen muss und meinen Rucksack zu füllen habe.»

«Ich war nie der Typ, der den Mittelpunkt gesucht hat»

Man spürt: Mehmedi hat Lust, seine zweite Karriere in Angriff zu nehmen. Um sich weiterzubilden, will er demnächst mit seiner Trainerausbildung beginnen. Dies könne nicht schaden, auch wenn er sich künftig eher auf einer Managerposition sehe, meint er. «Ich erwarte nicht, dass ich sofort einen Posten mit grosser Verantwortung übernehmen kann. Dazu fehlt mir die Erfahrung.» Angst vor einem künftigen Leben abseits des Rampenlichts hat er keine. «Überhaupt nicht. Ich war nie der Typ, der den Mittelpunkt gesucht hat.»

Und wie viele Fussballer-Freundschaften werden seinen Rücktritt überdauern? Mit einigen Ex-Teamkollegen oder ehemaligen Zimmerkollegen, wie Nati-Kumpel Xherdan Shaqiri, habe er noch sporadisch Kontakt, sagt er. Allzu viele dürften es aber am Ende nicht sein. «Dieses Business ist extrem schnelllebig. Fussball ist zwar eine Mannschaftssportart, will man Erfolg, muss man zusammen funktionieren. Aber dennoch muss jeder einzelne auch egoistisch denken und auf sich schauen.» Eine Ausnahme gibt's, und diese ist ausgerechnet GC-Captain. «Amir Abrashi ist ein guter Freund von mir, wir hören uns quasi täglich.»

Auf dem Platz und vor der Kamera: erfrischend ehrlich

Man wird Mehmedi vermissen. Auf dem Platz und vor der Kamera: immer Vollgas, erfrischend ehrlich, humorvoll und authentisch. So sorgte er beispielsweise 2014 während der Pressekonferenz vor dem WM-Achtelfinal gegen Argentinien (0:1 n.V.) für einen Lacher. Auf Lionel Messi angesprochen, meinte er cool: «Ich schaue mir keine Videos von Messi oder irgendwem sonst an. Ich bin Mehmedi.»

Auf die Frage von Blick im 2009, mit welchem der Superstar er sein Shirt tauschen wolle, antwortete der junge Teenager im FCZ-Dress vor dem Champions-League-Kracher gegen Real Madrid cool: «Liibli tuusche?! Mit keinem. Ich denke, ich bin Profifussballer und nicht hier, um mit denen Leibchen zu tauschen.».

Darauf angesprochen, muss Mehmedi lachen. Hand aufs Herz: Wie viele Shirts haben sie zu Hause? «Echt nur meine eigenen. Sie wissen doch: Ich war immer Fussballspieler, nie Fan.» Ab sofort gilt das nicht mehr.

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