Federer (36) inspiriert Lichtsteiner (34) zum Weitermachen in der Nati
«Ich wüsste nicht, warum ich aufhören sollte»

Er hat noch nicht genug: Stephan Lichtsteiner (34) wird wohl über die WM hinaus in der Nati bleiben: «Stand jetzt wüsste ich nicht, warum ich aufhören sollte.»
Publiziert: 16.03.2018 um 08:26 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:35 Uhr
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Nati-Captain Stephan Lichtsteiner hat noch lange nicht genug.
Foto: TOTO MARTI
Andreas Böni aus Turin

Trainingszentrum Vinovo, 17 Kilometer ausserhalb von Turin. Stephan Lichtsteiner kommt gut gelaunt zum Interviewtermin. «Wir haben eine Stunde», sagt er, «danach muss ich meine Tochter von der Schule abholen.»

Kim ist bereits sieben Jahre alt und besucht die englischsprachige Schule. Sie lernt die Sprache neben Italienisch und Deutsch dazu. Es ist möglich, dass es ihren Papa in die Premier League zieht. Sein Vertrag bei Juve läuft im Sommer aus.

BLICK: Stephan, ist das Kapitel Juve im Juni vorbei?
Stephan Lichtsteiner: Das ist noch offen, ich bin mit dem Verein im Gespräch. Die beidseitige Wertschätzung ist nach sechs Meisterschaften, die wir zusammen gewonnen haben, sehr gross. Und meine Bilanz in dieser Saison in Meisterschaft und Cup ist mit 24 Einsätzen gut dafür, dass ich noch 5 Wochen verletzt war. Aber natürlich, als Fussballer auf diesem Level lebst du auch für die Champions League.

Vergangene Saison hatten Sie Angebote von Paris SG und Chelsea, die Sie gerne angenommen hätten. Dann wurden Sie aus dem Champions-League-Kader gekippt. Warum wurden Sie dieses Mal gestrichen?
Keine Ahnung. Schlussendlich musste sich Trainer Massimiliano Allegri für jemanden entscheiden. Und er wusste, dass ich die Fähigkeit habe, eine solche Enttäuschung wegzustecken und dann wieder anzugreifen. Es hat mich menschlich schon tief getroffen, aber hat mich wieder vorwärts gebracht. Aber ja, es wurde mir am 31. August, am letzten Tag des Transferfensters, mitgeteilt. Hätte ich es früher gewusst, hätte ich gewechselt. Aber dadurch war es unmöglich.

Lichtsteiner gewann mit Juve sechsmal die italienische Meisterschaft.
Foto: Toto Marti

Klingt nach Absicht.
Absicht ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich würde es eher Kalkül nennen. Zumal jeder im Klub weiss, dass ich nach zwei verlorenen Finals unbedingt die Champions League mit Juventus gewinnen will und dass das dieses Jahr wohl meine letzte Chance mit diesem Verein sein wird.

Was blieb zwischen dem Trainer und Ihnen übrig, menschlich?
Ich mache das Beste daraus. Es ist nicht immer einfach, da sich die Entscheidungen im Gesamtkontext unter leistungsspezifischen Gesichtspunkten nicht korrekt, ja sogar demütigend anfühlen. Ich bin jedoch ein Profi und versuche gerade in solchen für mich persönlich nur sehr schwer zu akzeptierenden Situationen auch für meine Kinder ein Vorbild zu sein.

Das schaffen Sie?
Ich fühle mich Juventus Turin als Klub, meinen Mitspielern und unseren Fans stark verpflichtet. Ich möchte maximalen Respekt zeigen und vorleben. Wenn ich nicht korrekt behandelt werde, dann rechtfertigt das für mich nicht, im Gegenzug andere dafür schlecht zu behandeln. Der Fussball ist oft von Machtkämpfen, Ruhm, Politik, Egoismus und vielen Eitelkeiten durchtrieben. Ich versuche, meine Werte und Prinzipien in diesem Umfeld konsequent beizubehalten. Ich bin stolz, dass mir das über meine lange Karriere hinweg sehr gut gelungen ist. Mein Ex-Trainer Antonio Conte hat die richtige Antwort: Ein Gewinner sucht eine Lösung, ein Verlierer Ausreden.

Sie hatten diese Saison zwei leichte Verletzungen – das Alter?
Überhaupt nicht. Ich fühle mich wie 30. Aber es ist der Lohn dafür, dass ich mich eine Karriere lang seriös ernährt und gut gelebt habe. Ich bin auch heute einer der Ersten, die zum Training kommen, und einer der Letzten, die gehen. Ich fühle mich top, und darum überlege ich mir auch, ob ich nach der WM in der Nati weitermache. Ich bin hungrig wie mit 20, es sind also gute Voraussetzungen, um bis zur EM 2020 zu spielen. Und wenn ich Roger Federer gesehen habe ...

... er hat mit fast 37 den nächsten Grand-Slam gewonnen  ...
... dann ist er schon eine grosse Inspiration für jeden Profisportler. Ein extremes Vorbild. Vom Auftreten und auch vom körperlichen Zustand her. Mein zweites Vorbild ist mein Mitspieler Gigi Buffon, der 40 ist. Darum: Ja, es ist auch mein Ziel, in der Nati weiterzumachen. Mit 36 noch top zu sein. Und die Nati ist im Moment eine tolle Truppe, ich habe riesigen Spass. Weiter halte ich die Nations League mit den Gegnern Belgien und Island und danach das spezielle EM-Turnier in ganz Europa eine spannende Sache.

Roger Federer inspiriert unseren Nati-Captain dazu weiterzumachen.
Foto: Benjamin Soland

Sie schwärmen. Warum sind Sie trotzdem noch nicht ganz sicher?
Weil man vielleicht nach einer WM plötzlich andere Emotionen hat. Aber ja, Stand jetzt wüsste ich nicht, warum ich aufhören sollte.

Wie sähen Sie Ihre Rolle? Könnten Sie sich vorstellen, Backup zu sein?
Ich stelle mich immer dem Konkurrenzkampf. Der Trainer entscheidet. Der Beste soll spielen. Ich werde mich immer voll in den Dienst der Nati stellen und Verantwortung übernehmen, um unser Land bestmöglich zu repräsentieren. Es ist mir auch ein Anliegen, meinen grossen Erfahrungsschatz einbringen zu können. Hier geht es auch um entwicklungstechnische Aspekte des Teams.

Wie beurteilen Sie die verschiedenen Nationalmannschaftsgenerationen, in denen sie spielten?
Ich war vorher schon immer gern in der Nati, aber jetzt ist sie vom Menschlichen und Spielerischen her jenes Team, was mir am meisten Spass macht. Ausserhalb des Feldes haben wir einen grossen Zusammenhalt, unternehmen Dinge zusammen. Vladimir Petkovic machts auch super. Er gibt Freiheiten, wenn die Leistung dann auch stimmt.

Wann entscheiden Sie Ihre Zukunft?
Ich bin voll konzentriert auf den 7. Scudetto in Serie. Ich nehme mir sicher Zeit, denn es wird mein letzter Vertrag sein. Zwei Jahre kann ich sicher noch auf einem Top-Level spielen. Davon bin ich überzeugt.

Gegen Tottenham im Champions-League-Achtelfinal brachten Sie die Wende zum Weiterkommen. Wie tief ist die Genugtuung, nachdem Sie erst auf der Bank sassen?
Die Genugtuung im Sinne, dass wir uns für die Viertelfinals qualifiziert haben, ist sehr gross. Für den einen oder anderen unserer Mannschaft ist dieses Jahr wohl die letzte wirkliche Möglichkeit, den grossen Traum zu realisieren und die CL zu gewinnen. Entsprechend waren wir erleichtert, dass wir das Spiel mit unseren Tugenden gegen ein sehr starkes Tottenham noch drehen konnten. Für mich selbst war es keine wirkliche Genugtuung, sondern viel mehr die Bestätigung, dass ich auf allerhöchstem Level in solch einem delikaten Moment mit meiner Persönlichkeit, meinem Spirit, meinem Leadership und meiner Qualität als Fussballspieler immer noch spielentscheidend sein kann und meiner Mannschaft spür- und sichtbar weiterhelfe. Die Nichtnominationen waren eine herbe Enttäuschung, auch gegen Tottenham, denn ich war bereit.

Hier flankt Lichtsteiner die Juve auf Siegeskurs
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Nati-Captain leitet die Wende ein:Hier flankt Lichtsteiner die Juve auf Siegeskurs

Wie gingen Sie damit um?
Ich habe sehr stark an mir selbst gearbeitet und mich nicht mit Dritten beschäftigt, da ich auf sie überhaupt keinen Einfluss nehmen kann. Ich habe diese Enttäuschungen als grosse Challenge gesehen, an denen ich nochmals wachsen kann. Letztes Jahr ist mir im Achtelfinal gegen Porto auswärts bereits ein sehr gutes Spiel geglückt. Dieses Spiel gegen Tottenham zeigt mir, dass ich im Vergleich zum Vorjahr nochmals grosse Fortschritte gemacht habe. Mental bin ich so stark wie nie zuvor in meiner Karriere!

Ein Wechsel nach China, in die USA oder die Schweiz ist ausgeschlossen?
Wenn ich in der Nati weitermachen will, dann ja. In der Super League zu spielen und Stammspieler in der Nati zu sein, das geht heute bei dem Konkurrenzkampf fast nicht. Nach dem Weltverein Juventus willst du gerne wieder in einem Topklub spielen, vielleicht auch als 1b-Lösung. Oder du gehst zu einem etwas kleineren, aber ebenfalls sehr ambitionierten Klub als Nummer 1a. Wichtig ist, dass es ein Ort ist, an den auch meine Familie gerne mitkommt. Ich will nicht zwei Jahre wegen des Geldes ins hinterste Loch und dann meine Frau und meine beiden Kinder kaum sehen. Dafür ist mir meine Lebenszeit zu schade.

Würde Sie statt Italien auch England oder die Bundesliga reizen?
Ja, selbstverständlich. In England könnte ich meine nicht sehr ausgeprägten Englischkenntnisse vertiefen und nochmals eine neue Fussballkultur kennenlernen. Das wäre nach Frankreich und Italien nicht nur eine neue Herausforderung für mich, sondern sicher auch top fürs Leben. Auch die Bundesliga hat seinen Reiz. Ich kann mir beides vorstellen.

Ihre Tochter Kim kann ja schon Englisch.
Ja. Apropos Kim: Ich muss gehen, sie von der Schule abholen. Wenn ich zu spät bin, beginnen die wahren Probleme des Lebens.

Mit Ihrer Tochter?
So ist es (lacht) ...

Noch zwei Minuten. Wie gut kannten Sie den verstorbenen Davide Astori?
Ich kannte Davide leider nicht persönlich. Ich habe viele Male gegen ihn gespielt. Ein Top-Verteidiger mit einer enorm positiven Ausstrahlung. Hart in den Zweikämpfen, aber ein absoluter Sportsmann und ein Vorbild. Er war ein toller Repräsentant des italienischen Fussballs. Von meinen italienischen Teamkollegen weiss ich, dass er auch neben dem Spielfeld ein fantastischer, herzensguter Mensch war.

Was haben Sie gefühlt, als Sie erfuhren, dass er tot im Hotelzimmer lag?
Enorme, tiefe Traurig- und Hilflosigkeit. Ich konnte es nicht fassen, dass Davide von uns gehen musste. Ich wünsche seiner Familie und seinen Liebsten und dem ganzen «Popolo Fiorentino» sehr viel Kraft. Lieber Davide, ruhe in Frieden.

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