Von Martin Arn

Als Davide Chiumiento im Frühsommer 2010 zu Vancouver wechselte, wusste er nicht so genau, auf welches Abenteuer er sich einlassen würde. «In der Schweiz weiss man wenig über den US-Fussball.» Doch Chiumiento merkte schnell einmal, dass es «hervorragende Fussballer gibt in den USA». Beeindruckt hat ihn vor allem die Fitness der Spieler: «Die geben im Training Vollgas. Von der ersten bis zur letzten Minute. Ich habe in den zwei Jahren, in denen ich in Vancouver war, kein einziges lockeres Training erlebt. Der Fussball ist unglaublich athletisch. Das sind alles Maschinen!»

Supertechniker Chiumiento musste sein Spiel anpassen: «Die Schiedsrichter lassen viel mehr laufen. Die Zweikämpfe werden äusserst intensiv geführt. Vor meiner Zeit in Nordamerika kannte ich den Kraftraum nur von aussen. Doch dort wurde mir dann richtig bewusst, wie wichtig ein athletischer Körper ist.»

Auch Marco Schällibaum kennt den US-Fussball bestens. 2013 trainierte er Montreal Impact. «Die Schweizer Nati wird am Dienstag beissen müssen. Die Amerikaner sind topfit und sehr laufstark. Sie spielen offensiv und mit Gegenpressing. Es wird ein intensives Spiel.»

Der Schweizer Stefan Frei hütet das Tor der Seattle Sounders: «Die Profiliga MLS boomt. Die Rückkehr von Superstar Clint Dempsey, der mit mir bei Seattle spielt, und von anderen Profis, die in Europa waren, bringt die Nationalmannschaft weiter. Ausserdem baut Trainer Jürgen Klinsmann auf Talente wie zum Beispiel den Stürmer Gyasi Zardes.»

Mike Woittala ist Chefredaktor des Fachblattes «Soccer America». Auch er glaubt, dass die Major League Soccer (MLS) «grundsätzlich auf einem guten Weg» sei. «Es gibt so viele Zuschauer wie nie zuvor.»

Aber der US-Fussball sei «noch längst nicht dort, wo er eigentlich hingehört». Woittala: «Es gibt kaum ein Land auf der Welt, in dem so viele Kinder Fussball spielen wie in den USA. Das Reservoir an jungen Fussballern ist gigantisch. Aber die Nachwuchsförderung steckt noch in den Kinderschuhen.»

Anders als in den meisten anderen Ländern ist Fussball in den USA ein richtig teurer Sport. Fussballjournalist Woittala sagt: «In den USA müssen die Eltern weite Busreisen für die Kinder bezahlen. Dann kommt die Ausrüstung dazu, und auch die Coaches werden von den Eltern bezahlt. Das kann ein paar Tausend Dollar pro Jahr kosten. Damit schliesst man die Armen aus – und das ist sehr schade.»

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