Es geht um seine Zukunft
Jetzt muss Yakin die Karten auf den Tisch legen

Am Samstag geht es endlich los: Die Nati startet in Köln gegen Ungarn in das EM-Abenteuer. Besonders im Fokus: Gambler und Bauchmensch Murat Yakin. Der Nati-Trainer muss jetzt seine Karten auf den Tisch legen.
Publiziert: 13.06.2024 um 07:57 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2024 um 09:08 Uhr
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Bleibt Murat Yakin nach der EM Nati-Trainer oder nicht?
Foto: TOTO MARTI
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Führt Murat Yakin (49) die Nati an der EM zum nächsten Coup, wie das sein Vorgänger Vladimir Petkovic (60) 2021 gegen Frankreich getan hat? Oder endet das Abenteuer bereits nach der Vorrunde? Für den Nati-Trainer persönlich geht es um viel. Sein Vertrag mit dem SFV läuft aus. Auch wenn der Verband eine Vertragsverlängerung mit Yakin als «Plan A» bezeichnet, ist klar: Scheitert die Schweiz krachend, sind Yakins Tage gezählt. Wer ist der Mann, der aufgrund seines Charismas und seiner Gelassenheit als Gambler und als Taktikfuchs gilt? Und über den jeder Fussball-Fan im Land eine Meinung hat? Was denkt er über seine Zukunft und die letzten Monate? Mit Blick spricht Yakin ...

… über seine Zukunft:

«
«Ich bin kein Träumer. Ich setze Dinge, die ich mir vornehme, in die Realität um. Was in fünf oder zehn Jahren ist, weiss ich nicht.»
»

Am 23. Juni könnte die Ära von Murat Yakin im SFV enden. Das mit einer Klausel versehene Angebot des Verbandes hat er vor der EM ausgeschlagen – und damit das Blatt gewendet, nachdem er im Herbst auf den Goodwill des SFV angewiesen war. Eine Zukunft als Nati-Trainer kann er sich vorstellen. «Ich habe immer gesagt, dass mich der Job mit Stolz erfüllt. Aber um in eine Ehe zu gehen, müssen zwei glücklich und einverstanden sein.» Im September wird er 50. Es ist eine Zahl, die bei vielen etwas auslöst. Nicht so bei Yakin. «Die Zahl irritiert mich nicht. Ausser, dass ich nach einer Partie Padel ein paar Tage mehr brauche, um mich zu erholen.»

… über seine Zeit als Nati-Trainer:

«
«Wenn ich zurückschaue, habe ich alle Ziele erreicht.»
»

Trotz WM-Quali, WM-Achtelfinal, Ligaerhalt in der Nations League und EM-Quali ist Yakins Bilanz durchwachsen. Nach einem brillanten Start und der Qualifikation für die WM folgt in Katar der erste grosse Rückschlag: die 1:6-Schlappe gegen Portugal. Erstmals gibt es in der Öffentlichkeit Zweifel am Nati-Trainer. Und nach dem starken Start in die EM-Quali schlittert die Nati im letzten Herbst tatsächlich in die Krise. Mit ein Grund laut Yakin: der eingeleitete Umbau des Teams. «Ich hätte es mir leichter machen und weiter nur auf arrivierte Spieler setzen können. Doch was wäre das für ein Zeichen gegenüber den Jungen gewesen?»

… über den Krisen-Herbst:

«
«Ich habe schon vieles erlebt in meinem Leben: Niederlagen, Enttäuschungen, Verluste. Aber dass gleich alles auf einem einprasselt, das war schon sehr viel.»
»

Anfang November stirbt Yakins Mutter Emine 89-jährig, wenige Tage später stehen die letzten drei Spiele der Nati in der EM-Qualifikation an. Yakin nimmt seine Verantwortung für das Team wahr und verzichtet auf eine Teilnahme an der Beerdigung. «Meine Mutter hätte es auch so gewollt.» Die Nati bleibt sieglos, schafft die EM-Quali nur mit Ach und Krach. In der Öffentlichkeit ist Yakin angezählt, aber auch innerhalb des Verbandes gibt es Kritik. «Wertschätzung und Dankbarkeit gibt es im Sport nicht, du musst dich immer von neuem beweisen.» Er habe aber intern im Verband das Vertrauen gespürt und auch erhalten. Rückblickend ist Yakin aber auch selbstkritisch. «Wir haben nicht überall ideal funktioniert. Dadurch haben wir uns angreifbar gemacht.»

… über seine verstorbene Mutter:

«
«Sie musste kämpfen und sich durchbeissen, in einer Gesellschaft, die für sie als alleinerziehende Mutter nicht einfach war. Aber sie hatte nie gejammert – nie.»
»

Emine Yakin war die berühmteste Fussball-Mutter der Schweiz. «Sie stand immer hinter mir, vor allem, wenn es auch mal schlecht lief. Sie war wie ein Fels in der Brandung. Ich vermisse sie jeden Tag.» Nach ihrer Immigration in die Schweiz Anfang der Siebzigerjahre zieht sie allein acht Kinder gross, Murat und Hakan sind die beiden Jüngsten. «Sie musste funktionieren: arbeiten, waschen, putzen, kochen – und trotzdem war sie sehr fürsorglich.» Was hat sie ihren Kindern vor allem mitgegeben? «Der Respekt für Mitmenschen.»

... über das Fussball-Business:

«
«Ich sehe den Fussball grösstenteils noch immer als Spiel. Das ist auch das, was mich vom ganzen Business befreit.»
»

Fussball ist auch Big Business. «Das Schönste als junger Fussballer ist es, unbeschwert zu sein und zusammen mit deinen Kollegen zu spielen», sagt Yakin. «Der Business-Gedanke und der Druck kommen erst später hinzu.» Als Spieler, aber vor allem als Trainer, als Funktionär oder als Klub-Besitzer. «Du bist für deine Familie, dein Team, deinen Klub verantwortlich. Du musst Resultate liefern.» In gewissen Ländern nimmt der Stellenwert des Fussballs extreme Züge an. «Wenn du in der Schweiz verlierst, denken viele: Shit happens. Aber im Ausland bist du dafür verantwortlich, ob die Fans, die das letzte Hemd geben, um sich ein Ticket zu kaufen, eine gute Woche haben oder nicht.»

… über seine Spielidee:

«
«Ich will mich nicht besser verkaufen, als ich bin. Ich bin kein Trainer nur für die Offensive, obwohl das bei den Medien und den Zuschauern gut und spektakulär rüberkommen würde.»
»

Ein Spektakel-Trainer war Yakin noch nie. Es gibt in seiner knapp dreijährigen Amtszeit aber auch spektakuläre Siege, das 4:0 gegen Bulgarien auf dem Weg an die WM, der Erfolg in der Nations League in Spanien. Oder das 3:2 in Doha gegen Serbien. «Ein Trainer geht immer von der Stabilität aus, von der defensiven Organisation. Was offensiv möglich ist, hängt immer auch vom Gegner und der individuellen Qualität im Sturm ab.» Yakins Vision ist das schnelle Umschaltspiel. Beim 1:1 im Herbst 2021 in Rom gelingt der Nati eine Stunde lang fast das perfekte Spiel. In der EM-Quali dann das Gegenteil: Doch mit dem Ballbesitzfussball gegen schwächere Teams tut sie sich schwer. «An der EM streben wir die ideale Mischung an.»

… über die EM:

«
«Ich hüte mich davor, eine Zielsetzung auszugeben. Aber klar, wollen wir die Gruppenphase überstehen.»
»

Das Erreichen der Achtelfinals ist das primäre Ziel der Nati. «Alle sprechen davon, dass wir eine machbare Gruppe haben. Aber wir sind vor jedem Gegner gewarnt», sagt Yakin. Eine hohe Wichtigkeit misst er dem Startspiel gegen Ungarn zu. «Ich bin überzeugt, dass wir mit viel Freude einen druckvollen und konzentrierten Fussball spielen werden.» Doch die Art und Weise hin oder her, am Ende entscheiden die Resultate über Sein oder Nichtsein. «Und diese sind nicht kalkulierbar», sagt Yakin.

Top oder Flop. Sekt oder Selters. Sieg oder Sarg. In Deutschland spielt Yakin auch um sein Vermächtnis als Nati-Trainer und um welchen Platz er dereinst in der Geschichte des Schweizer Fussballs einnehmen wird. Die Bühne ist wie gemacht für ihn, den Gambler, der auch als Trainer oftmals seiner Intuition folgt. Es sind seine Tage der Wahrheit.

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