Ernüchternde Auftritte nach dem EM-Sommer
An diesen acht Stellen hakt es bei der Nati

Die Nati ist nach dem berauschenden EM-Sommer in der Nations League auf dem harten Boden der Realität gelandet. Blick nennt nach dem 0:2 in Serbien die Gründe, warum die Nati abgestürzt ist.
Publiziert: 13.10.2024 um 13:50 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2024 um 17:43 Uhr
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Hängende Köpfe, Ratlosigkeit – die Schweizer Nati zeigt ähnliche Bilder wie im Herbst vor einem Jahr, als gar nichts mehr gelingen wollte.
Foto: TOTO MARTI

Verlust der defensiven Stabilität

Sie war der Schlüssel zum berauschenden EM-Sommer: die defensive Stabilität. Mit der Umstellung auf die Dreierkette im Frühjahr legte Nati-Coach Murat Yakin (50) das Fundament für die starke EM. In den ersten neun Länderspielen des Jahres inklusive der Endrunde in Deutschland kassierte die Nati nur fünf Gegentreffer, in den ersten drei Nations-League-Spielen nun deren acht – wobei Gregor Kobel mit der einen oder anderen Glanzparade auch in Leskovac noch weiteres Ungemach verhinderte. Der Rücktritt von Fabian Schär schmerzt doppelt, zumal seinem Ersatz Nico Elvedi in diesem Herbst das Pech an den Füssen klebt. Mit seiner Roten Karte und dem Eigentor stand der Gladbach-Verteidiger sowohl in Dänemark als auch in Serbien am Ursprung der Niederlage. Und Manuel Akanji, an der EM der überragende Abwehrchef, ist ein Schatten seiner selbst. Beim 0:2 am Samstag, als er Torschütze Mitrovic nicht am Abschuss hindert, sieht der ManCity-Star alt aus.

Mangelnde Effizienz

Bei der EM dachte man: Endlich, der Knoten ist geplatzt. Mehrere Spieler sprangen für den aus einer Verletzung kommenden Breel Embolo, der selbst zwei Tore erzielte, ein und verewigten sich in der EM-Torstatistik. Während man in Deutschland aus praktisch jeder Chance ein Tor erzielte, fällt man nun in alte Muster zurück. Aus dem Mittelfeld kommt kaum Torgefahr, in der Offensive fokussiert sich alles auf Embolo, der in Serbien ein Totalausfall ist und auch im Klub auf sein erstes Saisontor wartet. Wo sind nun die Spieler, die in die Bresche springen? Die einzigen, denen dies zuzutrauen ist, sind Ruben Vargas und Dan Ndoye. Vargas ist verletzt, Ndoye kommt aus einer Verletzung zurück.

«Fertig mit den Ausreden»
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Blick-Fussballchef zur Nati:«Fertig mit den Ausreden»

Kein Überraschungs-Effekt (mehr)

Alles, was Yakin und sein Co-Trainer Giorgio Contini an der EM ausheckten, funktionierte. Im Startspiel gegen Ungarn zauberten die beiden Kwadwo Duah und Michel Aebischer aus dem Hut, die mit ihren Toren beim 3:1-Sieg in Köln den Startschuss zum rauschenden EM-Sommer abfeuerten. Später im Turnier brachten sie Fabian Rieder, den vor der EM kaum einer auf dem Zettel hatte, im Lauf des Turniers aber zu einem Aggressivleader wurde. Nun sind sowohl der taktische als auch der personelle Überraschungs-Effekt verpufft, Aebischer ist auf der linken Seite kein Faktor mehr, Duah nicht einmal mehr im Aufgebot. Immerhin: Rieder gehörte gegen die Serben nach seiner Einwechslung zu den Besseren.

Breite des Kaders

Von der Bank kommen zu wenig Impulse. Seit Anfang 2023 hat man es verpasst, diese Breite im Kader aufzubauen, anderen Spielern vermehrt eine Chance zu geben, um Spielpraxis zu sammeln. Ein Beispiel: Bringt Silvan Widmer keine Leistung als rechter Verteidiger, gibt es im Spiel gegen Serbien keine andere Lösung, als Ndoye, den gefährlichsten Offensivspieler, nach hinten zu verschieben. Spieler wie Andi Zeqiri, Edimilson Fernandes, Ulisses Garcia oder Uran Bislimi werden dagegen mal nominiert, mal nicht. Weil sich der Trainer nicht festlegen will – oder weil sie ihm zu wenig Gründe liefern, immer dabei zu sein? Für Milan-Stürmer Noah Okafor scheint die Tür derweil praktisch zu.

Kobel über die Nati-Lage in der Nations League
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Fragezeichen um Routiniers

Manche arrivierte Spieler wissen nicht, woran sie bei Yakin sind. Elvedi steht exemplarisch dafür. Einst Stammspieler, dann Ersatz, jetzt wieder Startelf, aber eigentlich hätte man lieber Zakaria. Dass die Spieler zu wenig Vertrauen haben, spürt man in den Leistungen. Ein Gerüst rund um die Stammkräfte fehlt. Oder das Beispiel Renato Steffen: Zuletzt im Aufgebot immer gesetzt, wenn er gesund war, lässt Yakin den derzeit besten Spieler der Super League zu Hause. Die während der EM umjubelten Steven Zuber und Duah sind ebenfalls nicht mehr im Aufgebot.

Ratlosigkeit bei Yakin und Co.

«Die Serben haben cleverer gespielt», nennt Yakin als einen der Gründe für die Niederlage in Leskovac. Es ist etwas, das ihn, den Taktik-Fuchs, wohl am meisten ärgern dürfte. Es zeigt aber auch, dass sich die Gegner auf die Nati eingestellt haben. «Wir können unsere DNA, unsere Spielweise aber nicht einfach ändern.» In der Aussage von Yakin schwingt eine gewisse Ratlosigkeit mit. Denn was die Nati in der ersten halben Stunde bot, die der Nati-Coach als «dominanten Auftritt» wertete, war brotlose Kunst und erinnerte an den letztjährigen Krisen-Herbst. Es sind erste Alarmsignale. Nun sind neue Elemente gefragt – und zwar dringend. Denn am Dienstag gegen Dänemark muss die Nati liefern, ansonsten dürfte der Abstieg aus der Liga A kaum mehr zu verhindern sein.

Die Xhaka-Abhängigkeit

Dass der Captain und Rekord-Natispieler der Beste im Dress der Schweizer ist, ist längst der ganzen Fussballwelt bekannt. Er ist das Herz der Schweizer Mannschaft – und offensichtlich nicht annähernd zu ersetzen. Fehlt der Mittelfeldstratege wie gegen Spanien oder zieht er eine durchschnittliche Leistung ein wie gegen Serbien, hat die Schweiz keinen Plan B. Remo Freuler? Vincent Sierro? Denis Zakaria? Keiner zeigt, dass er über die Fähigkeit verfügt, für den Leverkusen-Star einspringen zu können.

Fehlender Wille

Ist das der Grund für den Nati-Absturz? Böse Zungen würden behaupten: Die Nati zeigt nur dann gute Leistungen, wenn es um etwas geht. In der Nations League vor zwei Jahren mit drei Niederlagen gestartet, die EM-Quali trotz kleiner Gegner mit Müh und Not geschafft. Klammert man die EM aus, liest sich die Bilanz seit der WM 2022 schlecht. Kaum einer, der am Samstagabend in Serbien die Teamkollegen nach vorn peitschte und voranging – auch nicht auf der Schweizer Bank. Ja, die Nati-Stars haben ein prall gefülltes Programm und ja, die Nations League geniesst in diesem kaum die höchste Priorität. Ein gewisser Siegeswille darf von den Nationalspielern dennoch erwartet werden.

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