Foto: Toto Marti

Er unterstützt Xhaka und Shaqiri
Das Lichtsteiner-Interview

«Wenn ich dabei bin, sind die Hierarchien klar», sagt Stephan Lichtsteiner (35). Was der offizielle Captain zum Bändeli-Zoff zwischen Xhaka und Shaqiri, zu seiner Nichtnominierung und zur Unruhe um die Nati zu sagen hat.
Publiziert: 08.09.2019 um 01:43 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2019 um 08:11 Uhr
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Der abgesetzte Captain der Nationalmannschaft wurde zuletzt nicht mehr aufgeboten.
Foto: Toto Marti
Andreas Böni

BLICK: Herr Lichtsteiner, wo haben Sie sich das Länderspiel gegen Irland angeschaut?
Stephan Lichtsteiner: Ich habe das Spiel nicht live gsehen. Erst hatten wir ein Testspiel mit dem FC Augsburg, danach war ich mit Teamkollegen essen. Die Highlights habe ich mir dann später angeschaut.

Ihr Konkurrent Kevin Mbabu verliert in der 85. Minute den Ball vor dem 1:1 ...
Das ist mir bei den Highlights nicht aufgefallen.

Gegen Dänemark hat die Nati ein 0:3 verspielt, gegen Portugal in den letzten Minuten zwei Tore kassiert. Wäre das mit Ihrer Erfahrung nicht passiert? 
Das tut nichts zur Sache. Aus der Ferne ist es schwer zu beurteilen, warum das immer wieder passiert. Und es ist auch nicht meine Aufgabe. Es gibt aber immer wieder solche Phasen, in denen das passiert. Ich denke, wir sollten nicht zu viel überlegen und das nächste Spiel angehen.

Wie hat Vladimir Petkovic Ihre Ausbootung begründet?
Wie er es öffentlich getan hat. Dass ich keine Vorbereitung machte. Darum ist es für mich auch keine Ausbootung. Ich nehme die Begründung an. Ich will keine Energie mit Dingen verlieren, die ich nicht beeinflussen kann. Vladimir Petkovic ist der Chef, er hat die letzte Entscheidung.

Können Sie es nachvollziehen, dass man mit dem Captain und einem 105-fachen Nationalspieler so umgeht?
Ich habe ein anderes Denken, ich schaue vorwärts. Ich bin fixiert auf meine Leistung. Meine Ziele waren immer hoch gesetzt in meiner Karriere. Und mein Ziel heisst EM 2020. Ganz klar. 

Sie hätten sich körperlich bereit gefühlt für ein Spiel in Irland, obwohl Sie keine Vorbereitung hatten?
Ja, ich hatte alleine eine gute Vorbereitung und fühlte mich bereit.

Ein Captain auf Abruf, das gibts doch nicht. Ihre Führungsqualitäten sind doch nun extrem in Frage gestellt.
Nein, das sehe ich nicht so. Schlussendlich gehts bei mir ums Alter. Das ist meine Last, gegen die ich ankämpfe.

Fühlen Sie sich immer noch als Captain dieser Nati?
Ja. Wenn ich dabei bin, sind die Hierarchien klar. Wenn man mich nicht mehr will, dann finden wir auch eine Lösung. Es geht darum, dass die Mannschaft gewinnt und das Land Freude hat. Jetzt muss es das Ziel sein, dass wir noch eine Schippe drauflegen. Den Viertelfinal an der EM zu erreichen, das ist schon ein Ziel.

Nehmen Sie Vladimir Petkovic ab, dass er Sie wirklich nochmals holt zum nächsten Zusammenzug?
Ich arbeite darauf hin und ordne alles dafür unter. Nochmals: Mein Alter ist meine grosse Last, die ich mit Leistung wettzumachen versuche.

Wie empfinden Sie die Kommunikation von Petkovic?
Mit mir kommunizierte er immer gut, wir waren immer in Kontakt. Bei der Nations League wollte er auf die Jungen setzen, zuletzt war es wegen Trainingsrückstand. Alles okay.

13 Länderspiele fehlen Ihnen zum Rekord von Heinz Hermann, der 118 Mal für die Schweiz spielte. Bleibt das Ihr Ziel?
Das war eines meiner hoch gesetzten Ziele. Aber so, wie es jetzt gelaufen ist, ist es realistisch gesehen kaum noch zu erreichen. 

Gab es im Sommer in Ihnen den Gedanken, aus der Nati zurückzutreten?
Aus der Nati nie. Ich werde bis Karrierenende auf Top-Level spielen. Wenn ich im Klub spiele, will ich auch in der Nati dabei sein. Und jeden Sommer überlege ich nun, ob ich weitermachen will. Auch diesen Sommer habe ich nachgedacht. Aber ich habe Spass und körperlich fühle ich mich auch sehr gut.

Verstehen Sie Xherdan Shaqiri, dass er lieber in Liverpool blieb statt zur Nati zu gehen?
Shaq kommt von einer langen Verletzung und weiss selber am besten, was er braucht. Ich hoffe, wir sehen ihn bald wieder in der Nati.

Warum hat Petkovic den Draht zu ihm verloren?
Ich kann nicht beurteilen, ob das so ist. Mein Eindruck war bei Shaq immer, dass er gerne in die Nati kommt. Er hat sich in der Gruppe immer wohlgefühlt und mit seinen wenigen Jahren schon sehr viel für die Schweiz geleistet. 

Ist er eifersüchtig, weil Granit Xhaka in Ihrer Abwesenheit die Captain-Binde trägt?
Auch das weiss ich nicht. Shaq gut und lange kennend kann ich mir das aber nicht vorstellen…

Als Xhaka in der Captain-Hierachie vor ihm stand, sagten Sie: «Ich kann Shaqs Frust verstehen.» Erkannten Sie die Gefahr?
Ich habe es nie so wahrgenommen, auch nicht, als sich die Hierarchie nach Gökhan Inler änderte. Shaq ist ein positiver Mensch, der gern trainiert, der gern Fussball spielt. Wir müssen die Gespräche suchen. Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden werden.

Xhaka sagt nun: «Wenn die Captain-Binde das Problem ist, dann gebe ich sie ihm.» Wie beurteilen Sie diese Aussage?
Wir müssen nun nach den vielen Wechseln in der Nati und im Verband Ruhe in die Mannschaft bringen. Wieder eine Basis schaffen. Die Mannschaft ist auf gutem Weg, auch wenn es ein wenig harzt im Moment. Das Team wurde verjüngt und hat ein paar Spieler verloren, welche die Nati über viele Jahre geprägt haben. Das Team braucht Ruhe und volle Konzentration auf das Wesentliche. Das ist das Einzige was zählt.

Wie haben Sie sich in Augsburg eingelebt?
Sehr gut, es ist eine coole Herausforderung. Ich werde nochmals richtig gefordert. Die Zielsetzung ist anders als bei Lille, Lazio, Juve und Arsenal. Hier muss man erst mal die Mannschaft auf Kurs bringen und möglichst schnell den Liga-Erhalt sicherstellen. Aber das macht es doch spannend. 

Bei der Gelb-Roten Karte in Bremen haben Sie sich schön enerviert.
Dabei habe ich es nicht so wahrgenommen, ich war nicht auf 180. Für mich waren beide Karten unglückliche Entscheide und ich tat das kund. (Er sah erst nach einer Rangelei um den Ball Gelb, dann nach einer unabsichtlichen Berührung des Gegenspielers in einem Lauf-Duell Gelb-Rot - die Red.)  Aber ich bin nun in Deutschland. Andere Länder, andere Sitten, da muss ich mich schnell daran gewöhnen. In England und Italien wäre in beiden Situationen keine Karte gezückt worden.

Sehen wir Sie im Oktober in Dänemark und gegen Irland wieder in der Nati?
Ich werde alles dafür tun, um den Trainer davon zu überzeugen.

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EM-Quali, Gruppe D

Tabelle

1. Irland 5/11
2. Dänemark 4/8
3. Schweiz 3/5
4. Georgien 4/3
5. Gibraltar 4/0

Bereits gespielt:
Georgien - Schweiz 0:2
Schweiz - Dänemark 3:3
Irland - Schweiz 1:1

Spielplan Nati:
8. Sept: Schweiz - Gibraltar

12. Okt: Dänemark - Schweiz
15. Okt: Schweiz - Irland

15. Nov: Schweiz - Georgien
18. Nov: Gibraltar - Schweiz

Tabelle

1. Irland 5/11
2. Dänemark 4/8
3. Schweiz 3/5
4. Georgien 4/3
5. Gibraltar 4/0

Bereits gespielt:
Georgien - Schweiz 0:2
Schweiz - Dänemark 3:3
Irland - Schweiz 1:1

Spielplan Nati:
8. Sept: Schweiz - Gibraltar

12. Okt: Dänemark - Schweiz
15. Okt: Schweiz - Irland

15. Nov: Schweiz - Georgien
18. Nov: Gibraltar - Schweiz

Alles zur Fussball-EM

Wegen Corona musste die Europameisterschaft um ein Jahr in den Sommer 2021 verschoben werden. Vom 11. Juni bis 11. Juli kämpfen die Schweiz und 23 weitere Mannschaften in elf Ländern um den Titel.

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