Er darf heute nicht für Bosnien gegen die Schweiz ran
Seit Korb für die Nati läufts Hajrovic nicht mehr

Ein Länderspiel für die Schweiz, 16 für Bosnien - und heute bei Schweiz gegen Bosnien der grosse Abwesende. Was lief bei Überläufer Izet Hajrovic (24) schief?
Publiziert: 29.03.2016 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:24 Uhr
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Hajrovic bei seinem ersten und letzten Spiel im Schweizer Dress.
Foto: Blicksport
Max Kern und Andreas Böni

Izet Hajrovic aus Brugg AG suchte sein Glück nach nur einem Länderspiel unter Ottmar Hitzfeld bei der bosnischen Nati. Für den heutigen Test zwischen der Schweiz und Bosnien-Herzegowina bekam der schweizerisch-bosnische Doppelbürger nicht einmal ein Aufgebot. Die Geschichte eines Fahnenflüchtigen.

Am 13. November 2012 titelt BLICK: «Unmoralisches Angebot aus Bosnien – Dzeko ködert Hajrovic». Die Nati ist auf der Reise zum Test in Tunesien. Der damalige GC-Mittelfeldspieler Hajrovic ist von Ottmar Hitzfeld erstmals aufgeboten worden.

Vor dem Abflug sagt Hajrovic: «Ja, es war einiges los in den letzten Tagen. Bosnische Zeitungen riefen an. Dann der Präsident des bosnischen Verbandes. Und der Assistenztrainer. Später Edin Dzeko, und heute Morgen auch noch Senad Lulic.»

Alle Anrufer haben nur ein Ziel: Zauberschütze Hajrovic doch noch für die bosnische Nati zu gewinnen.

Der Bosnier Lulic, Linksverteidiger von Lazio Rom, war mit Hajrovic bei GC. Dzeko ist einer der weltbesten Stürmer. Der Mann, der im Januar 2011 für 50 Mio. Franken von Wolfsburg zu Manchester City wechselte, scheint Hajrovics Qualitäten auch erkannt zu haben.

Doch die bosnischen Stars beissen bei Hajrovic auf Granit. Vorerst.

Hajrovic Ende 2012 zu BLICK: «Meine Mutter wollte von Anfang an, dass ich für die Schweiz spiele. Mein Vater dann auch.» 

Im Februar 2013 attackiert Dzeko nicht nur Hajrovic, sondern auch den heutigen Schweizer Stürmer Haris Seferovic. Dzeko twittert: «Die zwei 'Schweizer' sollen sich so weit wie möglich von unserem hei­ligen Land fernhalten.»

Hajrovic kontert: «Dzekos Aussagen waren voll daneben. Haris und ich haben uns für die Schweiz entschieden. Das muss er ein­fach akzeptieren. Sein Verhal­ten ist unnötig und nicht vor­bildlich. Er hat mich schon vor meiner Entscheidung am Telefon beschimpft. Er sagte: 'Wenn du nicht für Bosnien spielst, bist du ein Verräter!'»

Ende Juni 2013 die plötzliche 180-Grad-Wende! Gegenüber bosnischen Medien sagt er: «Ich habe mehr Entwicklungschancen in der bosnischen Nati.»

Hajrovic im BLICK: «Ich bin sicher kein Verräter! Aber: Im Nachhinein hätte ich erst mit Nati-Coach Ottmar Hitzfeld reden sollen. Und ihm meinen Entscheid persönlich mitteilen und begründen sollen.»

Weshalb die Kehrtwende? Hajrovic: «Nach meinem ersten Länderspiel bin ich nie mehr aufgeboten worden, nicht einmal für Freundschaftsspiele. Ich habe einen Riesen-Respekt vor Ottmar Hitzfeld, er ist ein Top-Trainer. Doch mein Ziel ist die WM 2014 in Brasilien. Nach meinem ersten Spiel für die Schweiz haben sich die Bosnier nochmals extrem um mich bemüht. Was mich bewog, meinen Entscheid zu revidieren.»

Hajrovic weiter: «Das ist kein Entscheid gegen die Schweiz, sondern einer für meine Karriere. Ich bin der Schweiz dankbar für alles, was sie für mich gemacht hat. Wenn ich Nati-Spieler bin, an einer WM dabei sein kann, dann steigert sich auch mein Marktwert. Mein Traum ist die WM. Und mein Ziel ist, irgendwann im Ausland zu spielen.»

Im Januar 2014 wechselt der rechte Flügel für vier Millionen Franken zu Galatasaray Istanbul. Weil in der Türkei der Lohn selten auf dem Konto ist, erstreitet sich Hajrovic schon im Sommer 2014 einen ablösefreien Wechsel zu Werder Bremen. Doch auch in Norddeutschland wird der Aargauer nicht glücklich. Seit Ende August 2015 ist er an SD Eibar ausgeliehen. In der Primera Division kommt er bisher in nur vier Kurzeinsätzen zu insgesamt 24 Minuten.

Für Bosnien läuft er 16-mal auf, darunter auch an der WM 2014. Doch jetzt ist der Ex-GC-Kunstschütze ausgerechnet für sein Heimspiel im Letzigrund nicht im Aufgebot. Seit dem Korb für Hitzfeld läufts Hajrovic nicht mehr rund.

Hitzfeld hat dem Überläufer verziehen. Der Ex-Nati-Coach zu BLICK: «Generell habe ich grosses Verständnis für die Spieler, die solch schwierige Entscheide treffen müssen. Es ist ein Gewissensentscheid und oft stehen sie unter dem Druck der Familie. Hajrovic war unsicher. Und er hat mehr Konkurrenz in der Schweizer Nati als in der bosnischen. Auch der Berater spielt oft eine Rolle, weil der Marktwert steigt, wenn der Spieler international regelmässig spielt.»

In der Schweizer Nati stünde Hajrovic Zauberzwerg Xherdan Shaqiri vor der Sonne.

Hitzfeld: «Hajrovic hat sich mir gegenüber korrekt verhalten. Er hat mich informiert, dass er sich anders entschieden hat. Aber die Schweiz hat ja eine grosse Auswahl, da kann der eine oder andere auch mal abspringen.»

Und was sagt Hajrovic? Er lässt BLICK via SMS ausrichten, dass er zurzeit keine Interviews geben möchte.

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