Die wichtigsten Fragen zum VAR-Fiasko
Was lief bei Elvedis Witz-Rot genau schief?

Der Platzverweis gegen Nico Elvedi beim 0:2 in Dänemark sorgte für dicke Luft bei der Nati. Auch die Experten sind sich einig: Es war ein klarer Fehlentscheid von VAR und Schiri Siebert. Da stellen sich aber auch einige Fragen.
Publiziert: 06.09.2024 um 18:22 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2024 um 07:31 Uhr
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Schiedsrichter Daniel Siebert entscheidet zuerst auf Penalty und Gelb für Nico Elvedi.
Foto: TOTO MARTI

Auf einen Blick

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Lief regeltechnisch alles korrekt ab?

Ja. Der VAR darf bei klaren und eindeutigen Fehlentscheiden in den vier Situationen eingreifen: Tore, Aktionen im Strafraum, Roten Karten oder fehlenden Roten Karten und der falschen Identifikation von Spielern. Weil Schiedsrichter Siebert das vermeintliche Foul von Elvedi fälschlicherweise in den Strafraum verlegt hat, ist der VAR zurecht eingeschritten.

Für diese Aktion fliegt Elvedi vom Platz
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Stürmerfoul oder Notbremse?Für diese Aktion fliegt Elvedi vom Platz

Ging es bei der VAR-Intervention nur um den Tatort des Foulspiels?

Das bleibt das Geheimnis des VAR. Nur um den Tatort eines Fouls zu bestimmen, muss der Schiedsrichter nicht an den Bildschirm. Diesen Entscheid übernimmt in der Regel der VAR. Weil in diesem Fall aber der Ort des angeblichen Fouls direkt mit der Farbe der Karte zusammenhängt, dürfte sich der Schiedsrichter die Szene so oder so noch einmal anschauen wollen. Zumindest auf den Bildschirmen im Stadion wurde angezeigt, dass es sich beim Check um eine «possible red card» handle.

Schiedsrichter Daniel Siebert während der VAR-Konsultation in Kopenhagen.
Foto: Screenshot SRF

Was ist dann schiefgelaufen?

Schiedsrichter Daniel Siebert (40) hat vom VAR die Bilder der ganzen Szene vorgelegt bekommen. Weil der deutsche Unparteiische die ganze Aktion aber als Foul von Elvedi an Dolberg und nicht umgekehrt beurteilte, entschied er nach Regelbuch korrekt auf Freistoss und Rot für den Schweizer. Seine ursprüngliche Entscheidung komplett zu revidieren und der Schweiz einen Freistoss zuzusprechen, wäre rein theoretisch möglich gewesen.

Warum ist es ein Fehlentscheid?

Die Experten sind sich einig. Dolberg klemmt Elvedis Arm ein, weswegen dieser zu Fall kommt, was aufgrund der Geschwindigkeit in der Aktion kaum zu verhindern ist. Wenn Siebert dies als «normales Klammern» wertet, wie er das Gegenüber den SFV-Verantwortlichen getan hat, dann darf er aber auch Elvedis Fall auf Dolbergs Ferse nicht als Foul werten. Dann muss er die Szene laufenlassen.

Was sagt der Schiedsrichter dazu?

Siebert hat nach Spielende versucht, seinen Entscheid in der Schweizer Garderobe zu erklären, stiess dabei bei den Schweizer Spielern auf alles andere als offene Ohren. «Das Spiel war ja dann vorbei und wir haben verloren. Er hatte genügend Zeit auf dem Platz, um einen Entscheid zu treffen», sagte der verärgerte Manuel Akanji. Sieberts Aktion deutet viel eher darauf hin, dass er sich aus der Situation hat herauswinden wollen.

«Es ist niemals eine Rote Karte»
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Akanji über Schiri-Entscheid:«Es ist niemals eine Rote Karte»

Wird dem Schiedsrichter Unrecht getan?

Nein, auch wenn es den Schiedsrichtern gestattet ist, Fehler zu machen. Aber die TV-Bilder sprechen eine eindeutige Sprache, zumal der VAR und Siebert genügend Zeit hatten, sich die Szene mehrmals anzuschauen und die TV-Bilder eine klare Sicht auf die Aktion bieten. Hinzu kommt, dass Siebert definitiv nicht seinen besten Abend einzog. Bereits der Bodycheck von Vestergaard in der ersten Halbzeit gegen Vargas hätte er zwingend mit Gelb sanktionieren müssen, die Elvedi-Szene wertete er zuerst und sehr zögerlich als Penalty, obwohl die Aktion deutlich ausserhalb des Strafraums passierte.

Was machte Elvedi falsch?

Keine Frage, Elvedi sieht bei der ganzen Aktion nicht gut aus, startet er doch kurz nach der Mittellinie dank gutem Stellungsspiel mit deutlichem Vorsprung in das Laufduell mit Dolberg. Dieser ist aber schneller als der Nati-Verteidiger, der damit seinen Vorteil aus den Händen gibt. Dass Elvedi fällt, ist aber das Verschulden Dolbergs.

Wie sehen es die Dänen?

In der dänischen Presse ist die Szene am Tag nach dem Spiel kein Thema. Trainer Lars Knudsen wollte sich bereits an der Pressekonferenz nicht auf Diskussionen einlassen und zog sich aus der Affäre, indem er behauptete, die TV-Bilder noch nicht gesehen zu haben.

Wie lange wird Elvedi gesperrt?

Das bleibt vorerst offen. Die Dauer der von der Uefa verhängten Sperre für eine Rote Karte basiert auf dem Schiedsrichterrapport. In der Regel zieht eine Notbremse eine Sperre von ein oder zwei Spielen nach sich. In diesem Fall dürfte Elvedi vermutlich nur eine Partie verpassen. Gegen eine längere Sperre könnte der SFV Einspruch einlegen.

Hat der Fehler Konsequenzen für Siebert und VAR Dingert?

Das wird sich weisen. Im Stadion sitzt jeweils auch der Schiedsrichter-Beobachter von der Uefa, ein sogenannter Observer. Dieser analysiert und bespricht nach dem Spiel im Hotel die Leistungen mit den Schiedsrichtern und rapportiert dies an Uefa-Schiri-Boss Roberto Rosetti und dessen Team.

«Da hat das ganze Team absolut versagt»
2:09
Experte Meier über Elvedi-Rot:«Da hat das ganze Team absolut versagt»
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