Das Interview mit dem 40-Millionen-Mann
Jetzt redet Granit Xhaka!

Im Nati-Camp gibt Granit Xhaka (23) erstmals als Arsenal-Spieler Auskunft. Und sagt: «Früher spielte ich mit Wenger als Trainer auf der Playstation.»
Publiziert: 25.05.2016 um 17:03 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 06:53 Uhr
Max Kern

BLICK: Wie fühlt man sich nach einem 40-Millionen-Transfer zu Arsenal? 
Granit Xhaka:
Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Seit ich als Junge das erste Spiel der englischen Liga gesehen habe, war England mein Traum. Dass dieser Traum jetzt bereits im Alter von 23 Jahren in Erfüllung gegangen ist, daran hat vor Jahren noch keiner geglaubt. Ich wechsle zu einem Top-Klub, zu einem der Top-Vier in England, zu einem Verein, der auch nächste Saison in der Premier League eine gute Rolle spielen wird.

Wie gehen Sie mit dem neuen Druck um?
Ich habe das einmal im Leben gelernt, dass es nicht gut ist, wenn ich mir zu viel Druck mache. Das war am Anfang bei Mönchengladbach so, und dann ging gar nichts mehr. Ich habe auch gelernt, dass ich mich auch wegen hohen Zahlen nicht unter Druck setzen muss. Trotz der hohen Zahlen freue ich mich auf die Herausforderung bei Arsenal. Das ist dieser Wechsel, den ich immer wollte. Ich habe gespürt: Ich brauche eine neue Herausforderung. Charakterlich bin ich jetzt viel stärker als noch in Basel. Jetzt beginnt für mich in London ein neues Leben, ich freue mich, meine neuen Mitspieler kennenzulernen, ich freue mich auf den Staff.

Was bedeutet Ihnen die Zahl 40 Millionen?
Das macht mich stolz, Arsenal war schon seit längerer Zeit an mir dran. Aber diese Summe ist nicht das Wichtigste in meinem Leben. Es zeigt aber, dass ich die letzten vier Jahre hart gearbeitet habe. Ich war bei Gladbach ein Leader, und dies ist im Alter von erst 23 Jahren ja nicht normal. Ich bin bei Gladbach enorm reif geworden.

Wie fühlt es sich, 40 Millionen wert zu sein?
Das ist eine Riesen-Summe, wie gesagt, das macht mich stolz. Das ist viel Geld, das nun bei Mönchengladbach reinkommt. Innerlich hat es mir wehgetan, den Klub zu verlassen, aber so ist Fussball. Wir waren immer ehrlich zueinander.

Sie sollen laut englischen Medien 120'000 Pfund oder umgerechnet über 170'000 Franken pro Woche verdienen...
Geld interessiert mich nicht.

Weshalb gerade Arsenal?
Das Interesse von Arsenal war sehr gross. Ich passe zu Arsenal, sie spielen gerne Fussball. Ich bin nicht nur fussballerisch gut, ich kann auch treten. Arsenal hat in den letzten Jahren immer geilen, attraktiven Fussball gespielt. Meine Karriere-Planung ist perfekt aufgegangen.

Vor einem Jahr haben Sie Atletico Madrid abgesagt, bereuen Sie den Entscheid?
Kompliment, Atletico war in den letzten drei Jahren zweimal im Champions-League-Finale. Aber vor einem Jahr war für mich nicht der richtige Zeitpunkt, um zu wechseln.

Wie glücklich sind Sie, dass der Wechsel zu Arsenal perfekt ist?
Ich bin sehr froh, dass wir uns noch vor der EM einigen konnten, damit ich mit einem befreiten Kopf hierhinkommen konnte. Es ist in letzter Zeit viel geschrieben worden, auch über die Geschichte mit dem Kosovo. Ich habe mich für die Schweiz und für Arsenal entschieden, jetzt ist endlich Ruhe. Ich freue mich jetzt auf das Trainingslager und die EM.

Was bedeutet Ihnen Arsenals Trainer Arsène Wenger?
Er ist eine Legende für mich. Früher habe ich auf der Playstation mit ihm als Trainer gespielt. Heute darf er mich trainieren.

Wann gabs den ersten Kontakt?
Vor einem Jahr, ich war fast sprachlos, als er angerufen hat.

Wann haben Sie unterschrieben?
Das war eine sehr schwierige Woche für mich. Ich befand mich ja mit Gladbach noch auf Fohlen-Tour in der Schweiz. Ich musste ein bisschen die Schnauze halten, auch wenn ich das nicht gerne mache. Aber man kann immer dazulernen. Unterschrieben habe ich am letzten Freitag.

Wie lange läuft der Kontrakt?
Fünf Jahre.

Wie dankbar sind Sie Ihrem Förderer Lucien Favre? Und was halten Sie von seinem Wechsel zu Nizza?
Als ich zu Gladbach wechselte, war ich froh, dass ich einen solchen Trainer wie Lucien Favre hatte. Ich habe gewusst, dass er mich weiter bringen kann. Er hat mit mir immer wieder viele Kleinigkeiten eingeübt. Vielmals dachte ich dabei: ‚Nicht schon wieder!’ Wir haben immer noch regelmässig Kontakt, letzte Woche haben wir miteinander telefoniert. Ich freue mich für ihn, dass er einen neuen Job gefunden hat.

Wer begleitet Sie nach London?
Meine Frau. Wir haben schon in Mönchengladbach zusammengelebt. Meine Eltern werden mich sicher auch viel besuchen.

Sie reden von Ihrer Frau – haben Sie heimlich geheiratet?
Nein, aber sie ist meine Frau, seit dem Tag, als ich sie erstmals getroffen habe.

Gibts keine Heiratspläne?
Nein, für den Moment nicht, sie ist ja meine Frau..

Was unterscheidet London von Mönchengladbach?
Gladbach hat 300'000 Einwohner, London über acht Millionen. Aber mein Nati-Kollege Valon Behrami wohnt ja auch dort, Xherdan Shaqiri lebt nicht weit weg. In Gladbach und der Schweiz kann ich mich relativ frei bewegen, das wird in London ganz anders sein. Darum bin ich froh, dass meine Frau mit mir mitkommt.

Vor der erfolgreichen U17-WM sagten Sie 2009, Sie hätten die Koffer bis zum Final gepackt. Und jetzt vor der EM, planen Sie wieder bis zum Final?
Ja, auf jeden Fall. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch. Mit dieser Mannschaft ist alles möglich.

Auch der Final?
Alles ist möglich.

Die letzten zwei Testspiele gaben keinen Anlass zu Euphorie...
Ja, die waren sehr schlecht, das wissen wir Spieler auch. Aber EM-Vorbereitungsspiele so kurz vor dem Turnier und die eigentliche EM sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Wichtig wird jetzt sein, dass wir in den beiden letzten Spielen gegen Belgien und Moldawien positive Resultate erzielen. Das sind für mich keine Testspiele mehr. Dabei geht es darum, dass wir uns vorbereiten, gegen Albanien dann den Kampf annehmen zu können. Denn die Albaner spielen mit Herz und Leidenschaft.

Gegen Albanien gibts im Mittelfeld das Bruderduell zwischen Ihnen und Taulant...
... ja, wir haben die gleiche Mama und den gleichen Papa. Es wird zwischen uns sicher viele Zweikämpfe geben. Aber am Schluss ist es ein Fussballspiel, nicht mehr und nicht weniger.

Wann müssen Sie bei Arsenal zum Training erscheinen?
Von mir aus erst am 11. Juli, am Tag nach dem EM-Final.

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