«Es war nicht wirklich speziell»
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Noah Okafor über Goldsteak:«Es war nicht wirklich speziell»

BVB-Gerüchte und Goldsteak
So tickt Nati-Überflieger Okafor

Noah Okafor (21) und seine Eltern erklären das Leben des Nati-Überfliegers. Wofür er Herzli-Sticker kriegte. Warum die Familie unter Rassismus litt. Wieso seine Mutter sagte: «Habt mal ein bisschen Eier.» Und was er zu den Goldsteak-Schlagzeilen sagt.
Publiziert: 24.04.2022 um 00:46 Uhr
|
Aktualisiert: 28.04.2022 um 09:40 Uhr
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Nati-Überflieger Noah Okafor.
Foto: TOTO MARTI
Andreas Böni

Wer Noah Okafor (21) verstehen will, der muss mit seinen Eltern reden. Es ist Anfang der Neunziger-Jahre, als Papa Christian aus Nigeria in die Schweiz flüchtet. «Ich sah keine Perspektive in Nigeria. Ich wuchs in tiefster Armut auf, wir schliefen zu sechst in einem Raum. Auf Kartonmatten», sagt der Vater. Er kommt nach Wien, dann nach München – und besucht dann einen Freund in Basel.

Dort lernt er Nicole kennen, im Ausgang, Liebe auf den ersten Blick. Die beiden gründen eine Familie, fünf Kinder haben sie. Heute sind die vier Söhne 28, 21, 18 und 16, die Tochter 23.

Der bekannteste von ihnen ist Noah, der Nati-Star. Ein ehrgeiziger junger Mann, vor ein paar Jahren Shootingstar beim FC Basel, nach seinem Elf-Millionen-Euro-Wechsel zu Red Bull Salzburg auch dort durchgestartet, nun auf der Schwelle zu einem Top-Klub wie Borussia Dortmund oder RB Leipzig. «Ich hasse es, zu verlieren», sagt er. «Sowohl beim Uno-Spielen wie beim Jassen oder an der Konsole.»

«Wollte selbst beim Basteln gewinnen»

Alle Kinder seien so ehrgeizig, sagt Mama Nicole. Noah besonders: «Selbst beim Basteln wollte er gewinnen und für mich das schönste Kunstwerk abliefern. Gelang ihm das nicht, konnte er sich richtig aufregen.» Aber «auf der anderen Seite ist er sehr sensibel. Das gibt man ihm gar nicht, wenn man ihn so sieht.»

Okafor glaubt, dass er «von Anfang an gefordert wurde, weil alle Kinder bei uns diesen Ehrgeiz haben. Aber jeder gönnt dem anderen alles. Ich kenne keinen, der zu seinen Geschwistern so ein enges Verhältnis hat wie ich.» Einmal hatten die drei Jüngsten in der Primarschule eine Rauferei. «Einer ging auf meinen Bruder los und ich ging dazwischen. Das müsste vor etwa zwölf Jahren gewesen sein.»

Eine Seltenheit, denn Streit, das kann die Mama nicht ertragen. «Ich sagte immer, ich komme im Leben mit allem klar. Aber wenn die Kinder streiten, das ertrage ich nicht. Das habe ich ihnen auch so beigebracht. Natürlich gibts auch mal Diskussionen. Aber nie so, dass es ausgeartet wäre. Jeder lernte, auch mal zurückzustehen.» Papa Christian ergänzt: «Wenn sie stritten, gab ich immer dem Ältesten Schuld. Dann haben die das schnell wieder geregelt.»

«Habt mal ein bisschen Eier»

Das Paar lächelt. Sie erlebten schon schlimmere Zeiten. Und ihre Kinder, so sagen sie, hätten von Anfang an extrem viel Verantwortung übernommen und auch übernehmen müssen. Nicole Okafor: «Ich sagte scherzhaft immer, sie sollen keine Memmen werden. Ich sagte immer: ‹Habt mal ein bisschen Eier, weil ihr sonst enttäuscht seid, wenn man's nicht probiert hat.›»

So meldet sich Noah Okafor selbständig im Alter von neun Jahren beim FC Arisdorf an. Er erzählt: «Ich spielte oft mit meinen Mitschülern. Sie merkten, dass ich relativ gut bin, und sagten, ich solle doch mal mitkommen.» Er geht nach Hause, bittet die Eltern um Schuhe und Anmeldungsgeld. Beides wird bewilligt, dann geht er ins Training, meldet sich selber an. «Ich war ja selber von mir überzeugt. Die Trainer erschraken, wie gut ich bin, was ich mit dem Ball mache. Keine vier, fünf Monate später wechselte ich zum FC Basel.» Er macht die Sek in Liestal, kommt mit 16 in die erste Mannschaft, unterschreibt mit 17 seinen ersten Profi-Vertrag.

Herzli und Strichli

Parallel dazu versuchen die Eltern, ihre Kinder auf dem Boden zu halten. Einmal die Woche ist in der Familie Putztag, jeder hat sein Ämtli: ob Staubsaugen, Abstauben, WC-Putzen, Abfall-Rausbringen oder Tisch-Abräumen. «Wir hatten nie eine Putzfrau», sagt die Mutter, die zugibt, dass sie diese sonst zu stark kontrolliert hätte. «Danach verteilte ich Herzli, bei fünf Stickern gabs eine Überraschung. Wenn sie allerdings was angestellt hatten, gabs Strichli, also Minuspunkte.»

Was Sohn Noah am liebsten machte? «Gar nichts davon», sagt er augenzwinkernd. Und was bekam er für fünf Herzli, was ihm am meisten blieb? «Einen Rucksack, den ich mir lange gewünscht habe.»

Rassismus-Vorfall schockte Okafor

Doch die Okafors, sie machten nicht nur einfache Zeiten durch. Die Hautfarbe des Vaters, sie ist doch einige Male Thema. Nach seiner Heirat in der Schweiz findet er Arbeit als Automechaniker, kommt nie mit dem Gesetz in Konflikt. Und landet doch oft auf dem Polizeiposten. «Weil ich schwarz bin», ist er überzeugt. Und auch seine Frau sagt: «Es war kulturell schwierig für uns. Viele fragten mich, wie ich denn mit einem dunkelhäutigen Mann zusammen sein könne.»

Ein Beispiel prägt dann eben auch die Kinder. Im Jahr 2016 holt der Vater seine Söhne vom Training beim FC Basel, man kontrolliert ihn, er muss alle Ausweise zeigen. Auf dem Rückweg machen die gleichen Polizisten das Gleiche nochmals. Reine Schikane.

Noah Okafor ist im Auto und stocksauer. «Ich erlebte es mit und fand es wirklich schlimm, weil Rassismus auf der Welt nichts verloren hat. Man soll jeden Menschen so akzeptieren, wie er ist. Mein Vater kann nichts dafür, dass er dunkelhäutig ist. Jeder Mensch ist gleich viel wert.»

«Man sagte mir, ich sei dreckig»

Als er selber klein ist, muss er auch einstecken: «Man sagte mir, ich sei dreckig oder so, weil ich etwas eine andere Hautfarbe habe. Aber ich lasse Beleidigungen nie an mich herankommen. Auf dem Fussballplatz habe ich es zum Glück nie erlebt.» Vater Okafor sagt, seine Erlebnisse hätten den Kindern die Augen geöffnet. Und Mutter Okafor sagt, sie habe den Kindern stets beigebracht, Streit aus dem Weg zu gehen. «Ich sagte ihnen: ‹Beginnt laut zu schreien, wenn ihr euch überrumpelt fühlt, schlagt nie, egal, wie sehr ihr provoziert werdet. Gewalt ist nie eine Lösung.›»

So seien sie im Leben gut gefahren. «Und alle sind mit beiden Füssen immer auf dem Boden geblieben», sagt Papa Okafor. Sein Sohn Noah ergänzt: «Meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich Respekt gegenüber jedem habe. Wie es ist, mit oder ohne Geld zu leben, haben wir auch gelernt. Mein Vater hatte wenig, das hat mich geprägt. Und wenn man dann in jungen Jahren viel verdient, sind Eltern wichtig, die einen kontrollieren.»

Die Goldsteak-Schlagzeilen

Mit beiden Füssen am Boden – dazu passt dann aber nicht, sich in Dubai ein Goldsteak bei Nusr-et zu gönnen. Dies machte Okafor, es kam über Social Media an die Oberfläche. Er sagt heute dazu: «Wenn man etwas geleistet hat, darf man sich auch etwas gönnen. Da sind auch meine Eltern nicht dagegen. Aber ja: Die Aktion war sicher nicht optimal.»

Er fügt hinzu: «Ich wollte es einfach mal probiert haben, weil viel geredet wird, obs gut ist oder nicht. Es sah auf den Fotos aus, als ob ich es allein esse. Aber wir waren zu viert und dann ist es auch nicht mehr so teuer. Es wird aber auch nicht mehr so vorkommen und es sollte auch nicht auf Social Media zu sehen sein.» Wie wars geschmacklich? «Klar ist es spezielles Fleisch. Aber nicht so speziell, dass man so viel zahlen muss.»

Okafor gönnt sich Gold-Steak in den Dubai-Ferien
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Luxus pur für Nati-Star:Okafor gönnt sich Gold-Steak in den Dubai-Ferien

Murat Yakin habe kurz mit ihm darüber geredet, «aber dann haben wir schnell über Sportliches gesprochen». Und seine Eltern? Papa Christian sagt: «Wenn du etwas erreicht hast, darfst du auch geniessen, aber in anständigem Rahmen.» Und Mama Nicole ergänzt: «Wenn wir das Gefühl hatten, unsere Kinder heben ab, sagten wir oft: ‹Du bist nichts Besseres als andere.›»

Inzwischen ist er trotzdem zum Star geworden. Erst beim FC Basel, ab Anfang 2020 bei Red Bull Salzburg. «Der eine oder andere verstand es nicht, dass ich nach Österreich gehe. Aber wie man sieht, habe ich die richtige Entscheidung getroffen. Es waren zu viele Diskussionen rund um den FCB, ich fühlte mich nicht mehr so wohl.»

Wechselt er im Sommer?

Diesen Sommer könnte ein Wechsel zu einem grösseren Klub anstehen. Acht Tore und sieben Assists machte er in der Meisterschaft, dazu drei Treffer in der Champions League. Ob Borussia Dortmund oder RB Leipzig oder viele mehr, Gerüchte gibt es viele, ein Wechsel ist nicht unwahrscheinlich. Auch wenn er sagt: «Ich bin Spieler von Salzburg, habe Vertrag und fühle mich wohl.»

In der Schweiz geniesst er derweil seine neue Popularität. Er sagt: «Es ist herzig, dass die Menschen Fotos machen oder Autogramme haben wollen. Ich bin immer offen dafür, weil ich als kleiner Bub auch so war. Ich habe Fotos mit vielen FCB-Spielern gemacht damals.» Er wollte immer so werden wie Breel Embolo – heute ist er sein Sturmpartner. Und sagt: «Ich kann die WM kaum erwarten. Wir sind eine sehr starke Mannschaft, auf und neben dem Platz. Und wir bringen alles mit, um Geschichte zu schreiben.»

Alex Frei: «Noahs Spielstil würde zu Dortmund passen»

Alex Frei, Sie trainierten Noah Okafor in der U18 des FC Basel. Wie war er als junger Spieler?
Alex Frei:
Tipptopp. Hochanständig, machte nie Probleme und hatte vor nichts Angst. Als ich dann Interimstrainer der ersten Mannschaft war im Spiel gegen Xamax, habe ich ihn von Anfang an gebracht. Weil ich um seine herausragenden Fähigkeiten wusste.

Er hat gleich getroffen in seinem ersten Spiel von Beginn weg. Wie hat er sich seither entwickelt?
Er war immer sehr talentiert. Nun hat er einen grossen Schritt in der Professionalität gemacht, seinen Trainingseifer hat er nochmals gesteigert und im Körperbewusstsein hat er sich entwickelt. Er hat herausragende Fähigkeiten. Aber er sollte immer in Mannschaften spielen, zu denen sein Spielstil passt. Das ist bei Red Bull Salzburg der Fall.

Und wo würde sein Spielstil auch hinpassen?
Zum Beispiel zu Dortmund, RB Leipzig oder Liverpool.

Ist er bereit für einen Wechsel im Sommer?
Ich masse mir nicht an, das zu beurteilen. Das spürst du als Spieler immer selber.

PS: Noah Okafor sagt über Alex Frei: «Er war mein bester Trainer in der Jugend, hat mich Tag für Tag gepusht und mir gesagt, was es für die erste Mannschaft braucht. Das habe ich umgesetzt und habe es nach sechs Monaten direkt von der U18 zu den Profis geschafft. Menschlich ein super Typ und ein Top-Trainer. Ich hoffe, dass er bald einen Trainer-Posten in einer der Top-5-Ligen der Welt kriegt.»

Alex Frei, Sie trainierten Noah Okafor in der U18 des FC Basel. Wie war er als junger Spieler?
Alex Frei:
Tipptopp. Hochanständig, machte nie Probleme und hatte vor nichts Angst. Als ich dann Interimstrainer der ersten Mannschaft war im Spiel gegen Xamax, habe ich ihn von Anfang an gebracht. Weil ich um seine herausragenden Fähigkeiten wusste.

Er hat gleich getroffen in seinem ersten Spiel von Beginn weg. Wie hat er sich seither entwickelt?
Er war immer sehr talentiert. Nun hat er einen grossen Schritt in der Professionalität gemacht, seinen Trainingseifer hat er nochmals gesteigert und im Körperbewusstsein hat er sich entwickelt. Er hat herausragende Fähigkeiten. Aber er sollte immer in Mannschaften spielen, zu denen sein Spielstil passt. Das ist bei Red Bull Salzburg der Fall.

Und wo würde sein Spielstil auch hinpassen?
Zum Beispiel zu Dortmund, RB Leipzig oder Liverpool.

Ist er bereit für einen Wechsel im Sommer?
Ich masse mir nicht an, das zu beurteilen. Das spürst du als Spieler immer selber.

PS: Noah Okafor sagt über Alex Frei: «Er war mein bester Trainer in der Jugend, hat mich Tag für Tag gepusht und mir gesagt, was es für die erste Mannschaft braucht. Das habe ich umgesetzt und habe es nach sechs Monaten direkt von der U18 zu den Profis geschafft. Menschlich ein super Typ und ein Top-Trainer. Ich hoffe, dass er bald einen Trainer-Posten in einer der Top-5-Ligen der Welt kriegt.»

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