Sie sind die WM-Helden und Buhmänner zugleich: Granit Xhaka (25) und Xherdan Shaqiri (26). Mit ihren Toren schossen die sie die Nati zum Sieg – mit ihrem Doppeladler-Jubel entfachten sie eine gehässige Debatte um Schweizer Werte.
Kaum war das Spiel am Freitagabend abgepfiffen, redete fast niemand mehr über die fussballerische Leistung unserer WM-Elf. Stattdessen diskutiert das ganze Land über Identität, Herkunft und Heimat.
«Ich kann mich nicht wirklich freuen. Die beiden Goals sind nicht für die Schweiz gefallen, sondern für den Kosovo», schrieb SVP-Nationalrätin Natalie Rickli auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Viele ihrer Parteikollegen stimmten ein, gefolgt von einer Meute von Selbstdarstellern in den sozialen Medien, die ihren Ressentiments freien Lauf liessen.
Es sind alte Wunden, die die beiden kosovarischen Spieler mit ihrem nationalistischen Torjubel aufreissen. Erinnerungen an Krieg, an die Massaker von Serben an Albanern – aber auch an viele Jahre hart erkämpfter Integration in der Schweiz.
Eine Suche nach Identität
Die Granits und die Xherdans kamen in den 1990er-Jahren hierher, als Kinder, auf der Flucht vor Gewalt und Verfolgung in ihrem Heimatland. Heute wohnen 200'000 von ihnen in der Schweiz – jeder zehnte Kosovare! Viele von ihnen haderten auf dem Weg ins Erwachsenenleben, versuchten, sich nicht zu verlieren zwischen den Kulturen. Eine Suche nach Identität, die bis heute andauert.
So trug Shaqiri auf dem Spielfeld zwei Flaggen auf seinen Schuhen. Auf dem Linken die der Schweiz, auf dem Rechten die des Kosovo. Das Tor schoss er mit links.
Auch so könnte man den Freitagabend interpretieren: Versöhnlich, als gelungene Integration, als Multikulti-Fussballfest. So taten es denn auch viele. Etwa um Mitternacht auf der Zürcher Langstrasse. Dort tanzten Albaner und Schweizer Arm in Arm zu kosovarischen Volksliedern.
Wie ist der Torjubel also zu deuten? Als Verrat an unserer Nati(on) oder als siegreicher Schulterschluss zweier Kulturen?
Dass Immigranten das Herz in der alten Heimat haben und den Kopf in der Schweiz sei eine menschliche Konstante. Er mahnt: «Fakten sollen zählen, nicht Symbole.»
Auch die WM-Spieler selber wiegeln ab. Captain Stephan Lichtsteiner, der seine Daumen im Spiel selbst zum Doppeladler verhakte, zeigt Verständnis: «Sie sind super Typen, haben super Qualität. Es gehört zu ihrer Kultur, dass sie so gejubelt haben.»
Granit Xhaka sagt: «Es ist ein Sieg für die Familie, die Schweiz, Albanien, den Kosovo. Diese Geste war für die Leute, die mich immer unterstützt haben.»Und Shaqiri: «Es geht hier nicht um Politik, es geht um Fussball.»
Das mag Shaqiri zwar so sehen. Die politische Dimension lässt sich allerdings nicht wegreden. Der serbische Aussenminister Ivica Dacic provozierte bereits vor dem Match: «Politik und Sport sollten nicht vermischt werden.
Aber beim Spiel vom Freitag ist das offensichtlich nicht möglich. Denn wir wissen nicht, ob wir gegen die Nationalmannschaft der Schweiz, jene von Albanien oder Pristina spielen.» Serbien sieht den Kosovo bis heute als Teil des eigenen Landes.
Parmelin verteidigt Schweiz-Albaner
Derweil zieht die Doppeladler-Debatte auch in der Schweiz Kreise bis in die höchste Politik. Bundesrat Ignazio Cassis (FDP) sagt gegenüber SonntagsBlick: «Jeder ist frei, seine Freude und Emotion so auszudrücken, wie es ihm passt – solange er es mit Respekt tut.» Das sei hier der Fall gewesen.
Und auch Sportminister Guy Parmelin (SVP) schaltet sich ein: «Wer die aufgeladene Stimmung im Stadion miterlebt hat, schätzt die hervorragende Leistung der Schweizer Nati umso mehr und kann verstehen, wenn die Emotionen mit einem Spieler durchgehen.»
Es sei nicht im Sinn des Sportes, so der Bundesrat, aus den Emotionen nun eine Polemik entstehen zu lassen. «Wir sind ein Land mit vielen Sprachen, Kulturen und Meinungen und leben friedlich miteinander. Auf diese Vielfalt sind wir stolz.»
Der Doppeladler im Wappen Albaniens geht auf den Nationalhelden Skanderbeg zurück (15. Jh.), der ihn als Siegel verwendete. Historisch stellt ein zweiköpfiger Adler ein duales Herrschaftsprinzip dar, zum Beispiel Kaiser und König. So war er lange im Wappen des Heiligen Römischen Reiches. Heute haben ihn neben Albanien noch Russland, Serbien und Montenegro im Wappen.
Der Doppeladler im Wappen Albaniens geht auf den Nationalhelden Skanderbeg zurück (15. Jh.), der ihn als Siegel verwendete. Historisch stellt ein zweiköpfiger Adler ein duales Herrschaftsprinzip dar, zum Beispiel Kaiser und König. So war er lange im Wappen des Heiligen Römischen Reiches. Heute haben ihn neben Albanien noch Russland, Serbien und Montenegro im Wappen.
Das war nicht immer so. Die Beziehung zwischen albanischen Migranten und Schweizern war lange von Spannungen geprägt. Die jungen Kriegsflüchtlinge der Neunziger hatten Mühe, sich in Schweizer Schulklassen zu integrieren, die etablierte Politik schürte Ressentiments.
1998 machte die Zürcher SVP Stimmung mit einem Wahlplakat. Darauf hiess es in grossen Lettern: «Kosovo-Albaner – Nein». Es ging um ein Integrationsprojekt für Albaner. Noch 2011 provozierte die gleiche Partei mit dem Slogan «Kosovaren schlitzen Schweizer auf.» Zwei SVP-Kader wurden daraufhin wegen Rassendiskriminierung verurteilt.
Umso erstaunlicher werten viele die Ereignisse vom Freitag: Die Schweiz gewinnt – dank zwei eingebürgerten Albanern.
Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.
- Alle Infos, Highlights und Hintergründe – kurz den WM-Ticker – finden Sie hier.
- Sämtliche Ergebnisse und die besten Torjäger gibts hier in der Übersicht.
- Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.
Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Luxemburg | 0 | 0 | 0 | |
1 | Nordirland | 0 | 0 | 0 | |
1 | Slowakei | 0 | 0 | 0 | |
1 | Winner Ger/Ita | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Kosovo | 0 | 0 | 0 | |
1 | Slowenien | 0 | 0 | 0 | |
1 | Schweden | 0 | 0 | 0 | |
1 | Schweiz | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Belarus | 0 | 0 | 0 | |
1 | Griechenland | 0 | 0 | 0 | |
1 | Loser Por/Den | 0 | 0 | 0 | |
1 | Schottland | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Aserbaidschan | 0 | 0 | 0 | |
1 | Island | 0 | 0 | 0 | |
1 | Ukraine | 0 | 0 | 0 | |
1 | Winer Fra/Cro | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bulgarien | 0 | 0 | 0 | |
1 | Georgien | 0 | 0 | 0 | |
1 | Türkei | 0 | 0 | 0 | |
1 | Winner Esp/Ned | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Armenien | 0 | 0 | 0 | |
1 | Ungarn | 0 | 0 | 0 | |
1 | Irland | 0 | 0 | 0 | |
1 | Winner Por/Den | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Finnland | 0 | 0 | 0 | |
1 | Litauen | 0 | 0 | 0 | |
1 | Loser Esp/Ned | 0 | 0 | 0 | |
1 | Malta | 0 | 0 | 0 | |
1 | Polen | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Österreich | 0 | 0 | 0 | |
1 | Bosnien und Herzegowina | 0 | 0 | 0 | |
1 | Zypern | 0 | 0 | 0 | |
1 | Rumänien | 0 | 0 | 0 | |
1 | San Marino | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Estland | 0 | 0 | 0 | |
1 | Israel | 0 | 0 | 0 | |
1 | Loser Ger/Ita | 0 | 0 | 0 | |
1 | Moldawien | 0 | 0 | 0 | |
1 | Norwegen | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Belgien | 0 | 0 | 0 | |
1 | Kasachstan | 0 | 0 | 0 | |
1 | Liechtenstein | 0 | 0 | 0 | |
1 | Nordmazedonien | 0 | 0 | 0 | |
1 | Wales | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Albanien | 0 | 0 | 0 | |
1 | Andorra | 0 | 0 | 0 | |
1 | England | 0 | 0 | 0 | |
1 | Lettland | 0 | 0 | 0 | |
1 | Serbien | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Tschechien | 0 | 0 | 0 | |
1 | Färöer | 0 | 0 | 0 | |
1 | Gibraltar | 0 | 0 | 0 | |
1 | Loser Fra/Cro | 0 | 0 | 0 | |
1 | Montenegro | 0 | 0 | 0 |