BLICK-Serie: Unsere vergessenen Natistars
Charly In-Albon (59) verkauft heute Medikamente

Nati-Debüt mit 20, aber nach drei Einsätzen hat Charly In-Albon (59) fünf Jahre Sendepause. Der Eisenfuss kommt dennoch auf 40 Länderspiele.
Publiziert: 31.12.2016 um 17:06 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:41 Uhr
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Medizin: Mittlerweile arbeitet In-Albon als Verkaufsberater für medizinische Produkte.
Foto: Valeriano Di Domenico
Max Kern

Seit 1998 ist der Weg von Abwehr-Haudegen In-Albon mit Wundauflagen gepflastert. Damals wird der Oberwalliser vom afrikanischen Sion-Präsidenten Gilbert Kadji als Trainer entlassen. In-Albon: «Kadji holte für die letzten Spiele Olivier Rouyer, aber Sion stieg trotzdem ab. Für mich war damals der Punkt gekommen, wo ich mich fragte: Charly, brauchst du das noch? Beinahe ein Magengeschwür jedes Mal, wenn du zur Arbeit fährst? Jeden Monat um den Lohn zittern?»

Alle seine 3 Söhne kicken

Seither jobbt der 40-fache Internationale als Verkaufsberater für medizinische Verbrauchsgüter. Fussball vor Ort verfolgt er höchstens, wenn seine Söhne Lucien (36), Pascale (28) und Fabien (19) beim Zweitligisten Savièse kicken. «Und täglich halte ich mich im BLICK auf dem Laufenden.»

20 ist der beinharte Verteidiger aus Brig VS, als er im Oktober 1977 im Hardturm (das war bis 2007 das Zürcher Fussball-Stadion) unter Coach Roger Vonlanthen sein erstes Länderspiel macht. «Ich war damals in der RS als Übermittlungs-Soldat.»

Auch bei den beiden nächsten Spielen, einem 1:0 in der WM-Quali gegen Norwegen und bei der 1:4-Testschlappe gegen Deutschland, ist In-Albon in der Startelf. Bei Fischers legendärem Fallrückzieher zum 4:1, das später zum Tor des Jahrhunderts gewählt wurde, ist der Manndecker aber nur Zuschauer. «Fischer war nicht mein Gegner. Der gehörte Trinchero oder Chapuisat. Der Vater von Chappi hat eh immer zu viel ‹gschnurrät›!»

Für In-Albon ist nach dem 3. Spiel für ganze 5 Jahre Pause. «Ich wechselte 1979 zu GC, musste mich als Bergler in der Grossstadt Zürich erst akklimatisieren. In Sion war ich noch reiner Amateur. Als Geometer musste ich mit Pickel und Schaufel auch Marksteine setzen. Ein Meter tiefe Löcher graben, die Steine waren zwischen 50 und 60 Kilogramm schwer.»

In Zürich hat In-Albon als Profi seine beste Zeit: 4 Meistertitel und 4 Cupsiege mit GC. Sein grösster Förderer ist Hennes Weisweiler, die deutsche Trainer-Legende von Gladbach, Barcelona und Köln. In-Albon: «Weisweiler sagte: Aus deinem Kopf werden wir Kapital schlagen.» GC schiesst in der Saison 1982/83 in 30 Spielen 86 (!) Tore, 18 davon gehen auf das Konto der Manndecker In-Albon und Andy Egli. Charly: «Wir übten nach jedem Training Eckbälle, bis uns die Köpfe abfielen.»

1982 gibt Meisterheld In-Albon beim 3:2 gegen Bulgarien sein Nati-Comeback. Neben ihm stehen mit Berbig, Egli, Wehrli, Heinz Hermann und Sulser fünf weitere Hopper in der Startelf. Der Coach: Paul Wolfisberg.

Ein Tor gegen Zimbabwe

1986 macht das Kopfball-Ungeheuer unter Daniel Jeandupeux sein 40. und letztes Länderspiel. Beim 0:2 in Schweden muss er erstmals in einer Dreierkette ohne Libero dahinter spielen. In-Albon: «Irgendwie hatte ich das Gefühl, er wollte, dass wir Schiffbruch erleiden.»

Übrigens: Sein einziges Tor schoss Eisenschädel In-Albon im Dezember 1983 beim 2:3 gegen Zimbabwe nicht mit dem Kopf. Für Gesprächsstoff sorgte die Afrika-Tournee später vor allem, weil Coach Wolfisberg zugab, mit einigen Spielern einen Joint gekifft zu haben. In-Albon energisch: «Da war ich nicht dabei! Damals war ich noch unverdorben.»

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