War Ihnen bewusst, dass sich der Skandal von Istanbul zum 10. Mal jährt?
Benjamin Huggel: Ja, schon. Ich werde von Leuten viel auf die Geschehnisse angesprochen. Sie werden auch durch mich wieder daran erinnert.
Waren Sie seither mal in der Türkei in den Ferien?
Nein, es hat sich nicht ergeben. Aber das Ganze war ein Vorfall, den man mit dem Privatleben nicht vermischen sollte.
Haben Sie seit 2005 Kebab gegessen?
Ja. Nicht oft, aber ich esse Kebab.
Der Skandal von damals begann schon bei der Einreise in die Türkei ...
... bei der Passkontrolle haben sie uns warten lassen, und wir wussten nicht, weshalb. Der Zollbeamte, der mich abfertigen sollte, ging mit meinem Pass aus dem Häuschen und kam erst 20 Minuten später wieder zurück. Ich fragte, was los sei. Darauf bekam ich keine Antwort. So blieb ich einfach vor dem Häuschen stehen, denn ich brauchte ja meinen Pass.
Auch der Empfang durch die türkischen Fans war alles andere als nett. «Ich ficke Eure Mutter!», stand auf einem Transparent, der Bus wurde mit Eiern und Steinen beworfen.
Die Sachen, die passiert sind, waren nicht gut, doch das ist lange her.
Aber an die 2:4-Niederlage, die dank dem 2:0-Sieg im Barrage-Hinspiel für die WM-Qualifikation reichte, mögen Sie sich schon noch erinnern?
Sicher, es war eine Schlacht, in der Persönlichkeit und Wille gefragt waren. Das 2:4 hat sich nicht wie eine Niederlage angefühlt. Dank der Europacup-Regel kamen wir durch.
Die Schweiz setzte sich sportlich durch, qualifizierte sich erstmals nach 1994 wieder für eine Weltmeisterschaft.
Für ein Land wie die Schweiz ist es speziell, wenn sie sich für die WM qualifiziert.
Wie waren die ersten Sekunden nach dem Schlusspfiff?
Es herrschte schon zuvor eine aufgeheizte Stimmung. Ich wollte mich eigentlich über die Qualifikation freuen, da merkte ich, dass all meine Teamkollegen Richtung Spielertunnel rannten.
Ein türkischer Assistenztrainer behinderte Valon Behrami und stellte ihm ein Bein, darauf verpassten Sie diesem Türken von hinten einen Tritt.
Das war eine Ausnahme-Situation, da habe ich mich sicher nicht korrekt verhalten. Aber diese Szene gehört zu meiner Geschichte. Meine Reaktion war ein Stück weit verständlich, aber sicher nicht gut.
Im Kabinengang gings weiter, Sie und ihre Kollegen wurden getreten ...
... ich kann mich nicht mehr an alles genau erinnern, aber es war eine sehr bedrohliche Situation.
Auch die türkischen Sicherheitskräfte sollen zugeschlagen haben, nicht wahr?
Wir wussten nicht, wer für und wer gegen uns war. Es war ziemlich dunkel im Tunnel. Unser Ziel war nur die Garderobe. Aber der Weg dorthin war relativ lang.
Wo überall mussten Sie Schläge einstecken?
Ganz bestimmt am Kopf. An die anderen Schläge kann ich mich nicht mehr genau erinnern.
Ihr Teamkollege Philipp Degen brach im Kabinengang vor der Garderobe ein Interview mit einem deutschen TV-Sender ab, um einzugreifen.
Ja, ein schöne Reaktion von ihm. Ich habe die Szene später einmal gesehen. Man sieht, dass Philipp sehr berührt war, man merkt, dass die Situation alles andere als alltäglich war.
Am schlimmsten erwischte es Stéphane Grichting, er trug eine Harnröhren-Verletzung davon. Wie haben Sie diese Situation erlebt?
Grichting stand unter der Dusche und hat geblutet.
Am Unterleib?
Ja. In der Garderobe war auch sonst eine eigenartige Stimmung, etwas zwischen Wut und Freude. Und wir kamen erst drei Stunden nach Spielschluss aus der Kabine.
Schon am Tag danach sprachen Sie davon, dass Sie wohl nicht um eine Sperre herumkommen würden.
Das war mir klar. Rasch kam bei mir die Angst auf, dass ich neben der Weltmeisterschaft 2006 zwei Jahre später auch die Europameisterschaft im eigenen Land verpassen würde.
Ende November 2005 fand im alten Fifa-Gebäude am Zürichberg die Zeugen-Befragung statt.
Ich flog von Frankfurt aus, wo ich damals spielte, nach Zürich. Ich wurde noch auf dem Rollfeld von einem Fifa-Wagen in Empfang genommen. Im Gremium sassen Leute aus der ganzen Welt. Den Vorsitz hatte einer aus Bahrain, ein Schwede war dabei. Ein Jamaikaner hat mich auf Englisch gefragt: ‘Benjamin, wenn ich die Szene, die Sie auf dem Video zeigt, anschaue, was soll ich sagen?’ Ich musste schmunzeln.
Sie wurden in erster Instanz für sechs Spiele gesperrt.
Ja, darauf sagte ich meinen Kollegen: ‘Jungs, ihr müsst an der Weltmeisterschaft in den Halbfinal kommen.’ Da meine Sperre später auf vier Spiele reduziert wurde, gings mit dem Achtelfinal an der WM in Deutschland gerade auf. Ich war deshalb 2008 an der Europameisterschaft in der Schweiz nicht mehr gesperrt.
Haben Sie Ihren Kindern mal von dieser Skandal-Nacht erzählt?
Meinem älteren Sohn, der jetzt zehn Jahre alt ist. Ich sagte ihm, das gehöre zu meiner Geschichte, und es sei nicht gut gewesen. Ich wollte nicht, dass er von jemand anderem darauf angesprochen wird und dann erschrickt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Portugal | 4 | 4 | 10 | |
2 | Kroatien | 4 | 1 | 7 | |
3 | Polen | 4 | -2 | 4 | |
4 | Schottland | 4 | -3 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Italien | 5 | 7 | 13 | |
2 | Frankreich | 5 | 4 | 10 | |
3 | Belgien | 5 | -2 | 4 | |
4 | Israel | 5 | -9 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Deutschland | 4 | 7 | 10 | |
2 | Niederlande | 4 | 2 | 5 | |
3 | Ungarn | 4 | -3 | 5 | |
4 | Bosnien und Herzegowina | 4 | -6 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Spanien | 4 | 7 | 10 | |
2 | Dänemark | 4 | 3 | 7 | |
3 | Serbien | 4 | -3 | 4 | |
4 | Schweiz | 4 | -7 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Tschechien | 4 | 0 | 7 | |
2 | Georgien | 4 | 2 | 6 | |
3 | Albanien | 4 | -1 | 6 | |
4 | Ukraine | 4 | -1 | 4 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | England | 5 | 8 | 12 | |
2 | Griechenland | 5 | 5 | 12 | |
3 | Irland | 5 | -4 | 6 | |
4 | Finnland | 5 | -9 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Österreich | 5 | 9 | 10 | |
2 | Norwegen | 5 | 3 | 10 | |
3 | Slowenien | 5 | -2 | 7 | |
4 | Kasachstan | 5 | -10 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Türkei | 4 | 5 | 10 | |
2 | Wales | 4 | 2 | 8 | |
3 | Island | 4 | -2 | 4 | |
4 | Montenegro | 4 | -5 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Schweden | 4 | 8 | 10 | |
2 | Slowakei | 4 | 5 | 10 | |
3 | Estland | 4 | -5 | 3 | |
4 | Aserbaidschan | 4 | -8 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Rumänien | 4 | 9 | 12 | |
2 | Kosovo | 4 | 5 | 9 | |
3 | Zypern | 4 | -9 | 3 | |
4 | Litauen | 4 | -5 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Nordirland | 4 | 6 | 7 | |
2 | Belarus | 4 | 1 | 6 | |
3 | Bulgarien | 4 | -4 | 5 | |
4 | Luxemburg | 4 | -3 | 2 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Nordmazedonien | 5 | 8 | 13 | |
2 | Färöer | 5 | 0 | 6 | |
3 | Armenien | 5 | -2 | 4 | |
4 | Lettland | 5 | -6 | 4 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Gibraltar | 3 | 1 | 5 | |
2 | San Marino | 2 | 0 | 3 | |
3 | Liechtenstein | 3 | -1 | 2 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Moldawien | 3 | 3 | 6 | |
2 | Malta | 3 | 0 | 6 | |
3 | Andorra | 2 | -3 | 0 |