Nati-Star Eren Derdiyok nach Terror-Anschlägen
«Das ist doch alles Wahnsinn!»

Nach den Anschlägen in Belgien und der Türkei: Eren Derdiyok, der für Kasimpasa in Istanbul spielt, macht sich Sorgen um sein ungeborenes Kind.
Publiziert: 23.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:41 Uhr
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Istiklal: In der Istanbuler Einkaufsmeile sprengte sich am Freitag ein Selbstmordattentäter in die Luft.
Foto: Keystone
Andreas Böni

BLICK: Eren, zuletzt sprengte sich in Istanbul ein Attentäter in die Luft und riss mehrere Menschen in den Tod. Wie ist das Leben für Sie in Istanbul?

Eren Derdiyok (27): Es herrscht natürlich ein Klima der Angst und der Unsicherheit. Die Einkaufsstrasse, wo sich der Selbstmordattentäter in die Luft sprengte, kenne ich gut. Es ist ein Anlaufpunkt für Touristen und immer belebt. Dann passiert noch das in Brüssel ... Das ist alles Wahnsinn. Im Moment hast du das Gefühl, dass du nirgends auf der Welt mehr sicher bist. Ein beklemmendes Gefühl.

Welche Lehren ziehen Sie daraus für Ihr tägliches ­Leben?

Man spürt jetzt überall, dass die Polizeipräsenz höher ist. Aber ich gehe nicht mehr ins Stadtzentrum und meide Menschenmengen. Ich mache mir Sorgen um meine Familie. Im Sommer werde ich zum ersten Mal Vater, meine Frau ist hochschwanger. Wir bleiben meist zu Hause, ein wenig ausserhalb von Istanbul, da fühlen wir uns wohler. Und ich bin sehr froh, dass wir jetzt zwei Wochen lang kein Spiel haben. Vielleicht beruhigt sich die Situation bis dann.

Fenerbahçe gegen Galatasaray wurde abgesagt.

Das ist normal, da wären enorm viele Menschen zusammengekommen. Da wäre es nicht schwer gewesen, nach dem Spiel irgendwo mit einer Bombe ganz viele Menschen zu töten. Deshalb war die ­Vorsichtsmassnahme sehr wichtig.

Der Vater von Gala-Spieler Umut Bulut starb bei einem der Terroranschläge.

Offenbar war er vor dem Spiel noch im Hotel bei seinem Sohn in Ankara und schaute sich das Spiel von Galatasaray bei Genclerbirligi Ankara an. Auf dem Nachhauseweg vom Stadion explodierte die Autobombe in der Nähe einer Busstation, und er starb. Es ist wirklich traurig, und ich richte ihm mein herzlichstes Beileid aus.

Buluts Teamkollege Lukas Podolski denkt an Abgang. Sie auch?

Natürlich macht man sich Gedanken. Wenn du in einem Land spielst, wo solche Dinge passieren. Ich muss für meine Frau und mein Kind sorgen. Wir werden es im Sommer abwägen. Geplant ist aber, dass meine Tochter noch in Istanbul auf die Welt kommt.

Das wird eventuell während der EM sein.

Das ist schon anderen Spielern passiert. Wir werden das schon gut hinkriegen. Wichtig ist, dass ich nach meiner Verhärtung in der Wade in den nächsten zwei Wochen fit werde, um für die EM bereit zu sein.

Sie haben in 20 Liga-Spielen 10 Tore und 4 Assists gemacht, da haben Sie gute Chancen.

Die Saison läuft gut, das möchte ich in den letzten acht Spielen fortsetzen. Die EM in Frankreich ist mein ganz grosses Ziel.

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