Nati-Star Crnogorcevic
«Das Lesben-Klischee kann ich nur belächeln»

Frauenfussball interessiert niemanden, wird nur von Lesben gespielt und ist langsam. Ana Maria Crnogorcevic – eine der besten Spielerinnen der Frauen-Nati – nimmt Stellung zu einigen der gängigsten Vorurteile gegenüber dem Frauenfussball.
Publiziert: 04.06.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:36 Uhr
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Die 24-jährige Crnogorcevic ist eine der Besten in der Frauen-Nati.
Foto: Toto Marti
Von Matthias Dubach

BLICK: Frauen-Fussball ist langsam.
Ana Maria Crnogorcevic:
Das stimmt leider. Ich kann halt einfach nicht schneller sprinten als ein Mann. Die physischen Unterschiede sind gegeben. Diese sind auch im Tennis gut sichtbar. Dazu kommt, dass Frauenfussball im TV noch langsamer aussieht, als es in Wirklichkeit ist. Live ist ein Spiel attraktiver.

Frauen-Fussball interessiert niemanden.
Das ist etwas übertrieben. Natürlich ist das Interesse nicht so gross wie bei den Männern. Aber wir hatten vor einem Jahr im Champions-League-Final in München 58 000 Zuschauer. Auch die letzte WM in Deutschland war top, die meisten Spiele waren ausverkauft. In kleinen Ligen ist das Interesse sicher weniger vorhanden. Aber das ist immer so. Solange man keinen Erfolg hat, bleibt man eine Randsportart.

Frauen-Fussball spielen nur Lesben.
Das ist der Klassiker. Mittlerweile kann ich dieses Klischee nur noch belächeln. Früher war das vielleicht noch so. Es gab viele mit kurzen Haaren, vielleicht musste man zweimal hinschauen, ob es überhaupt eine Frau ist. Von nichts kommt das Klischee ja nicht. Aber heute ist das anders. Bei den Männern wird es auch Schwule geben. Aber ich verstehe, dass man sich als Mann eher nicht outet, wenn man jedes Wochenende vor 50 000 Fans spielt. Da heisst es schnell, «was spielt der Schwule für einen Mist?» Fans können sehr primitiv sein, auch gegenüber Dunkelhäutigen. Als sich Nadine Angerer in Deutschland geoutet hat, war das kein grosses Thema. Eigentlich müsste die Gesellschaft ja längst so weit sein, dass Homosexualität kein Aufreger mehr ist.

Es gibt keine guten Frauen-Goalies.
In Deutschland gibts viele gute Goalies! Bei US-Keeperin Hope Solo erinnern mich ihre Bewegungen an einen Männergoalie. Sie ist von ihrer Power her extrem. Unser Nati-Goalie Gaëlle Thalmann hat eine super Entwicklung gemacht, sie ist körperlich top. Sie war schon vor ihrer Verletzung stark und hat sich jetzt zurückgekämpft. Sie war sehr wichtig für die WM-Quali.

Frauen spielen mit 16 Jahren in der NLA und hören mit 26 auf.
Das stimmt. Oft kommt man früh in die erste Mannschaft. In Deutschland ist der Aufstieg aber härter als in der Schweiz. Ausnahmen gibt es auch. Unser Captain in Frankfurt ist 36. Sie war noch nie verletzt. Aber in der Schweiz, wo man nicht Profi ist, muss man sich irgendwann entscheiden. Ich verstehe die Spielerinnen, die sich für den Job entscheiden.

Der Frauenfussball kann nur mit Aktionen wie den Einlaufmännern beim FCZ auf sich aufmerksam machen.
Das fand ich cool! Das war doch wirklich eine lustige Idee. Aber: Welcher Mann würde nicht auch gerne mit Cristiano Ronaldo aufs Feld laufen? Man muss etwas Ausgefallenes machen. Die Einlaufmänner waren auch hier in Deutschland ein Thema. Es hat also geklappt, damit Aufmerksamkeit zu erregen.

Frauen verdienen nichts mit Fussball.
Stimmt. Für viele ist es so. Bei uns in Frankfurt sind alles Profis, wir können davon leben. Einige junge Spielerinnen machen noch Abitur. Die haben zwar einen Profivertrag, aber da gibts vielleicht 200 Euro. Das sind nur Spesen für die Anreise. Ich habe meine Ausbildung in Bern an der BWD beim Stade de Suisse gemacht. In Hamburg habe ich das KV fertig gemacht.

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